Die Quelle
Skurrilität der Situation
nach: ein Kind der Quelle hatte sich als Balderia ausgegeben! Balderias Macht
war nun gestärkt, ihre Anhänger waren in einen nahezu fanatischen
Glauben übergegangen. Sie beteten so inbrünstig wie nie zuvor und
sandten die Energie ihres Glaubens stark genug durch das Universum, um der
wahren Göttin den Weg zurück zu ebnen. Balderia würde wohl als
eine der ersten Götter Anthalion wieder zur Seite stehen können.
Anthalion atmete die salzige Luft ein und lächelte
dabei, als er sich daran erinnerte, wie das Kind der Quelle dies ebenfalls
genossen hatte. Ja, sie hatten sicherlich mehr als nur einige Gemeinsamkeiten!
Zum ersten Mal seit Langem, freute sich Anthalion auf die folgenden Tage, auf
eine neue Begegnung mit Leathan. Es würde weitaus mehr Spaß machen,
mit ihm zu spielen, als mit dem alten Alienta. Ein ebenbürtiger Gegner war
ihm neu und bot eine Herausforderung, die seine Langeweile vielleicht
wettmachen konnte. Sein Blick blieb kurz auf den fernen, beleuchteten Turm der
Heilstätte seines Tempels hängen und seine Gedanken gingen zu
Loodera, Mehanas Tochter, die innerhalb ihres Volkes versagt hatte… Seine neue
Novizin… Bald würde sich zeigen, was das Kind der Quelle für die
schwache Sterbliche empfand, deren Gedanken es zu beschützen versucht
hatte.
Kapitel 14
Kaum hatte Histalien ihn vor den Toren zu Kegalsiks
Tempel allein gelassen, eilte Leathan zu seinem Gemach. Seine Gedanken rasten,
als habe sein Treffen mit Anthalion ihn aus seiner Lethargie geholt.
Natürlich war es ihm wichtig, Sihldan und seinem Clan zu helfen, doch die
Kriegskunst zu erlernen, hätte nicht seine gesamte Zeit und Aufmerksamkeit
in Anspruch nehmen sollen. Er hatte sich zu sehr einnehmen lassen, er hatte das
Ziel vor Augen und vor allem den Blick für seine Umgebung verloren. Er
hatte sich treiben lassen und möglicherweise etwas Wichtiges
übersehen. Was Anthalion für ihn bereithielt, wusste er zwar nicht,
doch er war überzeugt davon, der Herrscher würde noch vor Ende des
Turniers von sich hören lassen. Er musste vorher sein Wissen erweitern und
zumindest versuchen, Anthalions Spiel zu gewinnen, welches auch immer dies war.
„Alles in Ordnung Herr? Fehlt dir etwas?“ Balsiks Stimme
klang besorgt. Erst jetzt wurde Leathan bewusst, dass er sich ausnahmsweise
nicht mit dem kleinen Diener unterhielt. Er hatte es sich angewöhnt jeden
Abend vor dem Schlafengehen mit ihm noch ein Glas anthalischen Wein zu trinken,
der zu Recht besonders gepriesen wurde. Auf diese Weise überwanden sie
allmählich die Kluft, die zwischen ihm und dem unterwürfigen Diener
vorherrschte. Dank des geschwätzigen Balsiks hatte Leathan viel über
das Leben in Anthalia erfahren, doch nichts, was ihm hätte von Nutzen sein
können, zumindest nicht nach seinem jetzigen Wissenstand zu urteilen… Oder
vielleicht doch?
„Nein Balsik, alles in Ordnung.“, antwortete er
geistesabwesend. „Ich werde heute aber noch etwas hinausgehen. Ich brauche etwas
Luft. Die letzten Tage waren wirklich anstrengend.“
„Ich kann dir einige recht angenehme Schänken
zeigen, falls es das ist, was du möchtest!“. Fast erwartungsvoll sah ihn
der kleine Diener an, doch Leathan musste ihn enttäuschen.
„Nun, ehrlich gesagt, brauche ich etwas Zeit für
mich. Ich würde lieber alleine gehen. Sei bitte nicht beleidigt, ja?“
„Wie könnte ich! Das wäre anmaßend!“,
versuchte Balsik zu überzeugen, doch seine Enttäuschung war nicht zu
übersehen. Wie Leathan inzwischen wusste, war Balsik nicht nur ein Diener,
sondern vor allem ein Sklave. Leathan war der erste freie Mensch, der ihn nicht
abfällig behandelte und wohl gerade aus diesem Grund, war Balsik bei ihm
besonders empfindsam. Sie bewegten sich auf dem schmalen Grad zwischen Freundschaft
und einer Herren/Sklaven Beziehung, was für beide Seiten nicht leicht zu
beherrschen war.
„Ich mache es wieder gut, Balsik. Versprochen.“ Diesmal
nickte Balsik verständnisvoll und Leathan ging hinaus in die Nacht, ohne
sich um ihn sorgen zu müssen.
*
Als von Anthalion akzeptierter Gastkrieger durfte er sich
frei bewegen, er hatte für jede Brücke Passiermedaillons, außer
natürlich für die Brücken, die zum Palastviertel führten.
Die Insel Anthalions durfte er nur in Begleitung von Gardisten betreten. Heute
würde er diese neue Freiheiten die sich ihm boten, endlich nutzen. Er
wollte die Stadt etwas genauer erkunden und vielleicht entdecken, was er bis
dahin übersehen
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