Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
verwundert.
»Ihr wisst, was ich meine. All die Jahre habe ich im Glauben gelebt, dass sie für eine Lüge ihr Leben ließ, und nun erfahre ich, dass der Schatz, den sie finden wollte, tatsächlich existiert. Wenn ich ihn hebe, führe ich zu Ende, wofür sie starb.«
»Nein!« Die Elfin schüttelte entschieden den Kopf. »Das ist keine gute Idee. Vergesst, dass Ihr mir begegnet seid und was die Orks Euch erzählt haben. Tut einfach so, als ob …«
Sie unterbrach sich – weil sie plötzlich die Spitze von Corwyns Schwert an ihrer Kehle spürte. Er war aufgesprungen, hatte blitzschnell die Waffe gezogen.
»Vergessen? Glaubt Ihr denn, das könnte ich so einfach?«, fragte er grimmig. »Lasst Euch von der Tatsache, dass ich Euch aus den Klauen der Orks befreit habe, nicht täuschen, Priesterin. Wie ich schon sagte: Meine Treue gehört dem, der mich am besten bezahlt. Also baut nicht auf meinen Edelmut. Ich kann ebenso skrupellos sein wie diese beiden nutzlosen Wichte dort.«
»Offensichtlich«, sagte Alannah tonlos. Jedes Mitgefühl war aus ihrem Blick verschwunden und eisiger Kälte gewichen. »Aber ich bezweifle, dass Marena gutheißen würde, was Ihr hier tut.«
»Nenne nie wieder ihren Namen, Elfin«, knurrte Corwyn. »Ich will nicht, dass du ihn in deinen verlogenen Mund nimmst.«
»Zeigt Ihr jetzt Euer wahres Gesicht, Kopfgeldjäger?«, sagte Alannah. »Versucht Ihr mir Angst einzujagen? Ihr werdet mich nicht dazu zwingen können, Euch zu verraten, was ich weiß. Ich habe einen Eid geschworen – ich schwor, eher zu sterben, als das Geheimnis von Shakara zu verraten.«
»Da siehst du es, Kopfgeldjäger!«, rief Rammar, und er fletschte genüsslich die gelben Zähne. »Die Elfin ist dein Feind, nicht wir! Binde uns los, dann werden wir dir helfen, das Geheimnis aus ihr herauszukitzeln. Mein Bruder und ich kennen viele lustige Methoden, verstockte Münder zu öffnen.«
»Jawohl, zu öffnen.«
»Darauf möchte ich wetten, Orks, aber eure Dienste sind hier nicht gefragt«, entgegnete Corwyn. »Die Priesterin wird auch so ihr Schweigen brechen.«
»Ganz sicher nicht«, versprach Alannah. »Eher sterbe ich.«
»Schmarren!«, rief Rammar dazwischen. »Das wird sie nicht. Das verlogene Biest hat ihre eigenen Leute verraten, um mit uns über die Berge zu fliehen. Sie wird ihr Leben in der gerade gewonnenen Freiheit ganz sicher nicht für eine Sache opfern, an die sie nicht mehr glaubt.«
»Schweig, Ork!«, fuhr sie ihn an. »Was weißt du schon, geistlose Kreatur?«
»Genug, um dich zu durchschauen, Elfin. Dein ganzes Dasein lang hast du auf etwas gewartet, das nicht eingetreten ist. Dein Leben war bisher stumpf und langweilig. Bis zu dem Augenblick, da wir aufgetaucht sind, nicht wahr? Deshalb hast du uns bei der Flucht geholfen, und deshalb wirst du auch nicht sterben wollen. Nicht um ein Geheimnis zu hüten, an das du längst nicht mehr glaubst.«
»Du redest Unsinn«, beharrte Alannah, aber sie klang längst nicht mehr so überzeugend.
»Sieh an«, meinte Corwyn grinsend. »Verstand mag der fette Ork nicht haben, aber er scheint dich tatsächlich zu durchschauen. Vielleicht hast du ja wirklich mehr mit den Unholden gemein, als dir klar ist. Bist du wirklich bereit zu sterben? Ich weiß, dass ihr Elfen euch über das Sterben nicht den Kopf zerbrecht. Ihr lebt nahezu ewig und macht euch über den Tod keine Gedanken.« Er drückte die Schwertspitze etwas fester gegen ihren alabasterweißen Schwanenhals. »Aber dieser Stahl, das versichere ich dir, kann auch deinem Leben ein Ende setzen, Elfin. Also überlege dir gut, was du tust.«
»Wenn du mich tötest, wirst du nie erfahren, wo sich der Schatz befindet.«
»Dann wäre ich auch nicht schlechter dran als jetzt«, konterte Corwyn. »Ich habe nichts zu verlieren. Du hingegen verlierst Jahrhunderte deines Lebens, wenn ich jetzt zustoße.« Und mit einer Stimme, die dem Knurren eines Wolfes glich, fügte er hinzu: »Also gib mir die Karte!«
»Was erwartest du? Dass ich sie dir aufzeichne?« Alannah lachte freudlos. »Du bist ebenso dumm und einfältig wie die Orks, die du so sehr hasst. Die Karte von Shakara kann nicht aufgezeichnet werden, denn sie ist ungleich mehr als die Beschreibung eines Weges. Verwunschen ist die Festung von Tirgas Lan, zu der die Karte führt, belegt mit einem alten Fluch.«
»Was redest du da?«, rief Corwyn mit zornfunkelnden Augen. »Das ist doch Elfengeschwätz!«
»Du zweifelst an meinen Worten? Dann solltest du die
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