Die Party Queen von Manhattan - Roman
Okay, wir hatten uns noch nie richtig ausstehen können, das war klar. Aber warum versuchte sie nun, mein Leben zu ruinieren?
Kelly kam ich wohl weniger geschockt als vielmehr ahnungslos vor, denn als Nächstes sagte sie: »Ja, ich konnte mit dem Namen auch nichts anfangen. Irgendein graues Mäuschen, schätze ich, aber sie macht ihre Sache gut - wenn keiner sie kennt, schöpft auch keiner Verdacht. Die Frau von Ralph Lauren ist mit Abigails Bruder verheiratet, und ich musste ihr schwören, es nicht weiterzusagen. Irgendwie wollte sie es wohl mal loswerden. Oder meine Diskretion prüfen. Spielt letztlich keine Rolle. Verlier kein Sterbenswörtchen darüber, aber falls du dem Mädel mal über den Weg läufst, dann sieh zu, dass sie die richtigen Bilder und Informationen kriegt.«
Zuerst hatte ich ja gedacht, Kelly hätte mich über die Identität der Kolumnistin aufgeklärt, damit ich ihr unter allen Umständen aus dem Weg gehen konnte, aber offensichtlich verfolgte sie ein völlig anderes Ziel.
Sie fuhr fort: »Jetzt kannst du sie gezielt füttern - ganz cool und nebenbei, mit allem Möglichen, was nach Knüller klingt. Damit steigen unsere Chancen noch, die Kunden ins Gespräch zu bringen.«
»Klingt gut«, krächzte ich. Ich wollte endlich raus aus dem Büro und Wort für Wort noch mal nachlesen, was Abby bisher geschrieben hatte. Wie war sie da überhaupt drangekommen?
Verbittert stellte ich mir vor, wie sie sich an jenem ersten Abend im Bungalow 8 gefühlt haben musste, dem Abend, an dem ich Philip kennen gelernt hatte und ihr über den Weg gelaufen war - eine wandelnde Goldgrube. Wenn ich so darüber nachdachte, passte alles zusammen: In letzter Zeit war sie überall aufgetaucht, wie ein Schachtelteufelchen aus dem Nichts, und hatte die üblichen fiesen Kommentare und spöttischen Blicke abgesondert.
»Okay, Schluss damit. Mach dir darüber jetzt keine großen Gedanken. Konzentrier dich einfach darauf, dass heute Abend alles wie am Schnürchen läuft. Es wird bestimmt super, oder, was meinst du?«
Ich murmelte irgendwas wie »Doch, ganz bestimmt, super« und schleppte mich aus dem Büro. Im Geist stellte ich Abby bereits zur Rede, malte mir tausend verschiedene Möglichkeiten aus, die mir alle höchst verlockend erschienen. Erst als ich wieder an dem runden Tisch auf meinen Laptop starrte, ging mir auf, dass ich mir meine wilden Fantasien abschminken konnte. Kein Mensch durfte von dem erfahren, was Kelly mir soeben eröffnet hatte, am allerwenigsten Abby selbst.
Ich versuchte, mich zu konzentrieren. Schnitt die Gesellschaftsseite aus und pappte sie ans Infobrett, sah dann im Internet nach, ob der Flieger, der Jay-Z von Los Angeles nach New York bringen sollte, pünktlich in New York gestartet war und somit höchstwahrscheinlich auch planmäßig in Los Angeles landen und von dort wieder abheben würde. So weit, so gut. Als Nächstes verdonnerte ich zwei Praktikantinnen dazu, nach Newark rauszufahren und zu warten, bis der Trupp eingetroffen war. Eigentlich eine überflüssige Maßnahme, nachdem die Hotelfritzen vom Gansevoort zwei Stretchlimousinen zur Abholung schicken würden. Aber ich wollte jemanden vor Ort haben, der aus eigener Anschauung bestätigen konnte, dass Jay-Z & Co. angekommen und ohne irgendwelche Verwicklungen ins Auto gestiegen waren. Schnell noch ein Anruf bei
Sammy - ruhig, mein Herz -, der mir versicherte, dass alles wie geschmiert lief. Damit war meine Liste abgehakt. Es war später Nachmittag, und ich hatte absolut nichts mehr zu tun außer möglichst nicht an die böse, böse Hexe Abby zu denken.
18
Jay-Z landete nicht bloß pünktlich, sondern sogar ein paar Minütchen zu früh, und er war die Höflichkeit und Aufmerksamkeit in Person. Und praktisch alle, die zugesagt hatten, kamen auch wirklich, und Wunder über Wunder, die Leute, die sich uneingeladen einfanden, gehörten samt und sonders zu denen, die wir auch noch gern zu dem Event gebeten hätten. Mr. Kroner verschanzte sich für den Abend mit seinen Partnern an einem Tisch, den wir mit einem ebenso kleinen wie auffälligen »RESERVIERT«-Schild garniert hatten und an dem wir einen nicht enden wollenden Strom hübscher Mädels zum Winkewinkemachen vorbeilotsten.
Die größte Überraschung stellte Philip dar. Ich war auf das Schlimmste gefasst gewesen, sprich, dass er im berauschten Zustand mich oder die Firma lächerlich machen würde. Aber er hielt buchstäblich seine Nase aus allem heraus und schnoberte nicht einmal in
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