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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Leathans
Oberkörper von seinem nassen Gewand, zog seine eigene trockene Tunika aus
und warf sie über die Schultern seines Freundes. Auch in der Dunkelheit
konnte Sihldan erkennen, dass Leathans Lippen blau angelaufen waren. Er musste
ihn so schnell wie möglich zu den Quartieren zurück bringen.

Kapitel 15
    Leathan hatte kaum protestiert, als Sihldan zwei Huren in
sein Bett hineinbefohlen hatte. Die warmen Körper vollbrachten Wunder.
Binnen kürzester Zeit hatte sich Leathans Schüttelfrost beruhigt und
etwas Wärme war in ihn zurückgekehrt.
    Eine Stunde später saß Leathan in trockenen
Gewändern und mit einigermaßen Farbe im Gesicht vor Sihldan und
trank einen Tee. Ohne auf die Fragen seines verärgerten Freundes zu
warten, sprach Leathan den Dank aus, den er seinem Freund schuldete.
    „Es ist mein Glück, dass du neugierig warst,
wahrscheinlich wäre ich sonst erfroren. Wir sind damit wohl quitt.“
    Leathan nippte an der heißen Tasse, doch Sihldan
ließ sich von den versöhnlichen Worten nicht beirren. Sein Blick
blieb starr auf ihn gerichtet und forderte stumm nach der Erklärung, die Leathan
ihm nach dieser Rettungsaktion schuldete. Leathan beugte sich Sihldans Willen.
    „Gut, ich verstehe… Ich werde dir erzählen, was ich weiß…
Ich habe in der Schänke erfahren, dass Anthalion insgeheim ein…“ Leathan
stockte in seinem Satz.
    Tatsächlich bot die Sprache der Nomaden keine
Vokabel für „Schiff“. Leathan musste über diese Erkenntnis
lächeln. Weshalb auch hätten sie ein Wort benötigt, für
etwas, das es in dieser Welt nicht gab?
    „…ein Boot, ein Boot bauen lässt, das so groß
ist, dass man viele Menschen, Pferde und Waffen darin transportieren kann.
Wahrscheinlich lässt er sogar mehrere bauen, doch dessen bin ich mir nicht
sicher. So große Boote dienen dazu, über das Meer zu segeln, Seen
und Flüsse sind dafür viel zu klein. Jetzt habe ich mir
überlegt, wofür man es verwenden kann, in einer Welt, in der man
nicht über die Meere segeln kann, weil sie von Ungeheuern bewohnt sind. Da
fiel mir ein, dass Anthalion das Erscheinen der Monster als ein Schauspiel
bezeichnet hatte… Also bin ich ans Meer und habe es geistig abgetastet. Da
waren keine Ungeheuer zu finden, aber ich habe ein intelligentes Wesen
gespürt und da habe ich es verstanden. Es gibt keine Ungeheuer! Es hat sie
nie gegeben.“
    Leathan ließ seine Erkenntnis kurz auf Sihldan
wirken, eh er weiter ausführte. „Es sind Illusionen, die diese
intelligenten Wesen dazu erzeugen, um die Menschen fern von ihrem Lebensraum zu
halten. Diejenigen, die von diesen Illusionen angegriffen werden und daran
glauben, sterben tatsächlich. Die Leichen werden von diesen intelligenten
Meereswesen dann in die Tiefe gezogen und so erhalten sie die Legende der
Ungeheuer am Leben.“
    Leathan dachte an dieses seltsame Wesen aus dem Meer
zurück, dessen Denkmuster so fremd war, dass es sogar ihm schwer gefallen
war, mit ihm zu kommunizieren. Er wusste, auch Sihldan hatte es gesehen, obwohl
er aus der Ferne sicherlich kaum mehr als eine vage Silhouette erkannt hatte.
    „Die Magie dieser Meereswesen ist eine mächtige. Sie
handeln nicht aus Bösartigkeit, sondern nur aus Angst. Ihre Göttin
Selimka hat ihnen zum Schutz die Macht der Illusion gegeben. Sie ist es, die
ihnen die Angst vor den Menschen beigebracht hat. In letzter Zeit ist es jedoch
so, dass Selimka nur noch wenig Energie schickt, also habe ich meine mit dem
Wesen geteilt, als Zeichen dafür, dass ich ihm nichts Schlechtes will und
als Entschuldigung für mein Eindringen in seiner Welt. Dafür hat es
mir verraten, dass Anthalion ihre Unterstützung erpresst hat. Helfen sie
ihm nicht, verrät er den Menschen die Wahrheit und lässt sie jagen.
So hat er wohl auch Selimkas Unterstützung erzwungen, die sich bislang
immer aus den Angelegenheiten herausgehalten hat, die die Menschen betreffen.
Anthalion kennt ihr Geheimnis und allein schon dieses Wissen ist eine
mächtige Waffe.“
    Sihldan schien zu überlegen und die Informationen zu
verarbeiten. Traurig und enttäuscht wirkte er, als er aufsah.
    „Es gibt einige Nomadenvölker, die in den Gebieten
an den Meeren leben müssen. Es sind die Verliererclans des Turniers. Dort
gibt es nur wenig Nahrung und viele müssen den Hungertod erleiden.
Übermorgen werden wir alle dafür kämpfen, dort nicht leben zu
müssen… Du willst mir nun sagen, dass Anthalion weiß, dass es keine
Ungeheuer gibt, es aber seinen hungernden Völkern nicht

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