Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
würde sie in der Gesellschaft der beiden Orks verbringen und ihre hässlichen Visagen, ihren beißenden Gestank und ihr geistloses Gerede ertragen müssen.
Dann würde sie fliehen.
Die Weiße Wüste lag hinter ihnen. Am Fuß des Nordwalls, unweit der Schlucht, die, wie Alannah behauptete, den Zugang zum Pass darstellte, ließen die Orks den Eissegler zurück. Und das schweren Herzens, denn das bequeme Fortbewegungsmittel hatte sie auf sehr komfortable Weise über Eis und Schnee getragen. Vor allem Rammar verspürte einen starken Widerwillen, sich wieder auf Stiefelmachers Rappen zu begeben, zumal in Anbetracht des steilen Aufstiegs, der vor ihnen lag. Zwar würden sie nun eine Passage benutzen können, aber der Marsch über die Berge war nichtsdestotrotz beschwerlich.
Aus den Beständen der Eisbarbaren nahmen sie alles Dörrfleisch mit, das noch übrig war, und ihre Wasserschläuche füllten sie mit Eisbrocken; da sie diese nah am Körper trugen, würde das Eis schon bald geschmolzen sein. Alannah bestand darauf, ebenfalls einen der Proviantsäcke zu tragen, was Rammar ihr nur zu gern zugestand – seine Last war dafür umso geringer. Balbok hatte einmal mehr den Großteil des Gepäcks zu schleppen. Neben dem Tornister, der bis unter den Rand mit baish gefüllt war, musste er auch noch die Standarte des Zauberers tragen, dazu Pfeil und Bogen und seine Axt.
Derart ausgerüstet, traten sie den Weg durch die Berge an. Rammar ging vor, nicht weil er der Mutigere war, sondern weil er auf diese Weise das Marschtempo bestimmen konnte. Ihm folgte Alannah, und hinter ihr kam Balbok, der mit der Elfin durch ein Seil verbunden war, das er ihr und sich um die Hüfte geschlungen hatte. Zwar hatte die Priesterin versprochen, dass sie nicht versuchen würde zu fliehen, aber Balboks angeborenes Misstrauen riet ihm, den Worten der Elfin nicht zu trauen. Sie hatte gezetert und protestiert, als er ihr das Seil umgebunden hatte, aber Balbok hatte sich nicht davon abbringen lassen.
Durch die Schlucht gelangten sie zu einem schmalen Pfad, der an vereisten Klippen immer weiter emporführte. Die Wanderer mussten sich vorsehen; je höher sie kamen, desto schmaler wurde der Pfad und desto tiefer die Kluft, die zur Linken des Weges abfiel.
Unvermittelt endete der Pfad vor einer Felswand, und Rammar beschwerte sich lauthals, bis Alannah ihn anwies, einfach weiterzugehen, geradewegs durch den Fels hindurch. Zweifelnd und maulend tastete Rammar sich voran – und stellte verblüfft fest, dass der Fels nichts als Blendwerk war, eine Luftspiegelung, die Unberechtigte davon abhielt, den Pfad zu benutzen.
»Nun?«, fragte Alannah voller Genugtuung. »Was sagst du dazu, Ork? Sind eure Schamanen auch zu so etwas in der Lage?«
»Elfenzauber«, murrte Rammar abfällig und würgte das Wort hervor, als hätte er etwas Unrechtes gegessen.
Auf der anderen Seite der Barriere setzte sich der Weg fort wie zuvor, nur dass er noch steiler wurde und entsprechend schwieriger zu begehen war. Trotz der eisigen Kälte und des scharfen Windes, der hier wehte und ihnen Schnee und Eiskristalle in die Gesichter blies, trieb es Rammar den Schweiß auf die Stirn, und er begann so laut zu keuchen, dass man es selbst bei dem pfeifenden Wind hörte.
»Was ist denn?«, stichelte die Elfenpriesterin. »Geht dir schon die Puste aus, Ork? Dann kannst du dich auf was gefasst machen, denn es wird ein sehr langer und beschwerlicher Aufstieg werden.«
Die Elfin sollte Recht behalten.
Den ganzen ersten Tag ging es nur bergauf, meist auf schmalen Pfaden, auf denen sich die Wanderer sehr vorsichtig bewegen mussten, wenn sie nicht ausgleiten und in die Tiefe stürzen wollten. Nur wenige Verschnaufpausen gönnten sie sich, dann ging es wieder steil den Pfad hinauf.
Wenn die Wanderer sich umdrehten, konnten sie hinter sich die weite Ebene des Eislandes sehen, die sich Richtung Norden schier endlos zu erstrecken schien. Je weiter sie allerdings hinaufgelangten, desto dichter wurden die Schleier über dem Flachland, und dies umso mehr, als sich der Tag dem Ende neigte und die Nacht mit ihrem Dämmerlicht hereinbrach.
Rammar, der nicht mehr konnte, beschloss schließlich, dass es Zeit war, das Nachtlager aufzuschlagen. In einer Felsenge, die vor Wind und Wetter Schutz bot, suchten sie Zuflucht. Als Balbok jedoch ein Feuer entzünden wollte, fuhr Rammar ihn scharf an.
»Halt, lass das!«
»Wieso?«
»Willst du uns unbedingt verraten, umbal? Der Feuerschein wird meilenweit
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