Die Quelle
überleben
konnte, würde dieser Mensch in Kürze an Hunger sterben, denn es gab
kein Feld, das Anthalion mit Hilfe seiner Geschwister nicht zerstört
hatte. Er wusste jetzt, wie er die Hexer schlagen konnte! Die Felder waren nur
der Anfang. Die Viehherden, die umgebenden Wälder, alles was Nahrung
bringen konnte, würde seiner Zerstörungswut nicht standhalten
können! Mit dem Anblick der Zerstörung vor Augen, würde das Verrätervolk
jede Hoffnung verlieren und den Kampf aufgeben.
Beflügelt von diesem Gedanken, stürzte sich
Anthalion erneut in die Schlacht. Die zweite Angriffswelle auf Ker-Deijas
verlief sogar noch besser als die erste und als Anthalion seinen Tempel
verließ, wusste er, dass das Volk der Wächter mit dem Verbrennen der
Leichen noch Stunden beschäftigt sein würde, Zeit die er selbst
nutzen würde, um sich von seiner kräftezehrenden Aufgabe ein wenig zu
erholen.
Die Regentin hatte bislang noch genug Stärke
bewiesen, um das Schlimmste zu verhindern, doch bereits bei der zweiten
Angriffswelle hatte sich ihre Energie schwächer angefühlt. Anthalion
ahnte, es würde nicht mehr lange dauern, bis der erste Sieg zum Greifen
nahe sein würde, das Volk der Wächter so sehr geschwächt, dass
es ein Leichtes sein würde, die wenigen Überlebenden zu finden und zu
töten.
Wie gut, dass sie Alientas Unterstützung nicht
hatten! Mit einem zweiten Gegner so mächtig wie Mehana, wäre der Sieg
verzögert worden und er hätte Anthalion noch mehr Mühe gekostet.
Als er den verrauchten Tempel hinter sich ließ,
blickte Anthalion über seine Stadt. Auch er war vom Kampf erschöpft,
doch es war ein angenehmes Gefühl, die Grenzen seines Körpers zu
spüren. Die Schwere der Müdigkeit hatte eine beruhigende Wirkung auf
ihn. Er entschied sich dafür, es noch länger auszukosten.
Er ließ sein Pferd satteln und entfloh dem Gestank
der Stadt entlang dem Strand. Kein Bewohner Anthalias wagte sich jemals so nah
am Meer, zu groß war die Furcht vor den Meeresungeheuern. Anthalion
wusste jedoch, dass ihm keine Gefahr drohte, so lächelte er
genüsslich, als er im leichten Trab durch den Sand ritt.
Er war am Leben und stark genug, seine Feinde zu
vernichten.
Heute war ein guter Tag, morgen würde ein noch
besserer werden. Nichts würde sich mehr in seinen Weg stellen können.
Anthalion drückte seine Sporen in die Flanken seines Pferdes und ritt im
vollem Galopp weiter, bis sein Palast nur noch ein kleiner Fleck am Horizont
war, ein Fleck, in dem er als unangefochtener König noch weitere
unzählige Jahre herrschen würde, denn er hatte vor, seinen Sieg so
vernichtend ausfallen zu lassen, dass seine göttlichen Brüder ihm
sicherlich sein Anliegen nicht mehr verwehren würden… Ein langes Leben als
Mensch stand ihm bevor und der Gedanke daran verlockte ihn in diesem Augenblick
mehr als alles andere…
Kapitel 18
Es war nicht viel Zeit vergangen, als Leathan vom
König aus dem Schlaf gerissen wurde. Leathan konnte sofort sehen, dass
etwas passiert war, denn der König versuchte nicht, seine Sorge zu
verbergen.
„Was ist los?“
Der König schüttelte traurig den Kopf. „Das
kann ich dir nicht genau sagen, ich weiß nur dass mein Volk stirbt. Ich
spüre, wie meine Lebensenergie schwächer wird. Komm, uns bleibt
vielleicht nur wenig Zeit.“
Leathan war schlagartig hellwach. Er dachte an die grauen
Wolken, die er einen Tag zuvor über Ker-Deijas gesehen hatte. So
paradiesisch der Wald der Quelle auch war, er wollte und durfte nicht
vergessen, zu welchem Zweck er hier war. Anweisungen erhalten und sie so
schnell wie möglich Mehana zutragen.
Würde es dann alles sein?
Während er die Leiter herunterkletterte,
überkam ihn ein unangenehmes Gefühl. Natürlich würde er
sich freuen, in Lisas Körper und in seine Welt zurückzukehren. Er
würde sich vermutlich wohler fühlen, wieder von sich als Lisa denken
zu dürfen… Dennoch, als er zum König sah, der, in einen blauen
Schimmer gehüllt, bereits bei der Quelle stand, hatte er plötzlich
einen Knoten im Magen.
Wie hätte er den König jemals wieder verlassen
können?
Leathan stieg die letzte Sprosse der Leiter hinunter und
näherte sich ihm, der noch immer in die Quelle blickte und ihm den
Rücken zuwandte. Leathan fühlte sich wieder in seinen Traum
zurückversetzt. Das Gefühl, bei der Quelle zu Hause zu sein,
erfüllte ihn. Er ging weiter zum See, stellte sich neben den König
und teilte dessen Betrachtung.
Friede und Glück erfüllten seine Seele, als
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