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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sie einen Geist vor sich.
Wenn er wirklich hier wäre, hätte ihn mir das Gesicht gezeigt.. .
doch dann verstand sie:
Ich habe mich so sehr darum bemüht, nicht an Accolon zu denken, damit ich nicht wahnsinnig werde…
    Accolon war schlanker als sein Bruder und nicht ganz so groß. Er warf Morgaine schnell einen verstohlenen Blick zu, als er vor seinem Vater kniete; aber seine Stimme verriet nichts, als er sich an sie wendete: »Es ist schön, wieder zu Hause zu sein, Herrin…«
    »Es ist schön, Euch hier zu haben«, erwiderte sie mit fester Stimme, »euch beide. Erzähle uns, Uwain, woher diese schreckliche Narbe auf deiner Wange stammt? Ich dachte, nach der Niederlage des Kaisers Lucius haben alle Männer Artus gelobt, den Frieden zu wahren.«
    »Das übliche«, erwiderte Uwain leichthin, »irgendein Räuber hatte eine verlassene Burg an sich gerissen, plünderte das Land und nannte sich König. Lots Sohn Gawain begleitete mich, und wir machten ihm bald den Garaus. Gawain hat es eine Gemahlin eingebracht… die Dame ist Witwe mit reichen Ländereien. Das hier…«, er faßte sich an die Narbe: »Während Gawain mit dem Ritter kämpfte, schlug ich mich mit seinem Schildknappen… ein gemeiner häßlicher Kerl, der mit der linken Hand kämpfte und meine Deckung durchbrach. Ungeschickt war er noch dazu… ich kämpfe lieber gegen einen guten Mann als gegen einen schlechten! Wenn Ihr dabeigewesen wärt, hätte ich keine solche Narbe… der Wundarzt hatte Hände wie ein Schmied! Sehe ich jetzt so häßlich aus?«
    Morgaine strich sanft über die verwundete Wange ihres Stiefsohns. »Für mich wirst du immer gut aussehen, mein Sohn. Aber vielleicht kann ich noch etwas tun… hier ist eine entzündete Schwellung. Vor dem Schlafengehen werde ich dir noch einen Umschlag machen, damit es besser heilt. Du mußt wohl Schmerzen haben?«
    »O ja«, gab Uwain zu. Ein Schauer durchlief ihn. »Als die Wunde anschwoll, glaubte ich, jetzt käme der Tod zu mir. Aber mein guter
    Freund Gawain sagte, solange ich Wein trinken kann, besteht keine Gefahr… und er sorgte rührend für Nachschub. Ich schwöre, ich war vierzehn Tage lang betrunken, Mutter!« Er lachte schallend. »Ich hätte die ganze Beute aus der Burg dieses Räubers für einen Teller Eurer Suppe gegeben, konnte weder Brot noch trocknes Fleisch kauen und verhungerte beinahe. Drei Zähne habe ich verloren…«
    Morgaine erhob sich und betrachtete die Wunde genauer. »Öffne deinen Mund. Ich sehe es«, sagte sie und winkte einem der Diener. »Bring Suppe und gekochtes Obst«, befahl sie. »In nächster Zeit darfst du nicht einmal versuchen zu kauen, Uwain. Nach dem Essen werde ich mich darum kümmern.«
    »Da sage ich nicht nein, Mutter. Es schmerzt immer noch höllisch. Außerdem, an Artus' Hof ist ein Mädchen… ich möchte nicht, daß sie vor mir zurückschreckt, als trüge ich eine Teufelsfratze.« Er lachte. Aber trotz seiner Schmerzen vertilgte er große Mengen und erzählte Geschichten vom Hof, bis alle lachten. Morgaine wagte nicht, den Blick von ihrem Stiefsohn zu wenden. Aber während des ganzen Mahls fühlte sie Accolons Blicke auf sich ruhen, die sie wärmten, als stehe sie nach dem kalten Winter wieder im Sonnenschein. Es war ein fröhliches Mahl. Schließlich wurde Uriens müde, und Morgaine rief seine Leibdiener.
    »Ihr habt heute zum ersten Mal das Bett verlassen, mein Gemahl. Ihr dürft Euch nicht überanstrengen.«
    Uwain erhob sich und sagte: »Ich will Euch tragen, Vater.« Er beugte sich nieder und nahm den kranken Mann auf die Arme, als sei er ein Kind. Morgaine folgte ihnen. Aber ehe sie die Halle verließ, wendete sie sich noch einmal um und sagte: »Kümmere dich um alles hier, Maline… ich werde Uwains Wunde behandeln, ehe ich zu Bett gehe.«
    Bald lag Uriens zufrieden in seinem Schlafgemach. Uwain blieb bei ihm, während Morgaine in die Küche ging, um einen Umschlag für seine Wunde vorzubereiten. Sie mußte den Koch wecken und befehlen, Wasser aufzusetzen…
    Ich sollte eine Feuerpfanne und einen Kessel in meinem Gemach haben, damit ich jederzeit so etwas tun kann. Warum habe ich noch nie daran gedacht?
Sie ging zurück. Uwain setzte sich, sie legte ihm heiße Tücher auf, die sie vorher in dampfenden Kräutersud getaucht hatte. Der junge Mann stöhnte erleichtert, als sich die entzündete Wunde unter der Behandlung entspannte.
    »Das tut gut, Mutter… das Mädchen an Artus' Hof könnte so etwas nicht. Wenn ich sie heirate, Mutter, kann sie

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