Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
Dasein gewidmet ist.
Doch viele von uns ahnen, dass dies wohl nie geschehen wird. Für uns hat es nie eine Zukunft gegeben – für mich liegt sie an den Fernen Gestaden.
Verzeiht, dass ich nicht erscheinen konnte, um Euch meine Entscheidung persönlich mitzuteilen, aber meine Anwesenheit in Tirgas Dun ist dringend erforderlich.
Noch viel ist zu tun, zu planen und vorzubereiten, bis ich dorthin zurückkehren kann, wo alles begonnen hat.
In treuer Verbundenheit,
Loreto
Fürst von Tirgas Dun
»Fürst von Tirgas Dun …«, flüsterte Alannah voller Bitterkeit. Er hatte noch nicht einmal mit seinem Essamuin unterschrieben. Jedem männlichen Elfen wird bei seiner Geburt ein geheimer zweiter Name mitgegeben, den er nur jenen verrät, die ihm nahe stehen. Alannah hatte zum Kreis jener Eingeweihten gehört – verbotenerweise.
Als Hohepriesterin von Shakara war es ihr untersagt, eine Verbindung einzugehen, sei es mit einem Sterblichen oder einem Abkömmling elfischen Geblüts. Auch war es ihr verboten, das Bett mit einem Mann zu teilen, solange sich nicht erfüllte, was Farawyn einst vorausgesagt hatte, denn ihr ganzes Trachten hatte einzig der Wahrung des Geheimnisses zu gelten. Loretos und ihre Liebe hatte daher unerfüllt bleiben müssen und nur auf geistiger Ebene bestanden. Der Fürst hatte stets behauptet, dass ihm dies genüge und es mehr wäre, als er sich je zu träumen erhoffte. Das hatte wohl nicht ganz der Wahrheit entsprochen.
Alannah war tief verletzt.
Der Fürst schien nur auf sein eigenes Wohl bedacht, auf die eigene Zukunft. Dabei hatte sie stets geglaubt, dass er anders wäre als jene bornierten Elfenfürsten, die die Sitze des Hohen Rats besetzten und sich benahmen wie die Herren der Welt, die allmählich zu einem Scherbenhaufen zerfiel. Längst hatte das Elfenreich nicht mehr die alte Ausdehnung, beschränkte sich auf die Lande tief im Süden, die an die Ufer des Meeres grenzten. Das Geschlecht der Söhne Mirons war schwach geworden, und so sehr sehnte es sich nach der Entrücktheit der Fernen Gestade, dass es die alten Tugenden und Werte verloren hatte. Loreto war das beste Beispiel dafür.
Alannah hielt die Augen geschlossen, um die Tränen zurückzuhalten. Sie trug bereits ihr blütenweißes Festgewand und würde jeden Augenblick gerufen werden, um das tägliche Ritual zu vollziehen. Von der Hohepriesterin von Shakara wurde erwartet, dass sie dabei Selbstsicherheit und Zuversicht ausstrahlte, in der unerschütterlichen Erwartung, dass sich die Prophezeiung erfüllte. Tränen passten da nicht ins Bild.
Aber Alannah war nicht zuversichtlich, und ihr Herz war voller Trauer und Zorn. Zorn über den schmählichen Verrat, den Loreto an ihr verübt hatte, Trauer darüber, dass ihr Leben das einer Gefangenen war.
Obwohl ihr Amt und ihre Herkunft ihr alle denkbaren Privilegien zubilligten, war sie im Tempel gefangen, gekettet an eiserne Regeln und Rituale, die es ihr nicht erlaubten, das zu tun, was ihr Herz ihr befahl. Wäre es nach ihr gegangen, so hätte sie Shakara längst verlassen, wäre nach Süden gegangen und hätte das nächste Schiff zu den Fernen Gestaden bestiegen auf der verzweifelten Suche nach etwas, das ihrem eintönigen Leben eine andere Richtung gab. So betrachtet, konnte sie Loreto für seine Entscheidung nicht einmal zürnen, was sie nur noch verzweifelter machte.
Ein Angehöriger ihres Volkes nach dem anderen verließ diese Welt; schon bald würde keiner von ihnen mehr in amber weilen, und die stolzen Mauern von Tirgas Dun würden zerfallen. Der Elfen Stolz würde untergehen, und Alannah würde dazu verdammt sein, dem Untergang bis zum Ende beizuwohnen, während sie in den folgenden Jahrhunderten auf etwas wartete, das niemals eintreffen würde.
Wie sehnte sich Alannah danach auszubrechen.
Wie war sie es leid, ihre Pflicht zu tun.
Warum konnte nichts geschehen, das dies alles änderte?
Ihre Dienerin klopfte und betrat gleich darauf den Raum. Sie kam, um Alannah abzuholen.
Das Ritual begann erneut, zum ungezählten Mal …
10. KIOD UR'SUL'HAI-COUL
Rammar starb tausend Tode.
Der Ork hing in Schwindel erregender Höhe an dem Seil, das er sich um den Bauch geschlungen hatte, und schloss allmählich mit seinem Leben ab. Wie Schlaglichter blitzten seine Ruhmestaten vor seinem inneren Auge auf (und er musste feststellen, dass es beschämend wenige waren). Hilflos in der Luft baumelnd, zwischen Leben und Tod, schwor sich Rammar, dies zu ändern, wenn er diesen Wahnsinn nur
Weitere Kostenlose Bücher