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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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und ziemlich argwöhnisch. Er hatte etwas zu verbergen - das war ein gutes Zeichen.
    Er stellte sich Gus gegenüber, sodass er sich seinen potenziellen Vampir zum ersten Mal genauer anschauen konnte.
    Rote Narben (von verzweifelten Opfern oder Kämpfen mit anderen Blutsaugern?) durchzogen sein blasses, knochiges Gesicht. Seine Augen waren schwarz und lagen sehr tief, und wie die Ameisen auf Schokolade huschten sie über Gus hinweg. Der Typ war spindeldürr und hatte dichtes, zerzaustes braunes Haar. Gus war sich sicher, dass er Stoppeln oder einen Bart gehabt hätte, wenn er in der Lage gewesen wäre, sich einen wachsen zu lassen. Er sah jedoch nicht so aus, als ob er das konnte, und diese Tatsache machte Gus viel nervöser als die Narben oder die toten Augen. Der Kerl hatte etwas Kindliches an sich.
    »Die Toilette ist den Flur runter; erste Tür rechts.«
    Ranziger Atem schlug Gus ins Gesicht.
    Er nickte und ging den Flur hinunter, wobei er sich unauffällig umschaute. Er sah keine Familienfotos und keinerlei religiöse Dekorationen an den Wänden, aber der Geruch des Blutes war so überwältigend, dass einem übel werden konnte. Gus hatte die Gegenwart von Tod und Blut noch nie so deutlich gespürt.
    Als er das Badezimmer betrat, schlug ihm der dichte Gestank
    von Scheiße, Blut, Urin und Tod ins Gesicht. Er atmete durch den Mund, schloss die Tür und schaute in den Schrank unter dem Waschbecken, aber er fand nur ein paar Pflaster, eine Dose Rasierschaum, einen verklebten alten Rasierapparat, ein paar schmutzige Lappen und eine Flasche Putzmittel.
    Auf dem Tisch lag eine Tube Zahnpasta neben einer Zahnbürste deren Borsten kaffeefarben und ebenso ausgefranst waren wie der Teppich im Flur. Das Einzige, was man mit dieser Zahnbürste noch putzen konnte, war die Scheiße von der Kloschüssel.
    Er drehte sich zur Badewanne um. Sie war nicht so schmutzig, wie er erwartet hatte, obwohl er rund um die Wanne Ringe sah, die entweder von Dreck, Schimmel oder Blut stammten.
    Das typische Badezimmer eines dreckigen, widerwärtigen Vampirs.
    Gus war nun beinahe überzeugt, dass er sich im Versteck eines Blutsaugers befand; nur noch ein letzter Test, dann konnte er endgültig sicher sein.
    Er betätigte die Toilettenspülung, drehte den Wasserhahn auf, wartete noch eine Weile, bevor er ihn wieder abstellte, und verließ das Badezimmer.
    Als er wieder ins Wohnzimmer trat, stand der Mann an der Tür, die Hand an der Klinke. »Weißt du, du solltest dich ein bisschen besser um dein Bad kümmern«, sagte Gus. »Das ist echt übel, Mann.«
    »Verschwinde jetzt«, erwiderte der Kerl und öffnete die Tür. »So behandelt man aber keine Gäste ... Kein Bier? Keine Chips?«
    Gus erkannte, dass er den Typen allmählich reizte. Sein Kiefer schob sich angestrengt hin und her und seine Knöchel wurden noch weißer, als er die Klinke immer fester umklammerte. »Hau ab, oder ich rufe die Bullen.« Gus lachte. »Du rufst nicht die Bullen.« »Wieso nicht?« »Weil ich Bescheid weiß.«
    Der Mann starrte Gus an, und die Angst funkelte in seinen Augen.
    »Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Spiel nicht den Idioten. Ich kenne dein Geheimnis. Ich weiß, was du bist und was du nachts tust.« Er holte seine Kette hervor und hielt das Kreuz hoch. »Erinnerst du dich nicht mehr an mich? Ich bin der Typ mit der Axt.«
    Der Anblick des heiligen Kreuzes schien den Kerl abzustoßen. Er brüllte: »Woher weißt du das? Woher?« »Die Frau.« »Welche Frau?«
    »Die, die dir entkommen ist. Die, deren Foto du zerrissen hast.« Gus ging einen weiteren Schritt auf ihn zu, den Kreuzanhänger noch immer in seiner Hand. »Was?« Er schrie. »Ich dachte, sie ...« »Sie lebt noch.« Gus zog seine Waffe. Er zielte damit auf den Vampir.
    Gus hatte nun Gewissheit - dieser Typ gehörte definitiv zu den Untoten.
    Der Vampir schnappte nach Luft. »Was willst du? Geld?« Was für eine erbärmliche Kreatur, dass er sich freikaufen wollte. Gus kitzelte den Abzug. »Ich will, dass du dich zu erkennen gibt's, bevor ich dich töte.«
    »Du kannst mich nicht töten«, jammerte der Vampir. »Mutter. Meine Mutter ... Was ist dein Lieblingsfilm? Lied? Buch? Du kannst mich nicht töten!«
    »Du denkst vielleicht, du seist unsterblich, Blutsauger, aber ich weiß, wie ich dich besiegen kann. Wenn du nicht bereit bist, dich zu erkennen zu geben, dann wirst du eben als Feigling sterben.« Gus legte den Finger auf den Abzug. Der Vampir schrie und stürzte aus dem Zimmer. Gus

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