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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dort. Und wenn ihr eure Waffen wieder in der Hand haltet – und
    ich rate euch, mich nicht ohne Waffen zu verfolgen –, bin ich längst
    verschwunden. Ende des Problems. Irgendwelche Fragen?«
    Die drei Wächter schwiegen. Dann hörte Mumm ein sehr leises und
    sehr nahes Geräusch. Es war das Rascheln der Haare in seinem Ohr, als
    sie von der Spitze eines Armbrustbolzens beiseite geschoben wurden.
    »Ja, ich habe eine Frage«, erklang eine Stimme hinter Mumm. »Hörst
    du jemals auf deinen eigenen Rat?«
    Mumm spürte den Druck der Armbrust an seinem Kopf und fragte
    sich, wie weit der Bolzen fliegen würde, wenn der Unbekannte den
    Auslöser durchzog. Zwei oder drei Zentimeter wären schon zu weit
    gewesen.
    Manchmal blieb einem nichts anderes übrig. Mit übertriebener
    Vorsicht ließ er das Schwert fallen und den Feldwebel los, trat dann
    langsam zur Seite, während der vierte Wächter weiter auf ihn zielte.
    »Ich bleibe hier einfach breitbeinig stehen, einverstanden?«, sagte er.
    »Ja«, grol te der Feldwebel und drehte sich um. »Ja, dadurch sparen
    wir Zeit. Obwohl: Für dich haben wir die ganze Nacht Zeit. Gut
    gemacht, Obergefreiter. Es wird noch ein richtiger Wächter aus dir.«
    »Ja, gut gemacht«, sagte Mumm und sah zu dem jungen Mann mit der
    Armbrust. Aber der Feldwebel nahm bereits Anlauf.

    Einige Zeit später. Schmerz war aufgeflammt.
    Mumm lag auf einem harten Zellenbett und versuchte, die Pein zu
    verscheuchen. Es war nicht so schlimm gewesen, wie es hätte kommen
    können. Die Wächter verstanden es nicht einmal, jemanden richtig
    durch die Mangel zu drehen. Sie wussten nicht, dass man jemanden mit
    Tritten und Schlägen rollen konnte, und die meiste Zeit über waren sie
    sich selbst im Weg gewesen.
    Gefiel ihm dies? Der Schmerz gefiel ihm nicht. Darauf hätte er gern verzichtet.
    Einen solchen Schmerz konnte man nur ertragen, wenn man das Bewusstsein verlor, und genau das war geschehen. Aber es gab ein kleines Etwas in ihm, das sich manchmal bei einer schwierigen Verhaftung nach einer langen Verfolgungsjagd regte, ein Etwas, das selbst dann noch schlagen wol te, wenn die Schläge längst ihren Zweck erfül t hatten. Freude ging damit einher. Mumm nannte es »das Tier«. Es blieb verborgen, bis man es brauchte, und dann, wenn man es brauchte, kam es zum Vorschein. Schmerz weckte es, und Furcht. Er hatte Werwölfe mit den bloßen Händen getötet, außer sich vor Zorn und Entsetzen, dabei tief in seinem Innern das Blut des Tiers geschmeckt… Und jetzt schnüf elte es.
    »Hal o, Herr Mumm, haha. Ich habe mich schon gefragt, wann du
    erwachen würdest.«
    Er setzte sich abrupt auf. Die Zel en waren nicht nur auf der Flurseite
    vergittert. Auch zwischen ihnen gab es Gitter – wer darin saß, sol te
    keinen Zweifel daran haben, in einem Käfig zu stecken. Und in der
    nächsten Zel e, die Hände hinterm Kopf gefaltet, lag Carcer.
    »Na los«, sagte Carcer. »Streck die Hände durchs Gitter und versuch,
    mich zu ergreifen. Möchtest du herausfinden, wie lange es dauert, bis
    die Wächter hier sind?«
    »Wenigstens haben sie dich ebenfalls erwischt«, erwiderte Mumm.
    »Nicht für lange, nicht für lange. Ich bin ein Stehaufmännchen, haha.
    Besucher in der Stadt, hat sich verirrt und der Wache geholfen, tut mir
    Leid, euch Umstände gemacht zu haben, hier ist etwas für eure Mühe…
    Du hättest die Wächter nicht daran hindern sol en, sich bestechen zu
    lassen, Herr Mumm. Das macht das Leben aller Beteiligten viel leichter,
    haha.«
    »Irgendwie kriege ich dich schon, Carcer.«
    Carcer steckte sich einen Finger in die Nase, drehte ihn, zog ihn
    heraus, betrachtete das, was daran klebte, und schnippte es zur Decke
    hinauf.
    »Tja, und genau an dieser Stel e wird’s ‘n bisschen schwierig, Herr
    Mumm. Weißt du, ich bin nicht von vier Wächtern hereingetragen
    worden. Ich habe keine Angehörigen der Wache angegriffen oder
    versucht, in die Universität einzubrechen…«
    »Ich habe an die Tür geklopft!«
    »Ich glaube dir, Herr Mumm. Aber du weißt ja, wie Polizisten sind.
    Man sieht sie schief an, und sofort behaupten sie, man hätte gegen al e
    Gesetze verstoßen, die jemals erlassen wurden. Abscheulich, was sie
    einem ehrlichen Mann anhängen können, haha.«
    Mumm wusste darüber Bescheid. »Du hast also Geld«, sagte er.
    »Natürlich, Herr Mumm. Ich bin ein Gauner. Und weißt du was? Es
    ist noch einfacher, ein Gauner zu sein, wenn niemand weiß, dass man
    ein Gauner ist, haha. Aber wenn

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