Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
Vom Netzwerk:
ihr nichts anderes übrig als die Vision, die sich auf diese
unheilvolle Weise angekündigt hatte, vorerst zu verdrängen. Sie
musste ihr Schicksal selbst gestalten! Eine solch düstere Zukunft
würde sie nicht zulassen, sie würde sie zu vermeiden wissen, so wie
sie durch die Prophezeiung das Schicksal des Volkes ihres Königs abwenden wollte.
Stella verriet nichts von dem, was sie empfunden hatte und der König
bemerkte ihre Gefühle nicht, obwohl er, noch immer im Gras liegend, sie
betrachtete. Noch einmal blickte Stella in Richtung des Energiewasserfalls und
zwang sich in die Gegenwart zurück, in der sie ihre Zukunft noch in der
Hand hatte und in der sie für ihr Glück kämpfen konnte. Die
Trauer, die von der Vision ausgelöst worden war, verblasste und als habe
Stella sie nie empfunden, kehrte die sorglose Freude des Kindes der Quelle, das
sie war, in ihr Wesen zurück. Verspielt tauchte Stella eine
Fußspitze in die energiegeladene, glatte Wasseroberfläche. Über
ihre Haut zog ein leichter bläulicher Schimmer herauf, umhüllte ihren
gesamten Körper mit seiner Energie… Langsam ließ Stella die Macht
der Quelle in ihren Körper einfließen, die Klänge
erfüllten sie mit Freude und endlosem Leben. Langsam ließ Stella die
Magie der Quelle wirken und als sei dies das natürlichste der Welt,
ließ sie die Veränderung ihres Körpers zu und nahm erneut die
Gestalt des Kriegers an, in dessen Körper sie hier sein durfte.
     
    Vor den Augen des Königs, verwandelte Stella sich
wieder in den menschlichen Boten, der sich Leathan nannte. Nur noch das freche
verspielte Lächeln erinnerte an Stella, oder war es das Lächeln von
Lisa? Des Königs Blick wurde wieder trüber, die Last seiner Sorgen
drohte ihn wieder zu erdrücken. Er hatte nur eine kurze Rast
genießen können, für einen Augenblick nur an Stella und an sich
denken dürfen. Dennoch musste er mitlächeln, so ansteckend war die
Unbekümmertheit des Boten, der einst ein Kind der Quelle gewesen war.
    „Sieh her, das Leben ist nur ein Spiel!“, hörte der
König den wiedererschaffenen Leathan sagen… Wie sanft, wie magisch hatten
diese Worte geklungen, als Stella sie ausgesprochen hatte! Doch Stella war
wieder zu Leathan geworden und der König konnte nur schwer verbergen, wie
schwer es ihm fiel, dies nicht als Verlust zu empfinden.
    „Lass dich nicht entmutigen, mein König. Ich brauche
dich jetzt, dein Volk braucht dich…“ Leathan schien das Lächeln und die
Lebensfreude nicht verloren zu haben, die er als Stella gefunden hatte. Nicht
einmal die Aufgabe, die sie nun zu bewältigen hatten, schien seinen
inneren Frieden trüben zu können. In jedem Körper schien Stella
zu Hause zu sein und doch in keinem davon an ihrem Platz im Universum, so
dachte der König, als er aufstand und sich seinem Boten näherte.
    *
    Als hätten sie sich abgesprochen, wandten beide dem
See den Rücken zu und gingen einige Schritte in Richtung des Waldes, ehe
sie sich einen Platz suchten, wo sie ihren Plan schmieden konnten. Leathan der
Bote war sehr still geworden. Das Aufflackern der Vision, die über ihn
gekommen war, als er noch Stella verkörpert hatte, verhieß nichts
Gutes, doch was konnten sie dagegen unternehmen? Sie konnten dem Gefüge
des Universums trotzen, ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen, doch am Ende
bot das Universum so viele Möglichkeiten, dass es fast unmöglich war,
den richtigen Weg zu wählen, um eine einzelnes Geschehnis abzuwenden. Als
sie sich auf einen Baumstamm setzten, bemerkte der König den
Stimmungsumschwung und sprach ihn an.
    „Was ist los? Belastet es dich, wieder in diesem
Körper zu sein?“
    Leathan antwortete mit einem Lachen und versuchte dabei,
seine düsteren Gedanken schlicht zu vergessen. Ohnehin hatte er keine
genaue Vision erhalten, was also hätte er sagen können und was nutzte
es, sich darüber Gedanken zu machen? Den König wollte er mit seiner
entmutigenden Vorahnung nicht belasten, und so lenkte er das Gespräch auf
ein anderes Thema.
    „Nein, ich glaube jeder Körper ist mir
gleichermaßen recht. Ich frage mich nur, was für einen Plan du
über die Jahrhunderte geschmiedet hast…“
    „In Wahrheit habe ich keinen Plan, mir fehlten einfach zu
viele Informationen… Deine Visionen haben uns einst viel verraten, doch ich
konnte mir nicht sicher sein, dass alles so kommen würde, wie du es
gesehen hattest.“
    Leathan schüttelte den Kopf, spielte den
Beleidigten, um von seinen Sorgen abzulenken. „Du könntest

Weitere Kostenlose Bücher