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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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zu
dem Meeresbewohner zu treten, so versuchte er den Biss der Kälte zu
ignorieren, während er durch das immer tiefer werdende Wasser ging. Bald
schon hatte er kaum noch Grund unter den Füßen, doch
glücklicherweise sah er trotz der Dunkelheit, wie das Wesen sich von den
Wellen zu ihm herüber tragen ließ, um ihm entgegenzukommen. Leathan
wartete auf dem Meeresbewohner, der hier heimisch war, und dem es sicherlich
leicht fiel, zu ihm zu schwimmen. Leathan fiel es zunehmen schwer, sich zu
bewegen, denn das eisige Wasser stand ihm bereits bis zur Brust. Er atmete tief
durch, rief ein wenig Macht in sich auf und ließ als erstes etwas
Wärme durch seinen Körper strömen, ehe er die Macht der
Klänge nutzte, um einen leichten, bläulichen Schein auf die Wasseroberfläche
um ihn herum erstrahlen zu lassen. Das Wesen kreiste um ihn, als wolle es diese
blassen Beleuchtung nutzen, um ihn genauestens zu untersuchen. Leathan
ließ es gewähren, denn genau diese Reaktion hatte er erhofft. Es war
noch unter Wasser, daher kaum zu sehen, doch spürte Leathan die kleinen,
sanften Wellen, die es beim Schwimmen erzeugte. Er hatte es anscheinend mit
einem sehr scheuen Wesen zu tun, doch allmählich wurden die Kreise enger,
als gewinne es an Vertrauen. Als es unmittelbar vor ihm zum Stillstand kam und langsam
aus dem Wasser hervortauchte, konnte Leathan sehen, wie es klanglos
vollbrachte, die Wasseroberfläche um ihn herum ebenfalls mit einem
leichten Lichtschimmer zu versehen. Nun war es an Leathan, sein Gegenüber aus
der Nähe betrachten zu dürfen und er bedauerte es, sich nicht zu
trauen, noch mehr Licht zu erzeugen. Während es auftauchte, entdeckte
Leathan verwundert, dass es nicht wie er selbst das Wasser als Träger
für das Licht verwendet hatte, sondern seine eigene Aura. Durch den blauen
Schimmer hindurch sah Leathan ein kleines, schwarzes Gesicht mit einer hohen
Stirn, und langes Fell, das wie eine Mähne sein Gesicht einrahmte. Die
runden Knopfaugen waren ebenfalls schwarz und blinzelten nicht, während
sie zu Leathan sahen, was das seltsame Gefühl erweckte, angestarrt zu
werden. Ein kaum wahrnehmbares Geräusch, das einem Knurren ähnelte,
entfuhr der Schnauze des Wesens und ließ das Fell um seine Lefzen leicht
vibrieren. Falls diese Laute seine Sprache waren, so würde es sinnlos sein
zu versuchen, auf diese Weise zu kommunizieren. Leathan schloss die Augen und
suchte den telepathischen Weg zu seinem Gegenüber. So fremd wirkten die
Gedanken, die er traf, so wenig greifbar, so all umfassend! Leathan brauchte
nur wenige Augenblicke, um sich der Menschlichkeit zu entziehen und das fremde
Volk zu entdecken, das sich ihm freiwillig offenbarte.
     
    Sihldan konnte von weitem sehen, wie Leathan in blasses
blaues Licht gehüllt, eine Hand nach einer dunklen Silhouette ausstreckte,
die sich zum größten Teil unter Wasser befand. Langsam stellte sich
das dunkle Wesen auf. Auf dem Rücken hatte es blaue Flossen, die so fein
wirkten, wie die Flügel eines Schmetterlings. Sein von einer Mähne
umrandeter Kopf neigte sich in einer fließender Bewegung nach hinten, als
Leathan aus seiner Hand einen blauen Lichtstrahl erscheinen ließ. Die
Flossen auf dem Rücken des Wesens erhellten sich und begannen in die Nacht
zu leuchten. Erst als Leathans Lichtstrahl verblasste, tauchte das Wesen in die
dunklen Fluten des nächtlichen Meeres zurück und verschwand
augenblicklich, fast als wäre es nie dort gewesen. Kaum war es
verschwunden, vermisste Sihldan den märchenhaften Anblick, der ihm gerade
vergönnt worden war, doch der Spuk war vorbei und Sihldan wurde sich der
Lage wieder bewusst. Leathan kehrte langsam an Land zurück, zu langsam,
schien es ihm. Sihldan verspürte zwar den Wunsch, seinem Freund
entgegenzulaufen, doch ehe er nicht genau wusste, was da vor sich gegangen war,
blieb er lieber auf der Sanddüne in sicherem Abstand zu den Ungeheuern, die
sicherlich nicht fern waren. Er beobachtete wie Leathan sich wieder ankleidete,
doch sogar von weitem war zu erkennen, wie ruckartig seine Bewegungen waren,
als beherrsche er kaum noch seinen Körper.
    Leathan schaffte es nur mit äußerster
Anstrengung auf die Düne zurück. Erschöpft und zitternd brach er
neben Sihldan zusammen, überwältigt von der Kälte des Meeres.
Was auch immer gerade passiert war, sein Freund hatte sich einmal mehr
überschätzt. Sihldan stellte keine Fragen, dafür war noch die
ganze Nacht Zeit, vorerst war Eile geboten. Er befreite

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