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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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Tiptoffs; es wurde sogar behauptet, ich hielte meine Frau mit Gewalt gefangen, und obwohl ich sie allein in den Ort schickte, wo sie meine Farben trug, Bryan auf dem Schoß hatte und die Gattin des Bürgermeisters und die wichtigen Frauen besuchte, konnte nichts die Leute von der Idee abbringen, sie lebe in Angst und Schrecken vor mir; die rohe Menge war sogar so dreist, sie zu fragen, warum sie zu mir heimzukehren wage und wie ihr die Reitpeitsche zum Nachtmahl schmecke.
    Ich verlor bei der Wahl meinen Sitz, und nun kamen alle Rechnungen gleichzeitig über mich – alle Rechnungen, die ich in den Jahren meiner Ehe unterschrieben hatte und die die Gläubiger nun mit schurkischer Einmütigkeit schickten, bis sie sich auf meinem Tisch stapelten.
Ich mag den Gesamtbetrag nicht nennen; er war furchtbar. Meine Verwalter und Anwälte machten alles noch schlimmer. Ich wurde in eine äußerst verzwickte Angelegenheit verstrickt, bestehend aus Rechnungen und Schulden, Hypotheken und Versicherungen und all den schrecklichen Übeln, die sich daraus ergeben. Ein Anwalt nach dem anderen kam mit der Postkutsche aus London; ein Vertrag nach dem anderen wurde vorgelegt, und um diese Geier zufriedenzustellen, wurden Lady Lyndons Einkünfte beinahe unrettbar beschnitten. Zu ihrer Ehre sei gesagt, dass sie sich in dieser Zeit der Plagen ganz erträglich verhielt; sooft ich Geld brauchte, musste ich ihr schmeicheln, und sooft ich ihr schmeichelte, konnte ich sicher sein, dass ich diese schwache, leichtfertige Frau in gute Stimmung versetzte, denn sie besaß ein so schwaches, ängstliches Wesen, dass sie für eine Woche der Eintracht mit mir tausend pro Jahr durch ihre Unterschrift hergab. Und als meine Plagen in Hackton begannen und ich mich für die einzige verbliebene Möglichkeit entschied, nämlich Rückzug nach Irland und Beschränkung, wobei ich den größten Teil meiner Einkünfte den Gläubigern überschrieb, bis ihre Forderungen erfüllt wären, war meine Gemahlin
ganz erfreut von der Idee, abzureisen, und sie sagte, wenn wir uns ruhig verhielten, würde ohne Zweifel alles gut. Sie war wirklich froh, die relative Armut, in der wir nun leben mussten, auf sich zu nehmen, um der Abgeschiedenheit willen und der Aussicht auf häuslichen Frieden, den sie zu genießen hoffte.
    Wir brachen jäh nach Bristol auf und ließen in Hackton die abscheulichen, undankbaren Wichte zurück, die uns zweifellos in unserer Abwesenheit verlästern würden. Meine Pferde und Hunde wurden sofort verkauft; die Harpyien 441 hätten sich am liebsten auf meine Person gestürzt, aber das lag außerhalb ihrer Macht. Aus Klugheit und Umsicht hatte ich meine Minen und Besitzungen längst bis zum Äußersten belastet, sodass die Strolche in dieser Hinsicht enttäuscht wurden, und was Silber und Einrichtung des Londoner Hauses angeht, so konnten sie nichts davon anrühren, da es Eigentum der Erben des Hauses Lyndon war.
    Dann fuhr ich hinüber nach Irland und ließ mich eine Weile in Castle Lyndon nieder. Alle Welt glaubte, ich sei vollkommen ruiniert, und der berühmte, schneidige Barry Lyndon werde nie wieder in den Kreisen erscheinen, deren Zier er gewesen war. Aber so kam es nicht. Inmitten
all meiner Wirrnisse hielt Fortuna für mich doch noch einen großen Trost bereit. Aus Amerika trafen Depeschen ein mit der Meldung von Lord Cornwallis’ Sieg gegen General Gates in Carolina 442 und vom Tod Lord Bullingdons, der als Freiwilliger gekämpft hatte.
    Meine Wünsche, einen jämmerlichen irischen Titel zu besitzen, kümmerten mich kaum noch. Mein Sohn war nun Erbe der Würde eines englischen Earls, und ich ließ ihn sogleich den Titel Lord Viscount Castle-Lyndon annehmen, den dritten Titel der Familie. Meine Mutter wurde fast verrückt vor Freude, als sie ihren Enkel mit «Mylord» anreden konnte, und ich empfand all meine Leiden und Entbehrung als wettgemacht, da ich nun mein bezauberndes Kind zu solchen Ehren gelangt sah.

KAPITEL 19
Schluss
    Bestünde die Welt nicht aus einem Geschlecht undankbarer Halunken, die an deinem Reichtum gern so lang wie möglich teilhaben und den großzügigen Veranstalter des Festschmauses selbst dann noch schmähen, wenn sie voll
von seinem Wildbret und Burgunder sind, so verdiente ich wohl zumindest in Irland einen guten Namen und vortrefflichen Ruf, wo meine Großmut grenzenlos und der Glanz meines Hauses und meiner Gesellschaften von keinem anderen Edelmann meiner Zeit zu übertreffen waren. Solange meine Herrlichkeit

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