Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
einzusteigen. Und wenn man so nah dran ist, macht einem alles Angst. Weil es ernst wird. Weil man wirklich was zu verlieren hat.«
    »Ich habe keine Angst«, sagte sie, aber sie wusste, dass das nicht stimmte.
    »Sicher hast du die. Aber keine Sorge, so schnell geht das alles nicht. Wir entscheiden uns auch nicht über Nacht. Und um auf deine Frage zurückzukommen: Ich hätte gerne ein paar Probeaufnahmen. Unverbindlich. Nichts weiter. Es kostet dich nichts. Es gibt keinen Haken.«
    »Wann?«, fragte sie.
    »Wann du willst. Du musst nach Köln kommen. Ich bezahle die Fahrt. Hast du ein Konto?«
    »Ja«, sagte sie. Doch da war nie etwas drauf. Sie und Björn lebten von der Hand in den Mund.
    »Ich überweise dir sofort tausend Euro. Das ist Fahrtgeld und gleichzeitig das Honorar für die Aufnahmen. Du darfst das Geld behalten, egal wie die Sache ausgeht.«
    Mara diktierte die Bankverbindung, ging nach Hause, traf Björn, der ihr alles, was geschehen war, aus der Nase zog. Und plötzlich, als er sah, dass Geld rüberkam, machte er große Augen. »Der verarscht dich nur. Das will ich erst mal sehen, dass der das wirklich überweist.«
    Zwei Tage später gingen sie auf die Bank. Das Geld war da. Mara hob das Geld ab und ging zum Bahnhof, um eine Fahrkarte zu kaufen.
    »Wo willst du hin?«, fragte Björn.
    Mara sagte es ihm, und er fing auf offener Straße wieder Streit an: »Bist du bescheuert? Behalt das Geld. Der Typ soll dir den Buckel runterrutschen. Und jetzt gib mir die Hälfte.«
    Sie trat ein paar Schritte zurück, musterte Björn von oben bis unten – sah seinen dunkelgrün tätowierten Arm, seine Lippenpiercings, die immer so entzündet aussahen. Seine Versuche, sich schüttere Koteletten wachsen zu lassen. Björn kotzte sie endgültig an. Und sie ging einfach weg.
    »Ach, so läuft das, ja?«, schimpfte er hinter ihr her. »Erst reißt man sich den Arsch auf, macht sogar ein Video für dich, und dann hast du Erfolg, und du willst nichts mehr davon hören.«
    Mit dem Video musste Gritti auf sie aufmerksam geworden sein. Björn war vor ein paar Monaten mit einer geliehenen Kamera aufgetaucht und hatte ein paar Sequenzen von einer Probe eingefangen, die man jetzt auf Youtube sehen konnte. Der Erfolg war mäßig. Ein paar Hundert Klicks, ein paar nette Kommentare. Eine Sekunde lang war sie versucht, auf Björn einzugehen. Immerhin verdankte sie Grittis Angebot damit letztlich ihm. Doch dann zwang sie sich, der Realität ins Auge zu sehen.
    »Ach, auf einmal ist er kein amerikanischer Bonze mehr?«, rief sie. »Auf einmal willst du auch was abhaben?«
    Sie steckte ihm einen Hundert-Euro-Schein zu. »Das ist für das Video. Und jetzt hau ab. Ich hab zu tun.«
    Sie holte Tamara und ihre anderen Sachen aus der Wohnung und fuhr noch am Abend nach Köln. Vom Hauptbahnhof aus rief sie Gritti an. Er meldete sich sofort. Als hätte er nur auf ihren Anruf gewartet.

12
    »Da vorn ist es«, rief der Taxifahrer im Hier und Jetzt, irgendwo zwischen Berlin und Potsdam. Mara erwachte aus ihren Gedanken. Es war eine gute halbe Stunde vergangen. Sie blickte über die Wiesen, die von Stacheldraht eingezäunt waren. Weiter hinten begann ein Waldstück. Davor stand auf der linken Seite ein altes Haus.
    Das Taxi drosselte die Geschwindigkeit.
    »Ich sehe nichts«, sagte sie. »Wo soll das passiert sein?«
    »Da, wo der Wagen steht.«
    Richtig, da hielt ein Auto – gleich an der Stelle, wo der Zaun durchbrochen und der Rasen aufgewühlt war. Die Furchen aus blanker gelblicher Erde wirkten wie eine offene Wunde. Dahinter war alles dunkel. Schwarz. Verbrannt.
    »Woher wissen Sie, dass es hier passiert ist?«, fragte Mara.
    »So was spricht sich rum. Soll ich jetzt anhalten?«
    Sie waren ganz nah an das stehende Auto herangekommen. Mara konnte den Fahrer nicht erkennen. Wahrscheinlich ein Journalist, dachte sie. Wenn ich jetzt aussteige, macht er ein Foto von mir, und kurz darauf ist es im Internet: Mara Thorn an der Unfallstelle.
    Jetzt sah der Typ aus dem Auto herüber.
    Mara wich dem Blick aus und beugte sich nach vorn. »Fahren Sie weiter.«
    »Einfach geradeaus?«
    »Ja, genau.«
    Sie spürte, wie sie in die Sitze gedrückt wurde, als der Taxifahrer wieder Gas gab. Ein heftiger Stich von Trauer erfasste sie. Hier war John gestorben. Durfte sie nicht mal in Ruhe Abschied nehmen?
    Abschied nehmen kannst du auf dem Friedhof, sagte sie sich. Aber du willst gar nicht Abschied nehmen.
    Du willst herausfinden, was mit John wirklich

Weitere Kostenlose Bücher