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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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oder zu einem der Brunnen in den Bergen fahren, um Kanister mit Quellwasser
zu füllen. Doch hier war alles anders, Kaffee gab es anscheinend gar
nicht, auch nicht in Anthalia. Leathan verbannte einmal mehr die Erinnerungen
an seine vergangenen Leben, auch wenn am Ufer des Sees große Pinienbäume
wuchsen, die unweigerlich die Erinnerungen an Italien wachrüttelten.
Dieser halbsalzige See war der angenehmste Ort von all denen, die er in den
letzten Tagen kennen gelernt hatte, wohl weil es sich wie ein Teil seiner
Heimat anfühlte. Der wilde Geruch der Bäume war genauso
wiederbelebend wie das Bad und die Erinnerungen in denen er geschwelgt hatte.
    Als Leathan aus dem Wasser stieg, war er bereit für
sein zweites Treffen mit Anthalion, auch wenn er nicht wusste, was ihn beim
Gott-König erwartete. Er winkte den Kriegern zu, die noch die Muße
ihr Bad auskosten durften und sie antworteten mit freundschaftlichem
Lächeln. „Lass dich nicht aus der Ruhe bringen!“, warf ihm Khalen noch zu
und Leathan war einmal mehr dankbar für diese ihm bis dahin fremde
Männerfreundschaft, die zwischen ihnen allen erwachsen war. Rasch zog er
sich an und schwang sich in den Sattel, um Histalien zu folgen.
    Diesmal führte Histalien Leathan durch einen der
Hauptgänge des Palastes zum Thronsaal. Er hatte während des Weges
geschwiegen, obwohl Leathan den Eindruck hatte, etwas läge auf seinen
Herzen. Erst als sie vor den großen Türen zum Thronsaal standen,
brach Histalien die Stille, während Leathan die Ornamente bewunderte, die
in die großen hölzernen Türen hineingeschnitzt worden waren.
Die Motive stellten niederkniende Menschen dar, beherrscht von den
göttlichen Symbolen. Sicherlich sollten diese Darstellungen vor dem
Eintritt Demut suggerieren, doch Leathan musste über den Versuch, auf
diese Weise zu beeindrucken, schmunzeln. Zu deutlich hatte er vor Augen
vergleichbare Kunstwerke, allen voran die von Michelangelo, die die Sixtinische
Kapelle zierten.
    „Ich weiß nicht, was Anthalion mit dir besprechen
möchte, aber für meinen Clan bitte ich dich darum, ihn nicht zu
erzürnen, Hexer. Ohnehin hegt er großen Groll gegen dein Volk…“
    Ungeduldig hob Leathan die Hand und unterbrach Histalien.
„Ich weiß um seinen Groll, doch ich weiß auch, dass der Verlauf des
Gespräches nicht allein in meiner Hand liegt. Wir haben beide Grund zur
Sorge, doch deine Worte werden nichts an der Lage ändern können. Lass
uns jetzt eintreten, Bruder Sihldans, und es hinter uns bringen.“
    „Ich soll hier auf dich warten.“, antwortete der Gardist
bedrückt, als hätte seine Anwesenheit im Thronsaal irgendetwas
ändern können. Mit beiden Händen stemmte er sich gegen eine der
beiden Türen und sie gab langsam nach, um Leathan den Blick in den
Thronsaal zu offenbaren. Ohne zu zögern trat er durch sie hindurch. Er
befand sich in einem beeindruckenden Saal, umrandet von Marmorsäulen und
überdimensionalen, neu aussehenden Statuen, doch er würdigte seine
Umgebung kaum eines Blickes. Seine Aufmerksamkeit galt allein dem Thron am Ende
des Saales, zu dem mehrere Stufen führten und auf dem Anthalion bereits
auf ihn zu warten schien. Der Herrscher musterte ihn, dabei strich er
spielerisch über das Muster, das in das Holz der Armlehnen seines Thrones
geschnitzt worden war, ähnlich der Türen des Saales. Als Leathan die
Hälfte des Weges zwischen den Türen und dem Thron hinter sich
gebracht hatte, blieb er stehen und setzte zum Niederknien an, doch mit einer
ungeduldigen Geste hielt Anthalion ihn davon ab.
    „Wenn du kniest, wirkt es wie eine Lüge. Komm
einfach näher.“, hallte seine kalte Stimme durch die Leere des Raumes und
während Leathan der Aufforderung nachkam stand der Herrscher auf und stieg
die Stufen herab, um ihm entgegen zu kommen. Wie bei ihren vorherigen Treffen,
trug Anthalion seidene Gewänder, diesmal waren sie rot mit goldenen
Mustern. Zusätzlich dazu zierte ein Stirnreif sein Haupt, der sein
königliches Aussehen zu betonen vermochte. Nun da er ihm näher kam,
konnte Leathan nicht umhin zu bemerken, wie unstetig der Blick des Herrschers
war, als wisse er nicht genau, worauf er seine Aufmerksamkeit richten wollte.
Seine Erscheinung beeindruckte und beunruhigte gleichermaßen.
    „Folge mir.“, sagte er schlicht, als Leathan schon fast
unmittelbar vor ihm stand. Wohl hatte er vor auf Formalitäten zu
verzichten, doch ob dies positiv zu bewerten war, blieb abzuwarten. Leathan
gebot sich selbst Vorsicht zu wahren,

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