Die Quelle
ihren
Händen, vielleicht würden sie nicht einmal lange genug überleben,
um jemals in Erfahrung zu bringen, ob Leathan überhaupt Erfolg haben
würde. Sollten sie erneut angegriffen werden, würden sie sterben
müssen, denn ohne Leathan waren sie den von Anthalion manipulierten
Elementen hilflos ausgeliefert.
„Lasst uns weitergehen…“, befahl schließlich Ruvin
und setzte sein Pferd in Bewegung. Auf den Waldrand zu starren und an Leathan
zu denken, schien ihnen allen den Mut zu nehmen, anstatt ihnen Hoffnung zu
schenken.
Den Horizont in Richtung Ker-Deijas abzusuchen, in der
Hoffnung die dortigen Geschehnisse erraten zu können, war ebenfalls
entmutigend… Fast hoffte Ruvin, dass Anthalions Aufmerksamkeit nun nur noch
Ker-Deijas gelten würde, statt ihm und seinem Trupp und er schämte
sich für diesen aus Furcht geborenen Gedanken.
Ruvin führte seine Freunde am Wald entlang, bis er
das fand, wonach er gesucht hatte: Eine etwas weniger dicht bewachsene Stelle,
die nicht nur den Menschen, sondern auch den Pferden Zuflucht unter den
Bäumen bieten konnte. Dort unter den Bäumen, würden sie sich
möglicherweise ein gemütliches Lager errichten können. Ob es
Sinn ergab, sich vor dem Blick der Götter und vor Wirbelstürmen unter
Bäumen zu verstecken, wusste Ruvin nicht, doch zumindest würden sie
hier das Gefühl haben, nicht einfach nur hilflos auf einen Angriff zu
warten. Insgeheim hoffte Ruvin, die Nähe der Quelle könne zu ihrem
Schutz beitragen.
Sie errichteten ihr Lager und warteten.
Auf Leathan oder auf den Tod.
Ruvin dachte an die außergewöhnliche
Ausstrahlung des Waldes. Hier zu sterben würde sicherlich schnell zu einem
neuen Leben führen. Er hoffte nur, Leathan würde sich auch ohne ihn
zurechtfinden, falls dies erforderlich werden sollte. Er hoffte und wartete, so
wie es seine Freunde taten und er war dabei dankbar, diesen Augenblick mit
ihnen teilen zu dürfen…
*
Mehana hatte keine Zeit, sich der Verzweiflung
hinzugeben. Nur kurz hatte sie überlegt, Alienta um Unterstützung zu
bitten. Sie verwarf diesen Gedanken sofort wieder, denn der ehemalige Regent
hatte sicherlich nicht vor, sich noch einmal seinem Volk anzuschließen.
Seine Position in diesem Krieg hatte er längst gewählt.
Der Himmel über Ker-Deijas war in tiefe schwarze
Wolken gehüllt. Mehana konnte Anthalions Bedrohung in ihrem Körper
nachhallen spüren, als nähme er jeden Winkel der Existenz in
Beschlag. Die Wolken waren aus dem Nichts aufgetaucht und ließen keine
Zweifel aufkommen, dass es sich dabei um den ersten feindlichen Angriff
handelte. Jeder Donner hallte durch die Straßen, wie ein Gelächter
aus der Kehle ihres Feindes.
Sie blickte aus dem großen Versammlungssaal hinaus
über die Stadt. Schon längst war ihre telepathische Warnung
angekommen, doch es würde noch einige Zeit dauern, bis alle Bewohner der
Stadt Zuflucht in der großen Halle finden würden. Erste eilige Schritte
hallten durch den noch fast leeren Saal, erste verschreckte Bewohner kauerten
auf den Boden und umarmten sich auf der Suche nach Trost.
Es würde noch lange dauern, bis alle eintreffen
würden… Mehana wusste, so viel Zeit hatten sie nicht mehr.
Die Wolken waren bereits energiegeladen und senkten sich
wie eine eiserne Decke auf die Stadt herab. Mehana betrachtete herausfordernd
die zunehmende Dunkelheit. Sie war kampfbereit und rief bereits erste
Klänge der Macht in sich.
Von den Magiern war Galtiria die Erste, die in den Saal
eintraf. Sie war außer Atem, als sei sie eine längere Strecke
gerannt, dennoch nahm sie ihren Platz an Mehanas Seite ein, ohne sich Zeit zur
Erholung zu gönnen. Mehana spürte ihre Nähe und die Kraft, die
die Kriegerin ausstrahlte. Sie war erleichtert sie in diesem Moment bei sich zu
wissen.
‚Mehana, was geschieht hier? Können wir es
bekämpfen?’
‚Anthalion… Möglicherweise auch seine Geschwister,
ich weiß es noch nicht genau… Natürlich können wir sie
bekämpfen, es wird sich bald herausstellen, ob wir auch siegen
können… Verbinde dich mit mir, Galtiria, lass uns angreifen, ehe es zu
spät ist.’
Mehana konnte hören, wie Galtiria ebenfalls die
Klänge der Macht aufrief. Sie spürte, wie die Kriegerin ihre Energie
an sie weitergab und gleichzeitig ihr kämpferisches Wesen sie ermutigte,
sich in die Schlacht zu stürzen. Beide Frauen standen reglos nebeneinander
an den Arkaden, doch Mehanas Geist war bereits aus ihrem Körper
geschnellt. Sie erspürte die gesamte Fläche der
Weitere Kostenlose Bücher