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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Liebeshungrigen den Weg durch den Park wiesen. Doch die Nacht war still, keine Stimmen, kein Lachen drang zu ihm. Er wollte sich schon wieder abwenden, als er ein Geräusch vernahm, das zweifellos vom Seerosenteich kam. Er kniff die Augen zusammen, war sich aber nicht sicher, ob er etwas gesehen hatte oder nicht. Der Teich lag zu weit weg, und die Fackeln erhellten die Nacht nicht ausreichend.
    Das Bild von Bertrands ertrunkener Tochter erstand in ungebetener Deutlichkeit vor ihm. Er riss die Türe auf und hastete die Stufen hinunter zum Gartentor. An der Außenwand steckte eine brennende Fackel, die er packte, ehe er weiter zum Seerosenteich rannte. Schon bevor er am Ufer ankam, wusste er, dass er sich nicht getäuscht hatte.
    Atemlos blieb er beim Steg stehen und blickte auf die Wasseroberfläche, die sich heftig kräuselte. Seine Besorgnis legte sich. Niemand war in den Teich gestürzt, ob absichtlich oder zufällig, sondern jemand schwamm mit kräftigen Zügen durch das dunkle Wasser.
    Henri unterdrückte den Impuls, zurückzuweichen, als er erkannte, um wen es sich handelte. Vincent. Was trieb den Mann dazu, mitten in der Nacht im Seerosenteich zu planschen? Genau genommen hatte er keine Sehnsucht, den Grund zu erfahren, aber er konnte sich auch nicht gut umdrehen und einfach weggehen, jetzt, da Vincent ihn gesehen hatte.
    Er lehnte sich an den Pfahl, der den Steg am Ufer verankerte und wartete. Das Hemd klebte an seiner Haut, wie er erst jetzt merkte.
    Vincent kam beim Steg an. Er zog sich daran hoch und schwang sich auf die Planken. Die Kraft hinter der geschmeidigen Bewegung blieb Henri ebenso wenig verborgen wie der Umstand, dass der junge Mann nackt war.
    Dessen ungeachtet kam Vincent auf ihn zu. Und Henri, ein Kenner der männlichen Schönheit, der gewohnheitsmäßig die Unzulänglichkeiten eines Körpers mit einem Blick erfasste, bekam plötzlich Schwierigkeiten, regelmäßig zu atmen.
    Vincents Figur besaß die Perfektion einer antiken Statue. Nicht nur von den Proportionen seiner Gliedmaßen her, den Muskeln, die sich im Spiel von Licht und Dunkel überdeutlich abzeichneten, sondern auch von den Feinheiten, auf die für gewöhnlich niemand achtete. Die kleinen Brustwarzen standen im richtigen Abstand völlig symmetrisch zueinander, und auch am Nabel war in Form und Größe nichts auszusetzen. Henris Blick glitt tiefer. Wasser tönte sein vermutlich goldblondes Schamhaar dunkler und perlte an den festen, glatten Schenkeln hinunter. Dazwischen lag ein gefällig anzusehendes Glied, unter dem sich zwei ebensolche Hoden befanden.
    »Euer Gnaden.« Ein Hauch von Spott lag in Vincents Stimme, und Henri blickte ertappt auf. »Ich habe von meinem Arbeitszimmer eine Bewegung am Teich wahrgenommen. Deshalb wollte ich nachsehen. Es ... gab hier vor kurzem einen Unglücksfall.«
    Er brach abrupt ab. Warum suchte er nach Entschuldigungen, um sein Hiersein zu rechtfertigen? Er war der Herr von Belletoile, wenn sich jemand rechtfertigen musste, dann Vincent.
    »Ich hatte auch nicht angenommen, dass Ihr mir Gesellschaft leisten wolltet.« Vincent sah ihn an. Seine Augen wirkten dunkel und undurchdringlich. Als Henri nichts erwiderte, bückte er sich nach seinem Hemd. Das Spiel der Muskeln in seiner Schulter und seinem Rücken ließ Henri wieder den Atem stocken. Mit aller Gewalt unterdrückte er den Impuls, die Hand auszustrecken und die feuchte Haut zu berühren. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einen derart schönen Körper gesehen zu haben. Der Gedanke, ihn auf seinem Bett liegen zu sehen, träge und gesättigt von leidenschaftlichen Liebesspielen, ließ ihn auf der Stelle hart werden. Begehren überfiel ihn ebenso heftig wie ungebeten, und er kämpfte dagegen an, ihm nachzugeben. Der rationale Teil seines Verstandes erinnerte ihn daran, dass er nichts von Vincent wusste, außer, dass mit ihm ganz offensichtlich etwas nicht stimmte und dass er deshalb auf der Hut sein sollte. Der Teil seines Verstandes, der kein Interesse an Rationalität hatte, befahl ihm, diesem Mann zu zeigen, was Lust bedeuten konnte.
    Vincent schüttelte seine Hose aus und stieg hinein. »Ich konnte nicht schlafen. In meinem Zimmer war es heiß und stickig. Deshalb wollte ich mich abkühlen. Wenn ich dadurch wieder einen Fauxpas begangen habe, dann bitte ich um Verzeihung.«
    Die Worte rissen Henri aus seinen Gedanken, und er runzelte die Stirn. »Wieder?«
    »Ihr wolltet mich gestern nicht beim Diner dabeihaben, und ganz egal, was Ihr

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