Die Rache ist Dein
erreichen. Sie finden ihn auf der linken Straßenseite.«
»Ist sein Büro heute geöffnet?«
»Sein Büro?« Elaine lächelte. »Klingt komisch ... sein Büro. Auf jeden Fall isr er immer da, außer Sonntagmorgens, da ist et in der Kirche. Ray ist hetero, ein fanatischer Republikaner und dazu Baptist. Aber lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Trotz allem ist er ein guter Kerl.« Das »Büro« war ein kleiner Laden mit verschmierten Fenstern. »Ray Harp« stand in Goldbuchstaben auf der Scheibe, darunter »Immobilienmakler«. Cindy öffnete die Glastür und trat ein. Ein Mann lümmelte in einem übergroßen Sessel, die Füße auf einem Kartentisch mit imitierter Holzplatte. Er rauchte eine Zigarre, trug einen weißen Anzug und einen Panamahut, hatte einen weißen Bart. Dazu ein rundes Gesicht, bleiche Haut und sehr dunkle Augen. Er war das Abbild eines ältlichen Plantagenbesitzers oder eines alten, korrupten Richters aus den Südstaaten. Und Cindy lag gar nicht so falsch. Als er sie fragte - ohne sich zu bewegen - ob er ihr helfen könnte, klang das leicht gedehnt. Aber es hörte sich mehr nach Texas an als nach dem tiefen Süden. »Mein Name ist Cindy Decker. Sind Sie Mr. Harp?«
»Nett, Sie kennenzulernen, Cindy Decker.« Der Mann tippte sich an den Hut. »Nein, ich bin nicht Mr. Harp. Ich bin Mr. Harper, wenn Sie es wissen wollen. Das E und R sind schon vor langer Zeit vom Fenster abgekratzt worden. Hab mir nie die Mühe gemacht, die Buchstaben zu ersetzen, weil hier jeder weiß, wer ich bin.«
Cindy nickte und bemühte sich, freundlich zu lächeln, während sie sich umschaute. Der Aktenschrank war uralt; Papier quoll heraus, obwohl er geschlossen war. Der Wasserspender war antik und vermutlich mehr wert als alles, was Elaine in ihrem Laden hatte. »Dann sind Sie also Raymond Harper.«
»Genaugenommen bin ich Elgin Harper. Ray war mein Bruder und ist vor fünfundzwanzig Jahren ausgezogen. Hab mir auch nicht die Mühe gemacht, das zu ändern. Viele nennen mich Ray.« Er lächelte, zeigte braune Zähne, blies einen Rauchring. »Was kann ich für Sie tun, Cindy Decker?«
»Ich hab vor, mir ein Wochenendhaus zu kaufen. Hier soll es billiger sein als in Palm Springs, hab ich gehört.«
Schweigen. Dann sagte Harper: »Sie wollen sich hier einen Zweitwohnsitz kaufen?« Er nahm die Füße vom Kartentisch. »Und was wollen Sie hier mit einem Haus?«
»Ich will einfach nur abschalten.« Cindy spann ihre Geschichte aus. »Vielleicht in die Berge fahren und wandern. Außerdem ist es nicht weit bis Palm Springs, und ich kann in die Stadt fahren, wenn mir mehr nach Trubel ist.«
Harper beäugte sie. »Sind Sie eine Nutte?«
Cindy lachte laut auf. »Nein, Sir, bin ich nicht.«
Harper blieb stumm.
»Ich bin keine Nutte«, wiederholte Cindy. »Ehrlich nicht.«
»Was machen Sie dann?«
»Warum sind Sie so neugierig?« fragte Cindy.
»Weil eine hübsche Lady hier reinspaziert und nach einem Ferienhaus fragt. Eine Lady, die Slacks trägt statt Jeans und einen schicken Pullover, der einen hübschen Busen ahnen läßt, verzeihen Sie meine Impertinenz. Wenn Sie hier Ihr Gewerbe ausüben wollen, hab ich nichts dagegen. Ich kann Sie auch weiterempfehlen. Teufel noch mal, ich bin ein heißblütiger Republikaner, vielleicht komme ich sogar selber zu Ihnen. Aber ich geh immer noch zur Kirche. Das bedeutet, daß ich Ihnen nichts verkaufen kann, weil ich dann Ärger kriege. Wobei wir allerdings nicht übermäßig christlich sind. Haben Sie all die Antiquitätenläden gesehen?«
»Ich war bei Elaine.«
»Sie ist eine von vielen. Himmel, wir haben mehr Queens in unsere Stadt, als es in Europa gibt. Aber wir wollen nicht, daß solche wie Sie Abschaum von draußen hier reinschleppen. Wir haben genug eigenen Abschaum. Wenn Sie Kunden wollen, versuchen Sie es in den Indianerreservaten.«
»Ich bin keine Nutte.«
»Tja, vielleicht nicht. Aber Sie sind nicht ehrlich. Was wollen Sie wirklich?« Cindy sah sich um. »Sie sind schon lange hier, nicht wahr, Ray? Oder sollte ich Elgin sagen?«
»Was immer Sie wollen, Herzchen.« Er lachte, mußte aber husten. »Ja, ja, ich bin schon eine ganze Weile hier. Hey, Sie sind ein Kautionssteller. Wer hat sich diesmal aus dem Staub gemacht, ohne die Kaution zurückzuzahlen?«
»Ich bin kein Kautionssteiler. Nicht mal eine Kautionsstellerin.«
»Na ja, auf jeden Fall sind Sie jemand, der Informationen will. Und Sie haben eine Waffe.« Er deutete auf ihre Handtasche. »Ich seh doch, wie das
Weitere Kostenlose Bücher