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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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dann unser Lager aufschlagen.”
    “Und was ist mit dir?”, fragte Maura. “Bist du in Ordnung? Dein Hemd ist zerrissen – da ist Blut!”
    “Nicht viel.” Rath blickte auf seinen verwundeten Arm. “Die Rippen tun mir weh. Und mein Körper fühlt sich an, als hätte ihn jemand auseinandergerissen und wieder falsch zusammengesetzt. Hast du irgendwelche Heilkräuter dagegen?”
    “Ich denke, ich werde schon etwas finden.”
    Rath durchsuchte den toten Han, bevor er den Körper fortschaffte. Er hätte gerne sein Schwert und Schild genommen, doch die auffälligen Verzierungen würden in Westborne nur ungewollte Aufmerksamkeit auf ihn und Maura ziehen. So nahm er nur den Dolch des Soldaten, um seinen zu ersetzen, den er beim Kampf mit den Wölfen verloren hatte. Die Münzen, die er in einer Gürteltasche des Mannes fand, waren ihm auch willkommen.
    Zum ersten Mal verspürte Rath so etwas wie Gewissensbisse beim Ausplündern eines Toten. Dann gewann sein Sinn für Realität wieder die Oberhand. Dort, wo dieser Bursche hinging, brauchte er weder seinen Dolch noch seine Münzen. Doch für das Überleben von Maura und Rath konnte beides in den kommenden Tagen lebensnotwendig sein.
    Rath packte den Toten bei den Füßen und zog ihn zum Rand der Schlucht. Auch wenn seine schmerzenden Muskeln protestierten, diese Arbeit musste getan werden.
    Nach einigen Schritten hielt er an, um etwas zu verschnaufen. Er sah, dass Maura ihn beobachtete.
    “Schau mich nicht so an! Was soll ich denn sonst mit ihm machen? Wir dürfen nicht riskieren, dass irgendeiner über ihn stolpert, sonst durchkämmen sie noch den ganzen Wald hier auf der Suche nach uns.”
    “Ich nehme es dir ja gar nicht übel.” Maura schüttelte langsam den Kopf, als wäre das schon eine Anstrengung für sie. “Was macht es jetzt noch aus, wo er doch tot ist?”
    “Nun,
das
ist eine sehr feinfühlige Haltung.” Rath zog den Toten ein wenig weiter.
    “Sie ließen uns doch keine Wahl, oder?”
    “Was meinst du?” Rath hatte den Leichnam des Han so weit wie möglich an den Rand gezogen. Jetzt trat er hinter ihn und rollte ihn die letzten paar Schritte.
    “Die Han”, sagte Maura. “Sie ließen uns doch gar keine andere Wahl, als sie zu töten.”
    Rath dachte einen Moment über ihre Frage nach. “Eigentlich nicht. Entweder wir töten sie, oder sie töten uns. Mir gefällt das Erste auch nicht besonders, aber es ist besser als das Zweite.”
    Und damit gab er dem Toten einen letzten Schubs, und er rollte über den Rand. Die Felswand war so steil und die Schlucht so tief, dass der Körper beim Fallen nicht mehr Geräusche machte als eine Schneeflocke, die vom Winterhimmel sinkt. Es war schon seltsam.
    Rath schleppte sich an die Stelle zurück, wo Maura neben dem langsam erlöschenden Feuer lag.
    “Haben wir noch Wasser?”, fragte sie ihn.
    “Das, was noch in
deinem
Trinkschlauch ist. Warum?”
    Maura griff nach ihrem Schultergurt. “Lass uns hiervon einige in den Kessel tun und dir einen Heiltrank bereiten, solange noch etwas Glut da ist.”
    “Dazu haben wir keine Zeit mehr.” Er versuchte, sie nicht merken zu lassen, wie müde und zerschlagen er sich fühlte. “Wir müssen fort von hier.”
    Der Blick, den sie ihm zuwarf, sagte ihm, dass seine Bemühungen keinen Erfolg hatten. “Jetzt tu schon das Wasser in den Kessel, Rath. Wir werden viel schneller von hier fort kommen, wenn du nicht vor Schwäche schwankst. Währenddessen schau ich nach dem 'Kratzer' an deinem Arm. Ich vermute, damit willst du ausdrücken, dass der Hieb nicht bis auf den Knochen ging.”
    Rath seufzte ergeben und griff nach dem Kessel. “Für ein Mädchen, das bis vor kurzem kaum einen Puls hatte, hörst du dich ganz schön despotisch an.”
    “Das beweist nur, wie gut der Trank bei mir gewirkt hat.” Maura schüttete die Kräuter, die sie verwenden wollte, in ihre Hand. “Was glaubst du, wie viel besser er bei dir wirken wird, wenn ich dazu die richtigen Worte spreche – oder besser, ich lehre dich, sie zu sprechen.”
    Rath goss Wasser in den Kessel und setzte ihn aufs Feuer. Maura warf die Hand voll Kräuter hinein und untersuchte dann seinen Arm.
    “Du hast Glück gehabt, dass die Wunde nicht tiefer ist, sonst hätte es viel mehr geblutet.” Sie zog einige getrocknete Blätter aus ihrem Gurt, steckte sie in den Mund und begann, darauf herumzukauen.
    Rath verzog das Gesicht. “Was machst du denn da?”
    Sie spuckte die zerkauten Blätter auf ihre Hand. “Es tut mir

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