Die Rache ist Dein
Ding den Boden ausbeult. Wenn Sie mich ausrauben wollen, gehen Sie lieber wieder. Das einzig Wertvolle hier ist der Wasserspender.« Harper stand auf. Sein Hängebauch fiel über den Gürtel und bedeckte fast das Gekröse. Er stemmte die Hände in die Hüften, trat einen Schritt vor. »Also, was wollen Sie, junge Dame?«
»Okay«, sagte Cindy. »Hier ist mein Angebot: Ich erzähl Ihnen alles, was ich über Armand Crayton weiß, und Sie ergänzen den Rest.«
»Was springt dabei für mich raus, Cindy Decker?«
»Wer weiß? Vielleicht stoßen wir auf seinen Mörder.«
»Und was hab ich davon?«
»Sie mochten Armand nicht?«
»Eigentlich fand ich ihn sogar ganz sympathisch. Abet wenn Sie wissen wollen, wer ihn ermordet hat — da gibt es eine lange Kandidatenliste. Armand hat eine Menge Leute verärgert.«
»Erzählen Sie mir davon«, beharrte Cindy.
Harper blies noch einen Rauchring. »Ich glaube, ich setz mich wieder. Das könnte eine Weile dauernd. Nehmen Sie sich auch einen Stuhl.« Er hielt seine Zigarre hoch. »Stört Sie das?«
»Nein, überhaupt nicht. Ich mag den Geruch billiger Zigarren. Erinnert mich an dunkle Kaschemmen und illegales Glücksspiel.«
»Interessanter Gedanke.« Harper sank auf seinen Sessel und legte die Füße hoch. »Würden Sie uns Kaffee kochen?«
»Kann ich machen.« Sie sah sich um. »Wo ist die Kaffeekanne?«
»Im Klo, neben dem Klopapier.«
»Entzückend.«
»Wir sind hier nicht im Ritz, Herzchen.«
Cindy ging in die Toilette, die zwar klein, aber erstaunlich sauber war. Die Kaffeemaschine stand auf einem Regal, zusammen mit dem Kaffee, den sonstigen Zutaten und drei Bechern. Cindy goß Wasser in die Maschine, wartete darauf, daß der Kaffee durchlief. Derweilen versuchte sie, Fragen zu formulieren. Aber es waren so viele, daß sie aufgab.
»Wie trinken Sie Ihren Kaffee?« rief sie.
»Drei Päckchen Kaffeeweißer und drei Stück Zucker.«
Sie reichte ihm den Becher.
»Daran könnte ich mich gewöhnen«, sagte Harper. »Eine hübsche junge Frau, die mir Kaffee macht.« Kurze Pause. »Irgendeine Frau, die mir Kaffee macht.«
»Ich wette, Sie kommen gut bei den Frauen an.« Cindy zog sich einen Stuhl heran. »Diese Lässigkeit. Darauf fliegen sie doch alle. Also ... « Sie trank einen Schluck Kaffee. »Was können Sie mir über Armand und die Desert Bloom Estates erzählen?«
»Der Gentleman hätte es fast durchgezogen. Ein echtes Meisterstück, Cindy, weil das Land hier wenig zu bieten hat. Aber Armand ging damit um, als hätte König Midas persönlich den Boden geküßt. Mann, konnte der Junge reden. Und er war nett zu den Einheimischen, obwohl alle wußten, daß er nur im eigenen Interesse handelte. Trotzdem, er war sehr höflich. Das muß ich ihm lassen.«
»Wer hat bei ihm investiert?«
»Dummköpfe, würde ich sagen, aber das wäre zu grob. Sie dürfen nicht vergessen, Cindy, daß der Aktienmarkt zur der Zeit blühte, E-Commerce hier und E-Commerce da. Die Leute investierten Geld in Firmen, die noch nie Gewinne gemacht hatten. Vermutlich hat sich Armand gedacht, er könne auf der Welle mitschwimmen. Der Hausbau boomte, und unbebautes Land stand hoch im Kurs — vorausgesetzt, es lag in Silicon Valley oder Seattle. Was ist das erste, was man bei der Maklerausbildung lernt? Grundstückslage, Grundstückslage, Grundstückslage. Tja, in Belfleur gilt ein Taschenrechner als High-Tech. Man braucht kein Genie zu sein, um das rauszufinden. Was soll ich Ihnen sagen? Belfleur hat nie an dem Boom teilgenommen.« Harper drückte sein Zigarre aus und nahm einen Schluck Kaffee.
»Klar, wir hatten hier ein paar Hollywoodtypen mit Pferdeschwanz und zweiter Frau, die sich als Gentleman-Farmer versuchen wollten und Obstplantagen kauften, aber das war's dann auch. Bis Crayton auftauchte. Aber Armand machte keine Geschäfte mit Immobilien. Er machte Geschäfte mit Träumen, verkaufte sie an alle, die bereit waren, ihm zu glauben.«
Er wedelte mit der Hand, deutete ein Spruchband an. »Desert Bloom Estates. Das Erholungsgebiet Ihrer Träume. Swimmingpools und Sauna und Fitneßcenter und Schlammpackungen und Salzbäder. Wellness total. Himmel, ich werd richtig aufgeregt, wenn eine hübsche junge Dame mir Kaffee macht.« Er zwinkerte ihr zu.
»Sie sind schon ganz rot im Gesicht, Mr. Harper. Wie hoch ist Ihr Blutdruck?«
»Keine Ahnung, weil er jede Minute steigt.«
»Passen Sie bloß auf«, riet ihm Cindy. »Meine Wiederbelebungskenntnisse sind ziemlich eingerostet.«
»Es
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