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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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auch noch unbesiegbar. Sihldan hatte noch nie eines
dieser Wesen aus solcher Nähe gesehen und er fühlte, wie das Pochen
seines Herzens schneller wurde, während er bereits um seinen Freund
trauerte. Leathan ging noch immer auf das Ungeheuer zu und unternahm auch dann
nichts zu seiner eigenen Rettung, als das Untier zur Hälfte aus dem Wasser
gekrochen war und auf unförmigen Tatzen seinen Körper angriffslustig
erhob. Es schleuderte seinen tonnenschweren Schädel in Richtung Leathans,
das Maul weit geöffnet. Ein gutturales Gebrüll hallte durch die
Nacht, als Sihldan machtlos zusehen musste, wie Leathan vollständig im Schlund
des Ungeheuers verschwand. Entsetzt wandte er sich ab, als plötzlich
Leathans Lachen zu hören war und Sihldans volle Aufmerksamkeit zum Strand
zurücklockte.
    Fassungslos entdeckte er Leathan, wie er unversehrt am
Wasser stand. Das Monster holte erneut zu einem Angriff aus, doch Leathan
ignorierte es abermals. Sihldan traute seinen Augen nicht. Dieselbe Szene
spielte sich immer wieder vor ihm ab. Das Monster verschlang den Körper
seines Freundes, doch Leathan stand noch immer unversehrt am Ufer, als sei
nichts geschehen. Nach mehreren Versuchen verschwand das Monster zurück in
den Fluten. Leathan drehte sich um und winkte ihm zu, ehe er sich wieder dem
Meer zuwandte. Bestürzt musste Sihldan mit ansehen, wie Leathan statt zu
ihm zurückzukehren, in das Wasser trat. In das Reich der Ungeheuer… Waren
die Hexer gegen die Ungeheuer immun? Hatten sie die Macht, sie zu besiegen? Sie
zu zähmen? Sihldans Verstand hatte keine Antworten zu bieten. Er konnte
nur weiter beobachten, wie Leathan ins Meer hinaus ging, immer weiter, als
setze er darauf, entweder einer Schar von Ungeheuern zu begegnen; oder von den
dunklen Wogen verschlungen zu werden. Die Stille um ihn herum wurde
unerträglich. Wie gelähmt, wartete Sihldan, so machtlos wie nie
zuvor.
     
    Er hatte es überstanden. Als Leathan durch das
erstaunlich kalte Wasser watete, stellte er wie erwartet fest, dass sich dieser
Strand wie die meisten Strände verhielt, die er kannte. Nur langsam wurde
das Wasser tiefer. Nicht nur die Gedanken des Ungeheuers waren unnatürlich
gewesen, auch sein Erscheinen war unlogisch. Ein Ungeheuer dieser
Größe hätte unmöglich hier heraus kommen können, ohne
bereits viel früher entdeckt worden zu sein. Die Ungeheuer waren nur
Trugbilder, so wie er es längst vermutet hatte, doch wo waren die
magischen Klänge geblieben, die das Aufrufen einer solchen Illusion
hätten begleiten sollen? Er hatte die Macht der Illusionen zwar nie selbst
angewandt, doch einige der Kinder der Quelle spielten damit. Zum Erschrecken
hatten sie sie allerdings nie angewandt, sie hatten das Konzept der Angst
ohnehin nie wirklich verstanden.
    Diese Erscheinung eines Ungeheuers war perfektioniert
genug, um sogar Magier und Telepathen zu täuschen. Jedes Detail war
durchdacht und ausgefeilt, bis hin zu den blutrünstigen Gedanken, die der
Illusion beigemischt worden waren und die erstaunliche, klanglose Magie aus der
das Bildnis geboren war. Leathan war neugierig, das Wesen kennen zu lernen, das
so etwas vollbrachte. Klanglose Magie musste mächtiger sein als seine
eigene… Mächtiger als die Magie eines Kindes der Quelle!
    Er stand in dem inzwischen kniehohen Wasser und wartete
auf die Antwort. Während des Angriffs des illusorischen Monsters hatte er
versucht, den wachsamen Geist telepathisch zu beobachten, doch es war ihm
schwer gefallen, zu fremd war das Denkmuster des Wesens, das sich noch immer
nicht zeigen wollte. Nun hatte es wohl seine Gedanken verschlossen, denn es war
nicht mehr zu spüren, obwohl sich Leathan beobachtet fühlte. Hatte
das Wesen Angst vor ihm, oder überlegte es, wie es seinen nächsten
Angriff verwirklichen konnte? Plötzlich nahm Leathan Ratlosigkeit wahr.
Ein gutes Zeichen! Das war nicht nur eine erste Kontaktaufnahme, sondern zeugte
auch von Neugierde, statt von Feindseligkeit. Wo das Wesen sich verborgen hielt,
spürte er nun auch. Es war weiter, im tieferen Gewässer. Ein so
mächtiges Wesen verriet nicht versehentlich etwas von sich. Diese
Informationen erhaschen zu können, kam demnach einer Einladung gleich.
Leathan ging zurück zum Ufer und zog sich aus, um ungehindert ins tiefere
Wasser gehen zu können. Er hatte vor, heute noch das Geheimnis zu
lüften, auch wenn er jetzt schon einen Vorgeschmack auf die Kälte des
Wassers bekommen hatte.
    Leathan konnte es kaum erwarten, in direkten Kontakt

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