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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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bewacht, wie er es bei einem von euch veranlaßt hätte – das mag an meinem Geschlecht und an meinem mangelnden Ehrgeiz liegen. Wie dem auch sei – ihr seht ja, daß mir die Flucht nicht geglückt ist.«
    »Aber zu guter Letzt doch noch, Schwester«, sagte ich, »und dabei soll es bleiben, solange meine Klinge sich für dich schlagen kann.« Und sie küßte mich auf die Stirn und drückte mir die Hand. So etwas hatte mich schon immer weich gestimmt.
    »Ich bin sicher, daß wir verfolgt werden«, sagte Random, und auf seine Handbewegung hin verschwanden wir in der Dunkelheit.
    Reglos lagen wir unter einem Busch und beobachteten den Weg, auf dem wir gekommen waren.
    Nach einer Weile lief unser Geflüster darauf hinaus, daß ich eine Entscheidung treffen mußte. Die Frage war im Grunde ganz einfach: Was nun?
    Das Problem war zu grundlegend, und ich konnte nicht mehr so weitermachen. Ich wußte, daß ich den beiden nicht vertrauen konnte, nicht einmal der lieben Deirdre, aber wenn ich schon mit offenen Karten spielen mußte, dann steckte Random zumindest bis zum Hals mit in der Sache drin, und Deirdre war meine Lieblingsschwester.
    »Geliebte Blutsverwandte«, setzte ich an. »Ich muß euch ein Geständnis machen.« Randoms Hand lag bereits auf seinem Schwertgriff. Damit zeigte sich das Ausmaß unseres gegenseitigen Vertrauens. Ich hörte es förmlich in seinem Kopf klicken:
Corwin hat mich hierhergeführt, um mich zu verraten,
das redete er sich ein.
    »Wenn du mich hierhergeführt hast, um mich zu verraten«, sagte er, »bringst du mich nicht lebendig in die Stadt.«
    »Machst du Witze?« fragte ich. »Ich wünsche mir deine Unterstützung, nicht deinen Kopf. Ich habe nur eins zu sagen: Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was hier eigentlich vorgeht. Ich habe so meine Vermutungen, aber im Grunde weiß ich nicht, wo wir sind, was Amber ist, was Eric tut, wer Eric ist oder warum wir hier in den Büschen hocken und uns vor seinen Soldaten verstecken. Und wo wir schon mal dabei sind – wer ich eigentlich bin, weiß ich auch nicht so recht.«
    Das Schweigen dehnte sich unangenehm in die Länge, dann flüsterte Random: »Was soll das heißen?«
    »Ja«, sagte Deirdre.
    »Das soll heißen«, sagte ich, »daß es mir gelungen ist, dich zum Narren zu halten, Random. Hast du es nicht seltsam gefunden, daß ich mich auf dieser Reise ganz auf das Fahren des Wagens beschränkt habe?«
    »Du warst der Boß«, sagte er, »und ich bildete mir ein, daß du alles geplant hattest. Du hast unterwegs ein paarmal ziemlich scharfsinnig reagiert. Ich weiß, daß du Corwin bist.«
    »Und das ist ein Umstand, den auch ich erst vor ein paar Tagen herausgefunden habe«, sagte ich. »Mir ist bekannt, daß ich ein Mann bin, den ihr Corwin nennt, aber ich war vor einiger Zeit in einen Unfall verwickelt. Dabei habe ich Kopfverletzungen davongetragen und leide an Amnesie. Ich begreife euer Gerede von den Schatten nicht. Ich habe außerdem kaum Erinnerungen an Amber. Ich erinnere mich nur an meine Verwandten und an die Tatsache, daß ich ihnen nicht besonders vertrauen kann. Das ist meine Geschichte. Was kann man da unternehmen?«
    »Himmel!« sagte Random. »Ja, jetzt begreife ich! Ich begreife all die Kleinigkeiten, die mir unterwegs zu schaffen gemacht haben ... Wie hast du Flora so rückhaltlos überzeugen können?«
    »Mit Glück«, erwiderte ich, »und mit instinktiver Arglist, vermute ich. Aber nein! Das stimmt gar nicht! Sie war dumm. Doch jetzt brauche ich euch wirklich.«
    »Glaubst du, daß wir es in die Schatten schaffen?« fragte Deirdre, aber sie wandte sich nicht an mich.
    »Ja«, sagte Random, »aber ich wäre nicht dafür. Ich möchte gern Corwin in Amber haben und Erics Kopf auf einen Pfahl gespießt sehen. Und um diese Ziele zu erreichen, nehme ich auch einige Risiken auf mich. In die Schatten gehe ich nicht zurück. Das kannst du gern machen, wenn du willst. Ihr alle haltet mich für einen Schwächling und aufgeblasenen Täuscher. Jetzt sollt ihr die Wahrheit kennenlernen. Ich bringe die Sache zu Ende.«
    »Vielen Dank, Bruder«, sagte ich.
    »Schicksalshafte Begegnung im Mondlicht«, bemerkte Deirdre.
    »Du könntest jetzt noch gefesselt sein«, gab Random zu bedenken, und sie schwieg.
    Wir lagen noch eine Zeitlang im Gebüsch, und schließlich betraten drei Männer das Lager und sahen sich um. Dann bückten sich zwei von ihnen und beschnüffelten den Boden.
    Schließlich blickten sie in unsere

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