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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zustoßen sollte?«
    »Artus' Ritter folgen keinem Fremdling, und sei er ein noch so großer Druide und Krieger. Wahrscheinlich würden sie Gawain zum Regenten ausrufen, bis Lancelots Sohn herangewachsen ist. Vergeßt nicht, Niniane, die Mehrzahl seiner Ritter im Reich sind Christen, und sie werden Gwydion nicht anerkennen, denn Blutschande gilt bei ihnen als schwere Sünde.«
    »Sie wissen nichts von den Heiligen Dingen.«
    »Richtig. Deshalb muß man ihnen Zeit lassen, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Die Zeit ist noch nicht reif. Wenn Gwydion nicht als Artus' Sohn anerkannt werden kann, sollten die Ritter doch erfahren, daß die Priesterin Morgaine, König Artus' Schwester, einen Sohn hat, denn er steht dem Thron näher als Lancelots Kind. In diesem Sommer wird es wieder Krieg geben…«
    Erstaunt entgegnete Niniane: »Ich glaubte, Artus habe dauerhaften Frieden im Land geschaffen.«
    »Hier in Britannien, gewiß. Aber in der Bretagne erhebt jemand den Anspruch auf den Thron ganz Britanniens.«
    »Ban etwa?« fragte Niniane ungläubig. »Er hat den Schwur vor langer Zeit geleistet… er hat die Große Ehe geschlossen, als Viviane noch eine junge Frau war, und danach wurde Lancelot geboren. Ban ist zu alt, um gegen Artus ins Feld zu ziehen…«
    »Ban ist alt und schwach«, sagte Kevin. »Sein Sohn Lionel herrscht inzwischen über das Land, und Bors, Lionels Bruder, gehört zu Artus' Ritterschaft. Für ihn ist Lancelot ein großer Held. Sie würden beide keinen Finger gegen Artus heben. Aber es gibt einen, der schon die ganze Hand erhoben hat. Er nennt sich Lucius. Auf irgendeine Weise ist er an die alten römischen Adler gekommen und hat sich zum Kaiser ausgerufen. Er fordert Artus heraus…«
    Niniane spürte ein Prickeln auf der Haut. Sie fragte: »Kündigt sich so das Gesicht an?«
    »Morgaine sagte einmal zu mir«, antwortete Kevin mit einem Lächeln, »man braucht nicht das Gesicht, um zu wissen, daß ein Schurke ein Schurke bleibt. Man braucht nicht das Gesicht, um zu wissen, daß ein ehrgeiziger Mann jede Herausforderung sucht, die seinem Ehrgeiz entgegenkommt. Es gibt Männer, die glauben, Artus wird alt. Denn sein Haar glänzt nicht mehr so golden, und er kämpft nicht mehr unter dem Drachenbanner. Aber man darf ihn nicht unterschätzen, Niniane. Ich kenne ihn, Ihr nicht. König Artus ist kein Narr!«
    »Ich glaube«, entgegnete Niniane, »für einen Mann, der verpflichtet ist, ihn zu vernichten, liebt Ihr den König zu sehr.«
    »Ihn lieben?« Kevin lächelte düster. »Ich bin der Merlin von Britannien, der Bote des Großen Rabens, und ich sitze im Rat an der Seite des Königs. Es fällt nicht schwer, Artus zu lieben. Aber meine Gelübde binden mich an die Göttin.« Er lachte hart auf. »Ich glaube, ich weiß, daß, was gut für Avalon ist, im Laufe der Zeit sich als das Beste für Britannien erweisen wird. Ihr seht in Artus den Feind, Niniane. Für mich ist er noch der Hirschkönig, der sein Rudel und sein Land verteidigt.«
    Flüsternd und mit bebender Stimme fragte Niniane: »Und was geschieht mit dem Hirschkönig, wenn der junge Hirsch herangewachsen ist?«
    Kevin stützte den Kopf in die Hände. Er wirkte alt, krank und erschöpft. »Dieser Tag ist noch nicht gekommen, Niniane. Versucht nicht, Gwydion zu drängen, nur weil er Euer Geliebter ist, denn das wird sein sicherer Untergang sein.« Kevin erhob sich und verließ hinkend den Raum, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Niniane blieb ärgerlich und mißmutig zurück.
    Woher wußte dieser Widerling davon? Ich habe keine Keuschheitsgelübde abgelegt, wie diese Nonnen! Wenn ich mit jemandem schlafen will, entscheide ich das… Selbst wenn dieser Mann mein Schüler ist und noch ein Knabe war, als er nach Avalon kam!
Niniane hatte in den ersten Jahren diesen einsamen, verlassenen und heimatlosen Gwydion ins Herz geschlossen. Niemand liebte ihn, sorgte sich um ihn oder fragte, ob er Fortschritte machte… Er kannte nur Morgause als Mutter, und man hatte ihn von ihr getrennt. Wie konnte Morgause so hartherzig sein, einen solch klugen, schönen und verständigen Sohn im Stich zu lassen? Sie erkundigte sich in all der Zeit nicht ein einziges Mal nach ihm oder kam selbst, um sich von seinem Wohlergehen zu überzeugen. Niniane hatte nie ein Kind geboren, obwohl sie nach den Beltanefeuern manchmal glaubte, schwanger zu sein. Sie hätte der Göttin gern eine Tochter geschenkt. Aber sie bekam kein Kind und lehnte sich nicht gegen das Schicksal auf.
    Schon

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