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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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einer Landratte, das hatten ihm die Seeleute an Bord mehr als deutlich zu verstehen gegeben, und sie hatten ihre Späße mit ihm getrieben. Aber selbst er vermochte zu erkennen, dass dieses Gewässer nicht von Schiffen, die so groß wie ihres waren, befahren werden sollte. Hier konnten höchstens Fischerboote sicher manövrieren!
    Plötzlich erglomm ein gleißend blaues Licht im Nebel, eine
helle Flamme, die den Dunstschleier zerriss. Fast augenblicklich war vor ihnen ein schneller Trommelwirbel zu hören.
    Der Steuermann und der Kapitän der Sankt Clemens riefen Kommandos. Luc konnte beobachten, wie sich die Ruderer ihrer Galeasse die Beißhölzer zwischen die Zähne schoben, die an Lederriemen von ihren Nacken hingen. Der Rudertakt erhöhte sich. Hundertfünfzig schweißglänzende Leiber beugten sich zugleich vor und zurück. Das schlanke Schiff bewegte sich von der Stelle und überwand den Sog der Strömung.
    Vor ihnen erblühten zwei Signalbojen im Weiß der Dunstschleier, orangefarbene Lichter, die sanft im Rhythmus der Wellen schwangen. Die Sankt Clemens hielt auf die Bojen zu. Der Kapitän der Galeasse eilte über den Laufgang zum Vorderkastell. Er lächelte Luc kurz an. Dann stellte er sich neben den Jungen und winkte dem Steuermann zu.
    »Ein Strich backbord!«
    »Ein Strich backbord!«, bestätigte die stämmige Gestalt hinter dem Ruder.
    Der Kapitän wirkte angespannt. Die Falten in seinem Gesicht waren tiefer geworden. Er hatte etwas Falkenartiges, fand Luc.
    Die Galeasse schwenkte ein wenig herum und hielt nun genau auf die Mitte zwischen den beiden Signalbojen zu. Der bronzene Rammsporn zerteilte die dunkle See. Undeutlich sah Luc Felsen unter dem Wasser. Wie gierige Fangzähne kamen sie ihm vor.
    Der Junge blickte zu Michelle. Sie lehnte an der Reling und schien völlig unberührt. Wie konnte sie so gelassen sein, während der Kapitän sich Sorgen machte?
    »Eins!«
    Der Rammsporn passierte die unsichtbare Linie zwischen den beiden Bojen.

    »Zwei!« Der Kapitän zählte die Ruderschläge. »Drei!«
    Aus dem Nebel tauchte ein steiler, schwarzer Felsen auf. Er war beängstigend nah.
    Der Kapitän trommelte nervös mit den Fingern auf der Reling. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt. Angestrengt starrte er ins wirbelnde Weiß. Manchmal sah man den Schatten eines Schiffes. Es mochte vielleicht fünfzig Schritt vor ihnen sein. Beängstigend nah, fand Luc.
    Gluckernd schäumte das dunkle Wasser an Steuerbord auf. Heißer Dampf schoss empor und verbreitete einen Übelkeit erregenden Gestank nach faulen Eiern.
    Luc zupfte am Kragen seines Hemdes und zog ihn sich vor die Nase. Er hielt den Atem an.
    »Siebenundzwanzig!«, rief der Kapitän gedehnt. »Drei Strich steuerbord!«
    Der Steuermann ließ das mannsgroße, hölzerne Rad herumwirbeln. Michelle hatte Luc erzählt, dass diese Steuerräder etwas Neues seien. Sie hatten die langen hölzernen Hebel abgelöst, über die man das Heckruder bewegte.
    Luc fand es nicht gerade beruhigend, auf etwas Neues vertrauen zu müssen, während ihr Schiff fast blind durch dieses unheimliche Felslabyrinth manövrierte. Und mit jedem Ruderschlag wurde es schneller.
    Eine Bö zerriss den Nebelschleier. Deutlich war das rotgoldene Heck der Galeasse vor ihnen zu sehen. Sie passierte zwei leuchtende Bojen und schwenkte nach steuerbord.
    Ihr Kapitän hatte aufgehört zu zählen, während auch die Sankt Clemens auf die Bojen zuhielt. »Der Tidenhub hier zwischen den Riffen beträgt fast neun Schritt.« Er deutete auf einen Punkt, dicht unterhalb der Stelle, an der die schräg stehende Rah auf den Hauptmast traf. »Um so viel steigt und fällt das Meer. Wir haben bald den höchsten Stand der Flut
erreicht. Hunderte Riffe sind nun vom Wasser überspült. Nur drei Stunden lang kann ein Schiff von unserer Größe die Durchfahrt nehmen. Dann muss man erneut warten, bis die Flut hoch genug steht. Und in diesen drei Stunden muss man den Weg bis zum Hafen schaffen. Es gibt nur sehr wenige Stellen, wo das Wasser auch während der Ebbe so tief bleibt, dass die Felsen sich nicht in den Rumpf bohren. Das Zerren der Gezeiten würde die Sankt Clemens wie einen riesigen Hobel hin und her bewegen. Selbst die dicken Kupferplatten unter dem Rumpf würden das Schiff nicht retten. Binnen weniger Stunden wäre es zerstört.«
    Luc nickte und gab sich alle Mühe, sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen.
    »Und wie weit ist der Weg bis zum Hafen?« Seine Stimme klang ein wenig heiser.
    Der

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