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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Dann wurde ihr Körper so plötzlich schlaff, als hätte sie zu atmen aufgehört.
    Linden, die Pahni für ohnmächtig hielt, ließ sie los. Der Mähnenhüter lockerte seinen Griff und veränderte seine Haltung, um sie in die Arme schließen zu können.
    In diesem Augenblick riss Pahni sich los. Sie führte einen wütenden Schlag gegen Lindens Gesicht: einen Schlag, der Linden von den Beinen geholt hätte, wenn Stave ihn nicht abgefangen hätte. So streifte Pahnis Faust nur Lindens Jochbein; ließ sie leicht zurücktorkeln. Vor ihren Augen blitzte kurz ein Sternenfeuerwerk auf.
    »Er ist mein Liebster!«, klagte Pahni und flüchtete.
    Mahrtür versuchte nicht, sie aufzuhalten. Als Rahnock ihr den Weg vertreten wollte, blaffte der Mähnenhüter: »Tu es nicht!«, und Rahnock ließ die junge Frau an sich vorbei.
    Pahni spurtete in die Nacht davon; stürmte den Südhang des Hügels hinunter. So verließ sie fast augenblicklich den Bereich, den der Schmuckstein des Krill erhellte.
    »Mähnenhüter«, protestierte Bhapa bittend.
    Mahrtür stand da, als sähe er Pahni nach. In einer Hand hielt er die Garotte. Im nächsten Augenblick winkte er Bhapa zu sich heran.
    »Folge ihr, Seilträger«, wies er ihn halblaut an. »Tu dein Bestes, damit sie nicht zu Schaden kommt. Aber misch dich nicht in ihren Schmerz ein. Sie hat ihre erste Liebe verloren. Solche Bindungen sind oft tief und lebenslänglich, aber immer reißend wie Fangzähne.«
    Während der ältere Seilträger davonhastete, wandte der Mähnenhüter sich indirekt an Linden. »Sie ist eine Ramen. Sie kommt wieder zur Besinnung, wenn sie gebraucht wird.«
    Dann wandte er sich Linden zu; schien sie unter der Augenbinde hervor zu studieren. »Ring-Than«, sagte er steif, hörbar verärgert. »Ich bitte dich im Namen meiner Seilträgerin um Verzeihung. Sie würde nicht so leiden, hätte sie nicht hören müssen, wie der Zeitenherr Liands Ende praktisch angekündigt hat.«
    Ich wollte, ich könnte dich verschonen.
    »Trotzdem ist sie eine Ramen und hat sich zu Unerhörtem hinreißen lassen. Die Hand gegen die Ring-Than zu erheben, ist unentschuldbar. Aber ich muss es entschuldigen. Deshalb bin ich bereit, alle Konsequenzen zu tragen, die du für nötig hältst.«
    Mahrtür … Linden, die ihrer Stimme nicht traute, trat auf den Mähnenhüter zu und umarmte ihn. Das war die einzige Sprache, die ihr im Augenblick zur Verfügung stand.
    Anfangs blieb er gekränkt starr aufgerichtet: unnachgiebig wie ein Haruchai. Dann spürte sie seine Starrheit jedoch schwinden, als hätte er ihre Zustimmung gewonnen.
    Sie wollte sich an seiner Schulter ausweinen und konnte es nicht. Ihre Gefühle waren zu extrem. Liands Tod und Jeremiahs Notlage ließen in ihrem Herzen keinen Raum für irgendwelche Anzeichen von Schwäche.
    Noch ein paar Sekunden, dann trat sie zurück.
    »Die Konsequenz ist«, sagte Rahnock barsch, als erwartete sie Widerspruch, »dass alle Pahni von den Ramen entschuldigen müssen.«
    »Unser Mitgefühl ist ihr sicher«, erwiderte die Eisenhand mild tadelnd. »Uns braucht niemand zu drängen, damit wir ihre Trauer und ihren Zorn tolerieren. Daher fordere ich weiter gehende Konsequenzen.
    Auch Linden Riesenfreundin sollte sich entschuldigen.«
    Bevor Linden etwas dazu sagen konnte, ergriff Clyme das Wort.
    »Die Gedemütigten entschuldigen sie nicht. Was geschehen ist, war alles eine Folge ihrer Grenzüberschreitungen. Wir haben versucht, ihren Gesetzesbruch in Andelain zu verhindern, aber man ist uns in den Arm gefallen. Dieses Manko lässt sich nicht wiedergutmachen. Und weil wir die Gedemütigten sind, ehren wir jetzt den zurückgekehrten Zweifler. Trotzdem müssen Schritte gegen drohende Entweihungen oder Schändungen unternommen werden. Wir sind Haruchai. Wir sind Meister. In früheren Zeiten waren wir Bluthüter. Wir tolerieren nichts. Und wir gestatten nichts.«
    »Was gestatten, Schlafloser?«, fragte Mahrtür scharf. »Was werdet ihr nicht tolerieren?«
    Mehrere Riesinnen scharten sich um ihn, um notfalls eingreifen zu können. Zirrus Gutwind zog sich etwas zurück, um Covenant aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Stave reagierte jedoch nicht.
    Er wusste, was die Gedemütigten dachten.
    »Du hast gesehen, wie schwarz Linden Averys Flamme jetzt brennt«, antwortete Clyme ausdruckslos. »Du hast gesehen, dass sie mit einem Makel behaftet ist. Du kannst nicht länger daran zweifeln, dass Erdkraft gefährlich ist. Deshalb werden wir dem Alten den Orkrest wegnehmen und

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