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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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sich noch gegen uns wenden.«
    Sie stand auf und ging auf die Gastwirtin zu, die ruhiger war als die anderen.
    »Ich denke, unter diesen Umständen werden mein Freund und ich eure Gastfreundschaft nicht über Gebühr in Anspruch nehmen«, sagte sie behutsam. »Ihr möchtet jetzt sicher keine Fremden hier haben.«
    »Fremde, nein …« Das Gesicht der Frau war mit einem Mal schmerzerfüllt. »Der Steinedeuter! Oh, bei den Göttern, er ist gestern in den Wald gegangen und noch immer nicht zurückgekehrt! Sie müssen ihn gefunden haben …« Wieder fing sie an zu weinen, dieses Mal jedoch leiser.
    »Ein Fremder?«
    »Nein, nein, er kommt schon seit Jahren ab und zu hier vorbei. Saker heißt er. Er hat keine Chance gegen sie, er ist bloß ein Hänfling.«
    »Wir werden nach ihm Ausschau halten«, sagte Martine und nickte Ash zu.
    Sie gingen zur Tür, woraufhin der junge Mann mit der verletzten Schulter sie misstrauisch anstarrte. »Ihr geht in die Nacht hinaus? Während die da draußen sind?«
    »Wir haben gesehen, wie sie bei Sonnenuntergang verblasst sind. Um die Wahrheit zu sagen, habe ich vor, die ganze Nacht über zu wandern und schon weit weg zu sein, wenn die Sonne aufgeht. Vorsichtshalber.«
    Im Raum entstand Gemurmel.
    »Gute Idee!«, raunte eine alte Frau. Sie wandte sich einer jüngeren Frau neben ihr zu. »Du gehst auch, Edi. Verschwinde von hier, bevor der Tag anbricht.«
    »Oh, nein, Mama! Ich könnte nicht ohne dich weg. Au ßerdem, was ist, wenn sie überall sind?«
    Martine und Ash schlüpften durch die Tür und schlossen
sie hinter sich, während die Debatte sich drinnen fortsetzte.
    »Warum sollten sie überall sein?«, sagte die alte Frau. »Es waren doch unsere Geister!«
    »Warte mal«, flüsterte Martine. »Hör zu.«
    Sie blieben im Stockdunkeln vor der Tür stehen und lauschten. »Andere Orte haben ihre eigenen Geister, Mama«, erwiderte die Tochter. »Die werden genauso schlimm sein wie unsere.«
    »Woher willst du wissen, dass es Spritford-Geister waren, Mardie?«, fragte die Gastwirtin.
    »Oh, Mädchen, hast du nicht gesehen, wie sie geguckt haben, als sie in den Ort kamen? Wie sie angezogen waren, wie sie sich verhalten haben? Wie sie auf alles gedeutet haben, zu den Bergen geschaut haben, um sich zu orientieren, und dann auf unsere Häuser blickten, als könnten sie ihren Augen nicht trauen? Es waren die unseren, und zwar aus alten Zeiten. Aus Actons Zeit. Sie sind zurückgekommen, um sich zu rächen.«
    »Aber wieso sind sie jetzt zurückgekommen?«, klagte die Tochter.
    »Morgen gehen wir zu den Göttern und fragen sie«, sagte die Gastwirtin.
    »Gehen wir«, sagte Martine.

Owls Geschichte
    Ich konnte sie nicht aufhalten. Dass das Dorf angegriffen wurde, bekam ich erst mit, als sie den Riegel zerbrachen, als würde es ihn gar nicht geben. Sie waren zu dritt, groß, wie es Actons Leute immer sind, und rothaarig. Der Größte ging direkt auf meine Sparrow los und zerriss ihr das Kleid vor den Brüsten. Oh, Sparrow, ich habe es versucht, aber es waren zu viele, sie waren zu stark. Und ich hatte ja bloß meine Hände. Sie hatten Schwerter, Äxte, Keulen. Ich habe versucht, zu dir zu kommen, aber sie waren … Sie haben mich festgehalten, zwangen mich zuzusehen, wie sie dich schändeten und dir dann die Kehle durchschnitten. Dann haben sie mich mit bloßen Händen und Füßen totgeschlagen. Haben es genossen, das Blut und den Schmerz. Diese Monster.
    Ich starb, während ich sie verfluchte und ihnen Rache schwor, und nach dem Tod brütete ich darüber, in der kalten Dunkelheit eingesperrt, ohne etwas, an dem ich mich hätte wärmen können, außer Wut und dem Durst nach ihrem Blut. Ich sehnte mich danach, wiedergeboren zu werden, doch die Götter betrogen mich und behielten mich dort, wartend …
    Wie lange, weiß ich nicht.
    Dann kam der Zauberer und befreite uns. Aber nur ein paar von uns, bloß neun: Marten, Squirrel, Hazel, Moth,
Beech, Juniper, Cat und die junge Sage. Nur neun von uns hatten sich ihren Zorn so glühend bewahrt, dass sie aus der Dunkelheit zurückgerufen werden konnten. Doch nicht meine Sparrow. Oh, das ist das Härteste, dass Sparrow nicht auf mich gewartet hat, mir nicht über den Tod hinaus in der Dunkelheit treu geblieben ist. Sie ist weitergezogen, und ich habe sie endgültig verloren. Für immer. Die Mörder stahlen uns all die Jahre, die wir noch gemeinsam hätten haben können, und mehr noch, sie nahmen uns auch die gemeinsame Wiedergeburt, die wir geplant, für die

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