Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
würde eine Nachricht in seiner Mailbox sein. Die Anruferin war Angeline Fowl, und sie klang alles andere als gut gelaunt.
    Artemis leitete den Anruf über Fowl Manor und sandte die aufgezeichnete Tondatei über Infrarot zurück an sein eigenes Handy.
    » Direktor Guiney «, sagte die Stimme. Sie gehörte eindeutig Angeline Fowl, und die Rufnummernanzeige würde es bestätigen. » Ich mache mir Sorgen um Arty. Er hat eine Lebensmittelvergiftung. Er erholt sich zusehends und beschwert sich nie, aber wir wollen ihn hier bei uns haben. Sie verstehen das sicher. Ich habe ihn direkt nach Hause fliegen lassen. Ich bin überrascht, dass er sich in Ihrer Betreuung so was eingefangen hat. Wir sprechen über alles, wenn Sie zurück sind. «
    Damit war das Thema Schule für ein paar Tage erledigt. Artemis' dunkle Hälfte verspürte ein genüssliches Kribbeln über den gelungenen Trick, aber sein wachsendes Gewissen weckte in ihm Schuldgefühle, weil er die Stimme seiner Mutter dazu benutzt hatte, ein Lügennetz zu spinnen.
    Er schob die Schuldgefühle beiseite. Es war eine harmlose Lüge. Butler würde ihn nach Hause bringen, und seine Schulausbildung würde durch ein paar Tage Abwesenheit nicht leiden. Und was den Diebstahl des Elfendiebs betraf: Diebe zu bestehlen war kein wirkliches Verbrechen. Es war sogar fast vertretbar.
    Ja , sagte eine ungebetene Stimme in seinem Kopf. Wenn du das Bild der Welt zurückgibst. Nein , erwiderte seine hartherzige Hälfte. Dieses Bild gehört mir, bis es jemandem gelingt, es mir zu stehlen. Das ist doch der Gag an dem Ganzen.
    Artemis schob auch die Stimmen beiseite und schaltete sein Handy aus. Er musste sich ganz auf das Bild konzentrieren, und falls das Handy im falschen Moment vibrierte, konnte seine Hand zittern. Am liebsten würde er einfach den Deckel von der Kunststoffrolle abziehen, aber das wäre möglicherweise nicht nur dumm, sondern tödlich. Es gab allerlei kleine Überraschungen, die Crane und Sparrow mit hineingepackt haben konnten.
    Artemis nahm einen Chromatographen aus dem Hartschalenkoffer, in dem sich seine Laborausrüstung befand. Das Gerät würde eine Probe des Gases in der Rolle nehmen und sie analysieren. Er wählte einen der verschiedenen Nadelaufsätze aus und schraubte ihn auf das Gummirohr, das aus der flachen Seite des Chromatographen herausragte. Dann nahm er die Nadel in die linke Hand. Artemis war beidhändig, aber seine linke Hand war ein wenig ruhiger. Vorsichtig bohrte er die Nadel durch die Silikonversiegelung der Rolle, ohne das Gemälde zu berühren. Die Nadel durfte möglichst wenig bewegt werden, damit das in der Rolle enthaltene Gas nicht austrat und sich mit dem Sauerstoff vermischte. Der Chromatograph sog ein wenig von dem Gas auf und führte es in eine Heizkammer. Eventuelle organische Verunreinigungen wurden durch die Erhitzung abgetrennt, dann transportierte ein Trägergas die Probe durch eine Trennsäule und in einen Flammenionisationsdetektor. Dort wurden die einzelnen Komponenten identifiziert. Sekunden später erschien auf der Digitalanzeige des Geräts eine Grafik. Die Prozentsätze von Sauerstoff, Wasserstoff, Methan und Kohlendioxyd entsprachen der Probe, die er zuvor in der Münchener Innenstadt genommen hatte. Ein fünfprozentiger Anteil des Gases war nicht zu identifizieren, aber das war normal. Wahrscheinlich lag es an irgendwelchen komplexen, luftverschmutzenden Gasverbindungen oder an der Sensibilität des Geräts. Abgesehen von den geheimnisvollen fünf Prozent, wusste Artemis nun, dass es vollkommen ungefährlich war, die Rolle zu öffnen. Also schlitzte er die Versiegelung vorsichtig mit einem Bastelmesser auf.
    Artemis streifte Chirurgenhandschuhe über und klopfte das Bild aus dem Behälter. Es fiel zusammengerollt auf den Tisch, sprang aber fast augenblicklich auf. Es war nicht lange genug in der Rolle gewesen, um die Form anzunehmen. Artemis strich die Leinwand glatt und beschwerte die Ecken mit weichen Gelbeuteln. Er wusste sofort, dass es keine Fälschung war. Sein geschultes Auge erkannte die Grundfarben und die übereinander geschichtete Pinselführung. Hervés Figuren wirkten wie aus Licht gestaltet. Sie waren so wunderbar gemalt, dass das Bild zu funkeln schien. Es war ein Meisterwerk. Ein gewickelter Säugling lag schlafend in seinem Bettchen am offenen Fenster. Ein Elf mit grüner Haut und hauchzarten Flügeln landete auf der Fensterbank, bereit, das Kind aus der Wiege zu stehlen. Beide Füße des Elfs waren auf der

Weitere Kostenlose Bücher