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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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bereiteten, oder von dem Schal, den sie
gerade mit seiner Mutter für seine Tante webte. Sie fragte ihn nach seinen
Vorlieben und Abneigungen, nickte dazu ruhig und sagte immerzu »ja, ja«,
während sie ihm jede einzelne Auskunft entlockte, so dass er allmählich glaubte,
dass sie, wenn er zu ihr sagte, seine Lieblingsbeschäftigung sei es, den
Menschen die Köpfe abzuhacken, vermutlich auch nur nicken und »ja, ja« sagen
würde. Aber dennoch waren die Momente, die er mit ihr verbrachte, äußerst
angenehm.
    Als er Helga über ihr
eigenes Leben ausfragte, erzählte sie ihm von dem Hof ihres Onkels und auch von
ihrer frühen Kinderzeit im Norden. Er fragte sie, was sie am meisten vermisste.
»Den Schnee und das Eis«, antwortete sie mit einem Anflug wahrer Begeisterung,
die größer war als jede andere, die er bisher bei ihr erlebt hatte. »Schnee und
Eis sind wirklich wunderbar«, sagte er. »Ich liebe es, durch aufgeschlagene
Löcher im Eis zu angeln.« Sie nickte: »Und ich finde es ganz toll, mit dem Boot
aufs Meer hinauszufahren.«
    Einmal hatte er sie,
um ihr eine Ausfahrt mit dem Boot zu bescheren, an einem sonnigen Tag vom
Strand aus zu der kleinen Insel mit dem hohen, gespaltenen Felsen hinter der
nördlichen Landzunge hinausgerudert. Sie hatten sich zusammen an den kleinen
Strand gesetzt, und da hatte sie zu seiner großen Überraschung ganz ruhig
gesagt: »Jetzt fände ich es toll, zu schwimmen. Du nicht auch?« Und sie hatte
sich, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, splitternackt
ausgezogen und war ins Meer hinausgewatet. Er war ihr nicht gefolgt –
vielleicht aus Schüchternheit oder weil er sich wegen seines Körpers schämte.
Aber er hatte immerzu ihren schlanken Leib und ihre kleinen hoch aufgerichteten
Brüste angestarrt und sich im Stillen gedacht, dass es wirklich aufregend sein
musste, sie zu besitzen.
    Ein paar Tage danach
hatten seine Eltern ihn ins Haus gerufen, als die Mädchen draußen beschäftigt
waren, und sein Vater hatte ihn geheimnisvoll schmunzelnd gefragt:
    »Wie fändest du es,
Harold, wenn Helga deine Braut wäre?« Und noch bevor Harold sich eine Antwort
ausdenken konnte, fuhr er fort: »Deine Mutter und ich glauben nämlich, sie wäre
bestens geeignet.«
    Er glotzte sie an und
wusste kaum, was er sagen sollte. Der Gedanke war in der Tat erregend. Er
musste an ihren Körper denken, als er ihr zugesehen hatte, wie sie wieder aus
dem Meer gestiegen kam und wie das Wasser an ihren in der Sonne funkelnden
Brüsten herablief.
    »Aber«, stammelte er
schließlich, »würde sie mich denn haben wollen?«
    Sein Vater und seine
Mutter warfen einander ein strahlendes, verschwörerisches Schmunzeln zu, und
diesmal antwortete seine Mutter: »Und ob. Sie hat mit mir gesprochen.«
    »Aber ich dachte…« Er
dachte an sein Bein. Aber sein Vater fiel ihm ins Wort.
    »Sie mag dich sehr,
Harold. Das alles geht von ihr aus. Als ihr Onkel mich bat, sie hier
aufzunehmen, hat ihn vielleicht auch der Wunsch nach einer Verbindung mit
unserer Familie bewogen; aber du bist noch jung, und ich hatte gar nicht
bedacht, dass die Zeit bereits gekommen ist, wo du an solche Dinge denkst. Aber
wir mögen das Mädchen. Wir mögen sie sogar sehr. Und als sie sich an deine
Mutter wandte, um darüber zu sprechen…« Er schmunzelte wieder. »Die
Entscheidung liegt bei dir, Harold. Du bist mein einziger Sohn. Dieser Hof wird
eines Tages dir gehören. Da kannst du dir die Mädchen in aller Ruhe aussuchen,
und du solltest auf alle Fälle keine Frau heiraten, die du nicht magst. Aber
ich muss sagen, diese hier ist gar nicht übel.«
    Harold blickte seine
glücklichen Eltern an und fühlte sich von einer mächtigen Wärme durchströmt.
War es wirklich möglich, dass dieses Mädchen ihn erwählt hatte? Er wusste, dass
er körperlich kräftig war, aber trotz dieser wundervollen Erkenntnis übermannte
ihn nun ein ganz neues, prickelndes Gefühl von Kraft und Erregtheit, wie er es
zuvor noch nie gekannt hatte.
    »Sie hat wirklich
gefragt, ob sie mich heiraten darf?« Sie nickten. Seine Behinderung spielte
also keine Rolle? Aber was würde es bedeuten, verheiratet zu sein? Er hatte
keine genaue Vorstellung. »Ich glaube«, begann er, »ja, ich glaube, das fände
ich gut.«
    »Herrlich«, rief sein
Vater aus und wollte schon aufspringen und seinem Sohn einen Arm um die
Schulter legen; aber diesmal war es seine Frau, die ihm behutsam ihre Hand auf
den Arm legte, wie um ihn zu warnen.
    »Er sollte noch ein
paar

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