Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben
Du hast die Matrjoschka geöffnet. «
Meine Knie wurden weich wie Gummi.
Pietr hockte sich neben Mrs Feldman.
Sie rang nach Luft. » Ich schwöre, dass ich es v…v…versucht habe « , stotterte sie, » aber die Heilmethode für dich habe ich nicht gefunden … Noch nicht. Bitte, bitte tu mir nichts. «
» Mrs Feldman, niemand wird Ihnen was tun. « Ich tätschelte ihr die Hand und hoffte, dass meine Beine nicht nachgaben. » Was wissen Sie über die Matrjoschka? «
» Das … das … « , sie stieß mit ihrem knochigen Zeigefinger nach meinem Anhänger, » war in ihrem Innern. Die Art der Ausführung habe ich auf Bitten meines Vaters so angeordnet. « Sie hielt den Kopf in den Händen, wiegte sich vor und zurück und murmelte Unverständliches.
» Hazel Feldman « , schalt ich. » Keiner hier wird Ihnen wehtun. Hören Sie mit diesem Unsinn auf und reden Sie mit uns. «
Sie hörte zu schaukeln auf. Argwöhnisch blickte sie zwischen Pietr und mir hin und her. Er ist ein Oborot « , vertraute sie mir an. » Ein Werwolf. «
» Oh ja. Und sie haben ein ausgezeichnetes Gehör « , fügte ich hinzu. Meine Gedanken rasten. Wenn sie zuvor nicht gewusst hatte, dass er ein Werwolf war – welches Geheimnis hatte sie dann beim ersten Mal aus seinen Karten gelesen? » Wer sind Sie? Von der CIA ? «
» Nein. « Sie machte große Augen. » Die CIA ist auch im Spiel? «
» Tut nichts zur Sache « , antwortete Pietr mit sanfter Stimme. » Sie haben also an einer Heilmethode gearbeitet? Was wissen Sie denn alles über diese Sache? «
» Was ich nicht weiß, das solltest du fragen « , entgegnete sie. » Mein Vater hat euch erschaffen … Als wissenschaftlicher Leiter des Projekts Oborot. Als die erste Generation kaum Veränderungen zeigte, nannte man ihn einen Versager, aber dann, nur siebzehn Jahre nach Einstellung des Projekts, hörte er Gerüchte über seltsame Kinder, schreckliche Morde … Selbstmorde … und Ungeheuer. « Sie erschauerte. » Er begriff, dass sein Forschungsvorhaben doch nicht gänzlich gescheitert war, sondern sich einfach nach der Generationsfolge der Caniden richtete. Er setzte alles daran, eure Leute wieder aufzuspüren und sich zu rehabilitieren, aber … leider sterbt ihr so jung … «
Pietr sah weg.
» Er wurde ein anderer Mensch. In die Ud SSR konnte er nicht zurückkehren – zu tragisch waren die Auswirkungen seiner Forschung. Erst solche Wesen zu erschaffen und dann auch noch mit einer genetischen Zeitbombe zu versehen … Er kam hierher, um den Nachwuchs der Oborot besser aufspüren und erforschen zu können und eine Heilmethode zu entwickeln. Ich wollte davon nichts wissen. Ich schlug einen anderen Weg ein. « Sie deutete auf den Kartenstapel. » Damals war ich noch davon überzeugt, dass sich Wissenschaft und Magie ausschlossen. Entweder das eine existierte oder das andere. «
Sie blickte Pietr an und musterte sein Gesicht. » Du bist anders, als ich es erwartet hätte. Er sieht gut aus, nicht wahr? «
Ich errötete. » Ja. Ziemlich gut. «
» Du weißt es, und dennoch … « Mit neuer Zuversicht fragte sie: » Du wirst mir nicht wehtun? «
» Njet « , sagte er ernsthaft. » Ganz bestimmt nicht. «
» Dann wollen wir mal diese Theorie testen. Sie hat dich gesehen … « Ihre Augen funkelten. » An deinem Geburtstag, ja? «
» Da. «
» Sie weiß, wer du in Wirklichkeit bist. «
» Er hat mich aber nur deswegen eingeweiht. « Ich tippte an den Anhänger.
» Das stimmt nicht. « Pietr erhob sich.
» Du dachtest, es wäre ein Zeichen, wegen des Hasen-Netsuke. «
» Das Hasen-Netsuke « , murmelte Hazel und schlug sich mit der Hand an die Stirn. » Deine Mutter? Ich habe ihr den Hasen in Brighton Beach gegeben. «
» Was? « Ich ließ mich eher unelegant auf einen Stuhl plumpsen. » Alexis Mutter war doch die Hochstaplerin aus Coney Island. Wo ist da die Verbindung? «
» Alexis Mutter … Oh. « Sie stutzte. Holte tief Luft. » Die beiden sind – ich bin … ein und dieselbe « , sagte sie. » Du solltest mal deine Geografiekenntnisse etwas aufpolieren, mein Kind. Brighton Beach und Coney Island liegen gar nicht weit voneinander entfernt. «
» Aber warum haben Sie Jess’ Mutter das Hasen-Netsuke gegeben? « , fragte Pietr.
» Das war so vorausgesagt « , erwiderte sie schulterzuckend.
» Nein. Sind die Dinge im Voraus bestimmt? Steht unser Schicksal in den Sternen? Nein. Das klingt mir zu sehr nach Shakespeare. Zu tragisch. « Ich schluckte und musste an Romeo und
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