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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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halb ersticktes Flüstern, ungläubig hervorgewürgt. Sein Gehirn erfaßte nicht, was er sah. Colin lehnte am Türrahmen, mit jenem schiefen Grinsen, das so vertraut war, so jungenhaft. Schrecklich dünn – aber höchst lebendig …
    In seiner Verblüffung merkte Caine nicht, daß er Nathan beinahe erdrosselte, bis er ein qualvolles Keuchen hörte. Seine Finger erschlafften, worauf Nathan sich losriß und wieder zuschlug. Zunächst ignorierte Caine den Fausthieb. Dann stieß er, als hätte er sich doch noch anders besonnen, einen Ellbogen zwischen Nathans Rippen, ehe er auf Colin zuging.
    »Das schwöre ich bei Gott, Colin!« brüllte Nathan. »Ich bringe deinen Bruder um. Weißt du, was er meiner Schwester angetan hat? Er …«
    »Nathan, das darfst du Colin nicht sagen!« kreischte Jade. »Versuch doch ausnahmsweise, dich wie ein Gentleman zu verhalten.«
    Auf einen Stock gestützt, kam Colin seinem Bruder entgegen. Tief bewegt schloß Caine ihn in die Arme.
    »Mein Gott, du bist es wirklich. Ich kann es kaum glauben.«
    »Caine, ich freue mich so, dich wiederzusehen. Natürlich bist du jetzt sehr verblüfft, aber ich werde dir alles erklären. Sei mir nicht allzu böse. Ich wollte nicht, daß du es von jemand anderem erfährst. Das sind böse Männer. Du wärst einfach losgestürmt und …« Anscheinend fehlte Colin die Kraft, um weiterzusprechen. Er sank gegen Caine, der ihn festhielt und wartete, bis der Bruder sich faßte.
    »Laß dir nur Zeit.« Als Colin wieder auf eigenen Beinen stehen konnte, trat Caine einen Schritt zurück, um ihn zu mustern. Ein Grübchen bildete sich in seiner Wange. »Auch du siehst wie ein Pirat aus. Du hast so langes Haar wie Pagan.« Während er einen Blick in Nathans Richtung warf, zog sich seine Stirn in Falten.
    Nathan schaute genauso finster drein. »Ich habe ihm nichts erzählt, Colin. Aber dein schlauer Bruder hat alles herausgefunden. Er weiß, daß ich Pagan bin und meine kleine Schwester zu ihm geschickt habe, damit sie mit ihm herumhurt.«
    Jade wünschte, die Erde würde sich auftun und sie verschlingen. Ihr Gesicht brannte wie Feuer. »Nathan, wenn Caine dich nicht tötet, werde ich’s tun …«
    Colin starrte sie an, und als er zu lachen anfing, wußte sie genau, was er dachte. »Sagte ich dir nicht …«, begann er.
    »Setz dich, Colin«, befahl sie. »Du darfst dein Bein nicht so lange belasten.«
    »Ich wußte ja, daß du und Caine …« Er seufzte tief auf. »Und ich habe dich gewarnt, oder?«
    »Ich will jetzt kein Wort mehr über dieses Thema hören!« schrie sie. »Es ist beendet – verstanden? Wo ist Winters?« fügte sie rasch hinzu, in der Hoffnung, Colin auf andere Gedanken zu bringen. »Der Arzt sollte stets an deiner Seite sein.«
    »Winters war bei dir, Colin?« fragte Caine verwundert.
    »Pagan veranlaßte ihn, mich an Bord der Emerald zu betreuen.« Colin humpelte zum Sofa und setzte sich.
    »Zunächst versuchte Winters sich zu sträuben, aber Pagan kann sehr überzeugend wirken. Und schließlich fand der gute Doktor das alles sehr amüsant.«
    »Wo ist er jetzt?« fragte Jade.
    »Wir schickten ihn heim«, erwiderte Colin. »Mach dir keine Sorgen, mein Bein braucht nur noch ein bißchen Zeit, um zu heilen.«
    Jade schob ihm ein Kissen hinter den Rücken und legte sein Bein auf einen runden Schemel. »Ich werde eine Erfrischung für dich bestellen. Du siehst viel zu blaß aus. Der Weg von der Zufahrt hierher hat dich ermüdet, nicht wahr?« Sie wartete keine Antwort ab, raffte ihre Röcke und eilte zur Salontür, aber Caine hielt sie am Arm fest.
    »Du gehst nirgendwohin. Setz dich, Jade.«
    »Jade?« wiederholte Colin verblüfft.
    »Ich habe Caine erlaubt, mich mit dem Vornamen anzusprechen.«
    »Erlaubt?« fragte Nathan.
    Caine wandte sich zu seinem Bruder. »Wie nennst du sie denn?«
    »Sie hat mehrere Spitznamen. Meistens sage ich Rotschopf zu ihr – nicht wahr, Jade?« Als sie nickte, fuhr Colin fort: »Nathan nennt sie ’Balg’. Diesen Spitznamen mag er am liebsten.« Seine Augenzwinkern vertiefte die Röte in Jades Wangen. »Übrigens, mich nennt Harry ’Delphin’. Auch das ist als Beleidigung gedacht.«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Delphine sind liebe, sanftmütige Tiere.«
    Müde seufzte Caine auf. »Wer ist Black Harry?« Plötzlich spürte er die volle Wirkung des Schocks, den ihm das Wunder versetzt hatte. Mit letzter Kraft zerrte er Jade zu dem Ohrensessel gegenüber dem Sofa, sank hinein und zwang sie, auf der

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