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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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reingebracht, bevor ich dich im Wald gefunden hatte.«
    »Und woher wusstest du, dass ich dort war?«
    »Ich hab’s mir halt gedacht.« Deborah musterte Mara mit ihren hellen Augen. »Komm doch mal her«, sagte sie dann. »Wir haben uns noch gar nicht richtig begrüßt …« Und da nahm sie Mara in die Arme. Hatte sie das jemals getan, wenn sie sich trafen? Nein, diese Art von Vertrautheit hatte es zwischen ihnen nie gegeben. Mara hätte sich gewünscht, dass ihr die Geste guttat, aber das war nicht der Fall, wie sie verwirrt feststellte. Die Umarmung war ungeschickt und hölzern.
    »Dir geht’s tatsächlich nicht gut«, sagte Deborah. »Ich spüre, dass du verkrampft bist. Kein Wunder, deine Geige ist weg. Und dann der Ärger mit Grittis Bruder …«
    Mara spürte plötzlich Enge. Sie hatte das Bedürfnis nach frischer Luft. Die sterile Atmosphäre in der Wohnung setzte ihr zu.
    »Was hast du?«, fragte Deborah, als Mara ins Wohnzimmer ging und die Terrassentür aufriss. »Ah, ich verstehe. Ja, wir müssen mal dringend lüften. Aber dann reden wir, okay? Und wir können uns ja was kochen. Spaghetti oder so.«
    »Lass uns bitte sofort reden«, sagte Mara. »Wir müssen etwas tun, damit ich die Geige zurückbekomme.«
    »Ja sicher … Aber das wird nicht einfach. Jetzt ist schon so viel Zeit seit dem Diebstahl vergangen.«
    Mara hatte das Gefühl, jemand hätte ihr in den Bauch geboxt. »Soll das heißen, wir können gar nichts unternehmen?«
    »Wenn die Polizei dir nicht helfen konnte …« Sie schloss sorgfältig die Terrassentür. »Es muss nicht die ganze Nachbarschaft mitbekommen, was wir hier zu reden haben.«
    »Deborah, ich dachte wirklich, du kannst mir helfen.«
    »Mara, ich glaube, dass dieser Diebstahl ganz bewusst begangen wurde. Der Täter wusste, was sich in dem Schließfach befand. Sonst hätte er auch deinen Rucksack mitgenommen. Und ich bin sicher, wer auch immer das getan hat, wird sehr gut dafür gesorgt haben, dass ihm niemand auf die Schliche kommt.«
    Mara nickte. »Dass aber auch so viele seltsame Sachen geschehen. Alles auf einmal …«
    Deborah setzte sich auf die Couch, doch sie fläzte sich nicht hin, sondern sie hielt den Rücken gerade und berührte noch nicht einmal die Lehne. Sie saß da wie eine Prinzessin beim Fernsehinterview. Oder eine Gouvernante. Die Beine, die von weißen Nylonstrümpfen bedeckt waren, übereinandergeschlagen.
    Mara war viel zu aufgewühlt, um sich zu setzen.
    »Ich weiß, es ist ein bisschen viel auf einmal«, sagte Deborah. »Aber was du jetzt am dringendsten brauchst, ist ein neues Management. Letztlich bist du doch gar nicht darauf angewiesen, dass dich Grittis Bruder unter Vertrag behält. Lass mich für dich arbeiten. Du wirst ganz neu durchstarten. In ein paar Monaten ist das hier alles nur eine Erinnerung. Bald stehst du wieder auf der Bühne.«
    »Ohne meine Geige?«, fragte Mara. »Wie stellst du dir das vor? Und wieso du? Hast du Erfahrung im Künstlermanagement? Ich dachte, du bist Anwältin.«
    Deborah hob die Hände. »Es wird doch noch andere Geigen geben. Notfalls lassen wir eine bauen. Sie kann ja genau so aussehen wie die andere.«
    »Aber das Instrument hat eine große Bedeutung für mich. Ich muss es wiederhaben.«
    »Aber ich habe dir doch gerade erklärt …«
    »Ja, ich weiß. Das Überwachungsvideo hat nichts gebracht, gut. Aber so eine Geige taucht doch irgendwo wieder auf. Jemand könnte versuchen, sie zu verkaufen. Ich habe gehört, es gibt Listen für Auktionshäuser. Man verbreitet Fotos mit gestohlenen Instrumenten. Wir müssen alles versuchen. Es ist ja nicht nur so, dass die Violine mir selbst viel bedeutet … Da ist noch mehr … Sie hat ein Geheimnis.«
    »So?«, sagte Deborah mit unüberhörbarer Kälte in der Stimme. »Ein Geheimnis? Welches denn?«
    Mara stieß einen Seufzer aus und ließ sich auf der anderen Seite der Couchgarnitur in die Polster sinken. Jetzt war der Punkt gekommen, an dem sie Deborah einiges erzählen musste.
    »Die Geige war ein Geschenk«, begann sie. »Zu meinem achtzehnten Geburtstag.«
    »Von wem?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bekam sie anonym. In dem Kasten, in dem ich sie auch heute noch aufbewahre. Es war eine Karte dabei, auf der mir derjenige, der sie mir schickte, gratulierte, aber er schrieb keinen Namen darunter.«
    Deborah runzelte die Stirn. »Weißt du, was das bedeutet? Es kann sein, dass dir die Geige gar nicht gehört. Vielleicht ist sie ja vorher bereits gestohlen worden und sie war

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