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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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führten – den Orks knurrten schon wieder die Mägen – legten sie am Morgen nur eine kurze Rast ein. Sobald Orthmar und seine bärtigen Spießgesellen merkten, dass die Gefangenen und die Elfin getürmt waren, würden sie die Verfolgung aufnehmen, und inmitten der weiten Steppe gab es nirgends einen Ort, an dem man Zuflucht finden und wo man sich verbergen konnte. Die Flüchtlinge mussten also weitermarschieren, ob es ihnen gefiel oder nicht; erst wenn die schützenden Bäume des Waldes sie umgaben, durften sie sich ausruhen. Selbst Rammar leuchtete das ein, der in der kleinen Kolonne hinter Alannah marschierte. Hinter ihm kam Balbok, während Corwyn die Nachhut bildete, denn obwohl Rammar und Balbok unbewaffnet waren, wollte er die beiden Orks immer im Blick haben.
    Rammar latschte hinter der Elfin her und versuchte einmal mehr, aus ihr schlau zu werden. Ihr Gewand war noch immer weiß und wirkte völlig unberührt, und es flatterte wie ein Banner in dem Wind, der beständig über die Steppe wehte. Warum, in aller Welt, hatte Alannah seinen Bruder und ihn befreit? Hätte ihr Hass auf ihre Entführer nicht ungleich größer sein müssen als die Schuldigkeit, die sie ihnen gegenüber empfand, weil sie ihr das Leben gerettet hatten? Ein Ork wäre niemals auf den Gedanken verfallen, jemandem zu helfen, nur weil der ihm geholfen hatte. Ein jeder muss selbst sehen, wo er bleibt – das ist etwas, das kleinen Orks schon ganz früh beigebracht wird.
    Vielleicht war die Elfin für sich ja zu dem Schluss gelangt, dass die Gesellschaft einer Horde Zwerge tatsächlich noch schlimmer war als die zweier Orks und dass es ärgere Verbrechen gab als ein bisschen Entführung hier und ein wenig Plünderung dort. Schließlich hatte sie auch Corwyn befreit, obwohl Alannah allen Grund gehabt hätte, ihm zu zürnen. In Ermangelung einer entsprechenden Vokabel hatten Rammar und Balbok sich nicht für ihre Befreiung bedankt – was nicht bedeutete, dass sie nicht froh darüber waren. Doch Rammar wusste einfach nicht, welche Laune die Elfin dazu getrieben hatte; sie und ihre Beweggründe waren noch immer undurchschaubar für ihn.
    Rätselhaft war das …
    Den ganzen Nachmittag über sann Rammar über das merkwürdige Verhalten von Elfen und Menschen nach, und als sich aus dem dunkelgrünen Band im Süden endlich die Formen einzelner Bäume schälten, da traf ihn die Erkenntnis wie ein Axthieb.
    »Das ist es!«, zischte er Balbok zu. »Ich denke, ich weiß jetzt, was hier los ist.«
    »Du sprichst wieder mit mir?«, fragte Balbok verwundert. Seit sie aus dem Lager der Zwerge geflohen waren, hatte Rammar kein Wort mit ihm gewechselt.
    »Das muss ich wohl, umbal. Ist ja sonst keiner da, mit dem ich reden könnte!«
    »Das freut mich.« Balbok lachte gurrend.
    »Freu dich nicht zu früh«, erwiderte Rammar so leise, dass Corwyn und Alannah ihn nicht hören konnten. »Wenn es stimmt, was ich vermute, haben wir beide nichts zu lachen.«
    »Wieso? Was ist denn los?«
    »Sag bloß, du hast es nicht bemerkt.«
    »Nein, was denn?«
    »Das sieht dir mal wieder ähnlich. Rennst mit offenen Augen blind durch die Gegend. Ich habe selbst eine Weile gebraucht, um darauf zu kommen, aber inzwischen bin ich mir ziemlich sicher: Das Milchgesicht und das Spitzohr haben sich ineinander verschossen.«
    »Verschossen?« Balboks hohe Stirn zerknitterte sich. »Aber ich sehe nirgends Pfeile …«
    »Umbal, so meine ich das nicht. Es ist diese seltsame Sache, von der bei den Menschen immerzu die Rede ist. In unserer Sprache gibt es kein Wort dafür, aber die Menschen nennen es … nennen es … Verdammt, wie war doch gleich das Wort? Es beginnt mit L, wenn ich mich recht entsinnen …«
    »Lüge?«, nannte Balbok das erste Wort, das ihn in der Menschensprache einfiel und das mit L begann.
    »Nein.«
    »Lanze?«
    »Auch nicht.«
    »Leberwurst?«
    »Schmarren. Jetzt weiß ich's wieder: Liebe nennen sie es. Es verwirrt ihre Sinne und sorgt dafür, dass sie sich völlig entgegen ihrer Natur benehmen. So verschlagen und widerwärtig sie sonst sind, wenn sie verliebt sind, werden Menschen und Elfen zu sanften Lämmern.«
    »Du meinst, es ist eine Art Krankheit?«
    »Natürlich«, zischte Rammar. »Und es erklärt, weshalb die Elfin den Kopfgeldjäger nicht hasst, obwohl sie allen Grund dazu hat. Dieser Mistkerl hat ihr den Kopf verdreht.«
    »Den Kopf verdreht?«, wunderte sich Balbok.
    »Bildlich gesprochen.«
    »Du bist neidisch«, stellte Balbok fest.
    »Was

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