Die Meute der Morrigan
Ahnung!»
«Desoxyribonukleinsäureanalyse»,
trug Dempsey vor und wartete auf den allgemeinen Heiterkeitsausbruch.
Alle Enten keuchten vor Lachen,
und eine von ihnen bekam den Schluckauf, so daß sie immer «Quaa-hick» machte.
Ein wohlmeinender Freund klopfte ihr auf den Rücken.
Als sie sich wieder erholt
hatten, sagte die erste kleine Ente:
«Er hat das Hirn einer Qualle,
aber wir mögen ihn trotzdem, stimmt’s?»
«O ja, wir mögen ihn, wir mögen
ihn», riefen die anderen, nach Luft ringend.
«Die Intensität des Lichtes
nimmt mit dem Quadrat der Entfernung ab», warf Dempsey ungefragt ein; und
wieder ging es bei den anderen los. Schließlich sagte die kleine braune Ente:
«Was für ein Komiker ist der
Bühne durch dich verlorengegangen, Dempsey. Wißt ihr jetzt, was ich gemeint
habe? Er ist wirklich strohdumm, der arme Kerl.»
«Ich glaube, daß er vielleicht
sogar sehr klug ist», sagte Pidge. «Ich glaube sogar, er könnte uns sagen, wie
wir Curu in die Stadt unter all die vielen Leute bringen, ohne daß ihm etwas
passiert.»
Dempsey antwortete ohne Zögern.
«Der Fuchs soll so tun, als sei
er tot, und unsere liebe Wasserdame soll ihn wie einen Pelz um den Hals tragen.
Die Menschen sind an solche Dinge gewöhnt», sagte er.
Seine Freunde lachten allesamt
laut über diese Worte, doch als das Gegacker und Geschnatter verstummt war,
sagte Pidge:
«Ich glaube, das ist sehr
schlau. Könntest du das machen, Curu?»
«Leicht», antwortete der Fuchs.
«Wären Sie einverstanden?»
fragte Pidge die Frau.
«Mit dem größten Vergnügen»,
sagte sie lachend.
«Dempsey! Kluges Köpfchen! Ich
hab’ ja immer gesagt, daß du was auf dem Kasten hast», sagte die kleine braune
Ente.
Die Frau beugte sich zu Curu
herab, und er kletterte auf ihre Schultern. Er drapierte sich um ihren Hals und
ließ die Pfoten baumeln.
«Wie fühle ich mich an?» fragte
er.
«Angenehm und warm und weich»,
sagte die Frau.
«Sie sehen umwerfend aus! Er
steht ihr, was?» sagte die kleine braune Ente.
«O ja, er steht ihr, er steht
ihn», stimmten alle anderen Enten zu.
In Pidges Augen sah Curu nicht
sehr wie ein Pelz aus, aber er behielt diesen Gedanken für sich. Mit vereinten
Kräften halfen er und Brigit der Frau auf die Füße.
«Aber vergessen Sie nicht, er
ist bloß geliehen — Sie können ihn nicht behalten», sagte Brigit ängstlich und
sah zu der Frau auf.
«Natürlich, das weiß ich, mein
Kind. Und ich würde ihn auch gar nicht anders wollen als er ist — lebendig,
schön und frei», antwortete die Frau.
Curu hob den Kopf und schaute
der Frau mit einem langen, wissenden Blick in die Augen. Er berührte ihr
Gesicht mit der Schnauze, gab ihr einen Fuchskuß und leckte ihr die Wange. Dann
ließ er sich wieder um ihre Schultern sinken und machte glasige Augen.
Gemeinsam machten sie sich auf
den Weg nach Baile-na-gCeard. Und Pidge dachte: Wie es wohl sein wird? Seit wir
Galway hinter uns gelassen haben, waren wir nicht mehr in einer Stadt
Nachdem sie ein paar Schritte
gegangen waren, sah die Arme Frau Pidge an und fragte:
«Hab’ ich etwa gerade Lachs gegessen?
Hab’ ich Schlagsahne mit Blaubeeren bekommen?»
«Ja», antwortete er.
«Ich wußte, wie es schmecken
würde!» sagte sie triumphierend, und dann gingen sie weiter.
Da fiel Pidge der Korb ein, und
er sah sich um; aber alles war verschwunden. Sie folgten dem Weg, der um den
Fuß des ersten Berges herumführte und durchwanderten das enge Tal.
n
der wirklichen Welt hatte der Wachtmeister es unterdessen satt, sich Sorgen zu
machen, und außerdem war ihm schlecht vom vielen Kakaotrinken. Das Gefühl, kein
ordentlicher Wachtmeister, ja, überhaupt nicht mehr so recht er selbst zu sein,
beunruhigte ihn.
Mehrmals fuhr er halb von
seinem Stuhl hoch, drauf und dran, auf die Straße zu laufen und den ersten
Menschen, dem er begegnete, zu fragen: «Wo waren Sie um zehn nach drei am
Morgen des dreizehnten Dezember neunzehnhundertvierundfünfzig?», nur um sich
selbst zu beweisen, daß er noch Wachtmeister sei und seine Pflichten zu
erfüllen wußte.
Glücklicherweise tat er nichts
dergleichen: denn als er schließlich hinausging, war der erste Mensch, der ihm
begegnete, der Bischof, der einen Stadtbummel machte und die Sockenpreise in
den Schaufenstern verglich. Er hatte eine lange, lange Zeit vor dem
Sockenschaufenster von Alexander Moon’s Textilienhandlung in der
Eglinton-Straße verbracht, ganz versunken in Träume von seinem
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