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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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hatte. Natürlich begann er seinen nächtlichen
Ausflug im Tempelviertel. Er brauchte nicht lang, um einige recht interessante
Nebenstraßen zu finden, die trotz der doch etwas späteren Stunde
noch ziemlich belebt waren. Nur wenig später war ihm der Grund dafür
klar.
    In diesen Straßen waren wohl die Schänken, die
Balsik erwähnt hatte und offensichtlich vor allem Gardisten und Kriegern
Zerstreuung boten: Die meisten Passanten, die Leathan sah, waren bewaffnet,
viele von ihnen trugen sogar noch ihre Dienstkleidung. Bald schon wurde Leathan
klar, dass anders als im Händlerviertel, das Nachtleben sich hier nicht
auf der Straße abspielte, sondern hinter verschlossenen Türen in den
Schänken, Wirtshäusern und Freudenhäusern. Türsteher
bewachten jedes Lokal und einige von ihnen schickten Kraft ihrer Autorität
diejenigen nach Hause, die bereits zu viel getrunken hatten. Im Tempelviertel
galt es wohl den Schein des Anstandes stets zu wahren.
    Leathan inspizierte den gesamten Bereich dieser
Straße und musste feststellen, dass er an einer Sanddüne endete.
Dahinter gab es nur undurchdringliche Dunkelheit, das Meer war noch
außerhalb des Blickfeldes, zumindest in der Nacht. Ohne länger
darüber nachzudenken, als ließe er sich von seinem Instinkt leiten,
kletterte er auf die Düne, um sich einen besseren Überblick zu
verschaffen. Das harte Schilf erleichterte ihm den Aufstieg durch den weichen
Sand. Der nächtliche Wind kam aus der Richtung des Meeres und trug einen
leicht salzig-modrigen Geruch bis zu ihm. Als er endlich auf die andere Seite
der Düne blicken konnte, entdeckte er erwartungsgemäß einen
Sumpf, durch den nur wenige Sandwege zu führen schienen. Der Anblick
ließ ihn die Stadt hinter sich vergessen. Wie harmonisch dieses
Stück Erde wirkte, wie lebendig! Er konzentrierte sich einen Augenblick
lang, nahm die umgebende Natur in sich auf und verschmolz mit ihr. Das Biotop
um ihn herum pulsierte vor Leben und er lächelte es spüren zu
dürfen, froh darüber, die Atmosphäre der Arena und Kegalsiks
Tempel für einige Augenblicke vergessen zu dürfen. Menschen gab es
hier keine. Er nahm an, dass die Bewohner Anthalias sich von der Nähe zur
Küste und den Seeungeheuern davon abschrecken ließen, diesen Natur
belassenen Teil Anthalias zu erkunden. Leathan widerstand der Versuchung
weiterzugehen. Erfahren würde er wohl eher etwas, wenn er sich unter die
Menschen in den Schänken mischte. Seufzend kehrte er zu der Straße
zurück, wo das Nachtleben Anthalias auf ihn warteten.
    Unter dem wachsamen Blick des Türstehers betrat
Leathan das Lokal, das den Dünen am nächsten war. Es war nur eine
kleine, verrauchte Schänke, in der offensichtlich kaum Gardisten
verkehrten. Leathan ließ telepathisch seine Gedanken durch die der
Gäste streifen, während er sich der Theke näherte. Er fand
Diener und Arbeiter, die versuchten, ihren Tag wegzuspülen und dabei gierig
an kleinen Pfeifen zogen, die seltsam bläulich qualmten. Der Geruch der
von ihnen aufstieg erinnerte nur entfernt an Tabak, doch Leathan war nicht
neugierig zu erfahren, womit die Menschen dieser Welt ihre Pfeifen
füllten. Sicher war nur, dass ihre Blicke voller Enttäuschung waren und
ihre Gedanken verbittert. Die Menschen in dieser Schänke hatten zumeist
das harte Los gezogen, in einem Luxusviertel zur unteren Kaste zu gehören.
Reichtum und Luxus zu sehen, doch nichts davon abzubekommen, schürte ihren
Frust. Dennoch war keiner von ihnen bereit, dieses Viertel wieder zu verlassen.
Hier galten sie zwar nicht viel, dennoch genossen sie die Nähe der
Priester und daher auch die vermeintliche Nähe der Götter. Vor allem
jedoch, da es hier kaum ein Verbrechen gab, konnten sie nächtens durch die
Straßen ziehen, ohne dabei ihr Leben zu riskieren. Es dauerte nicht lang,
bis jeder Gast der Schenke wusste, wer er war. Wie er Dank seiner gedanklichen
Erkundung rasch erfahren hatte, war es eine der Küchenhilfen aus dem
Tempel Kegalsiks, der ihn erkannt hatte. Der schlaksige, rothaarige Junge mit
der schiefen Nase fand sich plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
einiger der älteren Männer und er freute sich darüber, endlich
etwas zum Erzählen zu haben, was alle interessierte. Kurz darauf gesellten
sich einige Neugierige an der Theke zu Leathan. Einen der Krieger Isentiens in
ihrem Stammlokal anzutreffen kam unerwartet und machte sie neugierig. Wie ihre
Gedanken verrieten, gingen die Krieger der Clans nur selten aus und wenn sie es
taten,

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