Die Nacht des einsamen Träumers.
Mann hat es vor drei Jahren gekauft.«
»Besitzen Sie weitere Immobilien?«
»Nein.«
»Seit wann haben Sie Ihren Mann nicht gesehen?«
»Seit über zwei Jahren, seit er untergetaucht ist.«
»Sorge n Sie sich nicht um seine Gesundheit?«
»Warum sollte ich?«
»Na ja, wenn man so lange keine Nachricht hat...«
»Commissario, ich habe gesagt, dass ich ihn seit zwei Jahren nicht gesehen habe, aber nicht, dass ich keine Nachricht hätte. Er ruft manchmal an. Das sollten Sie eigentlich wissen, da mein Telefon überwacht wird. Das war mir bald klar, wissen Sie.«
Diesmal dauerte die Pause zwei Minuten. »Wie merkwürdig!«, sagte der Commissario ganz plötzlich.
»Was ist merkwürdig?«, fragte die Frau und war auf der Hut.
»Die Einteilung Ihres Hauses.«
»Was ist daran merkwürdig?«
»Zum Beispiel dass das Wohnzimmer hier oben ist.«
»Wo sollte es Ihrer Meinung nach denn sein?«
»Im Erdgeschoss. Wo wahrscheinlich Ihr Schlafzimmer ist. Richtig?«
»Sissignore, richtig. Aber sagen Sie eins: Ist das verboten?«
»Ich habe nicht gesagt, dass es verboten ist, ich habe es nur festgestellt.« Wieder Schweigen.
»Also dann«, sagte Montalbano und erhob sich, »ich will nicht länger stören.«
Signora Giulia erhob sich ebenfalls, offensichtlich verwirrt vom Verhalten dieses Polizisten. Bevor er Richtung Treppe ging, sah Montalbano, wie sie den Hörer wieder auflegte. Als sie unten angekommen waren und die Frau sich anschickte, die Haustür zu öffnen, sagte der Commissario leise:
»Ich müsste mal auf die Toilette.«
Signora Giulia wandte sich um und sah ihn an, lächelnd diesmal.
»Commissario, müssen Sie wirklich oder wollen Sie suchen, und ich sage heiß und kalt? Wie auch immer, kommen Sie.«
Sie öffnete die rechte Tür und führte ihn in ein geräumiges Schlafzimmer, das ebenfalls recht geschmackvoll eingerichtet war. Auf einem der beiden Nachttischchen waren ein Buch und ein normales Telefon: Das müsste die Seite sein, auf der sie schlief. Sie zeigte dem Commissario eine Tür, die sich neben einem großen Spiegel in der linken Wand befand.
»Da ist das Bad, entschuldigen Sie, es ist nicht aufgeräumt.«
Montalbano ging hinein und schloss die Tür hinter sich. Das Bad war noch warm vom Dampf, die Signora hatte wirklich geduscht. Auf der Ablage aus Glas über dem Waschbecken gab es, was ihn stutzig machte, neben Parfümfläschchen und Cremetöpfchen auch einen Nassrasierer und eine Dose mit Rasierschaum. Er machte Pipi, drückte auf die Spülung, wusch sich die Hände und öffnete die Tür wieder.
»Signora, könnten Sie kurz mal kommen?« Signora Giulia kam ins Bad, und Montalbano zeigte wortlos auf den Rasierer und den Rasierschaum.
»Na und?«, fragte Giulia.
»Finden Sie, dass eine Frau solche Sachen braucht?« Giulia Tarantino lachte ein kurzes, kehliges Lachen, wie eine Taube.
»Commissario, Sie haben anscheinend nie mit einer Frau zusammengelebt. Das braucht man zum Epilieren.«
Es war spät geworden, deshalb fuhr er direkt nach Marinella. Zu Hause setzte er sich auf die Veranda, die direkt auf den Strand hinausging, las zuerst die Zeitung und dann ein paar Seiten in einem Buch, das er sehr mochte, Gogols Petersburger Novellen. Bevor er schlafen ging, rief er Livia an. Als sie sich schon voneinander verabschieden wollten, fiel ihm etwas ein:
»Sag mal, benutzt du einen Nassrasierer und Rasierseife zum
Epilieren?«
»Was für eine Frage, Salvo! Das hast du schon hundertmal bei mir gesehen!«
»Nein, ich wollte nur wissen, ob...«
»Und ich sag's dir nicht!«
»Warum nicht?«
»Weil es nicht zu fassen ist, dass du jahrelang eine intime Beziehung zu einer Frau hast und nicht weißt, wie sie sich rasiert!«
Wütend legte sie auf. Montalbano rief Mimi Augello an. »Mimi, wie enthaart sich eine Frau?«
»Hast du jetzt erotische Fantasien?«
»Hör auf mit dem Quatsch.«
»Na ja, sie benutzen Cremes, Pflaster, Wachs...«
»Rasierer und Rasierschaum?«
»Rasierer ja, Rasierschaum vielleicht. Aber ich habe nie gesehen, wie eine Frau einen benutzt hat. Ich habe mit bärtigen Frauen nicht so viel zu tun.«
Wenn er recht überlegte, verwendete auch Livia keinen Schaum. Außerdem – war das so wichtig?
Als er am folgenden Morgen ins Büro kam, rief er gleich Fazio zu sich.
»Weißt du, wie das Haus von Giovanni Tarantino aussieht?«
»Klar, ich war mit Dottor Augello
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