Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
wissen. War er trotzdem bereit gewesen, ein solches Risiko einzugehen?
    Theorie C: Bederman brauchte Geld, wollte Crayton und Dex eine Lektion erteilen und scherte sich nicht um das Risiko. Wieder mußte Cindy an die Skandale der letzten Zeit denken. Die Schiebungen und Korruptionsfälle, bei denen die Cops gedacht hatten, sie ständen über dem Gesetz, weil sie jede Nacht ihren Arsch riskierten. Und wenn sie ein bißchen Drogengeld abzweigten, sich von einer Nutte bedienen ließen, ein paar Flocken kassierten, weil sie nur dieses eine Mal wegschauten — na und?
    Bederman konnte einer von denen sein. Und vielleicht hatte er gedacht, er wäre davongekommen, weil das Verbrechen nach einem Jahr immer noch nicht aufgeklärt war. Aber da gab es einen Haken. Bederman hatte nicht mit Geld um sich geworfen. Soweit Cindy wußte, hatte er keinen teuren Urlaub gemacht, sich Designerklamotten gekauft oder einen schicken Wagen geleast. Und für eine Affäre mit einer anderen Frau brauchte Bederman kein Geld. Es gab genug Frauen, die auf alles flogen, was Macht verkörperte oder eine Uniform trug.
    Cindy kritzelte auf dem Papier herum, malte Kreise, schrieb ihren Namen in Blockbuchstaben. Sie kam sich wie ein Kind vor, das einen Schulaufsatz schreiben soll.
    Hatte Bederman eine Affäre? War er deswegen zur Nachtschicht gewechselt? Lark hatte ein As im Ärmel erwähnt. Scott meinte, Bederman wäre ein guter Kandidat dafür.
    Cindy brauchte Hilfe, um ihre Informationen richtig einzuordnen. Sie brauchte Scott oder Marge oder Dad. Die würden wissen, was damit anzufangen war. Aber dann mußte sie erklären, wie sie an die Informationen gekommen war. Sie hatte zwar nichts Gesetzwidriges getan, aber ihr war trotzdem nicht wohl bei der Sache. Man erwartete von ihr, daß sie Streifendienst machte und nicht als Detective arbeitete.
    Andererseits war Crayton Dads ungelöster Fall. Sie würde ihm einen großen Gefallen tun, wenn sie ihm die Informationen gab, ganz zu schweigen davon, einen korrupten Polizisten zu überführen. Der Türklopfer unterbrach ihre Gedanken, ließ sie zusammenzucken. Sie sprang auf, sah durch den Spion und zu ihrem Entsetzen direkt in Rick Bedermans Gesicht. Panik stieg in ihr auf. Gequetscht stieß sie hervor: »Einen Moment bitte.« War er ihr nach Hause gefolgt?
    Nein, das konnte nicht sein. Sie hatte alles überprüft. Hatte sich vergewissert!
    Rasch stopfte sie ihre Notizen in die Küchenschublade. Dann nahm sie die Waffe aus der Tasche, umklammerte sie fest. Sie zwang sich, langsam ein- und auszuatmen, schob den Riegel zurück, ließ aber die Kette dran, als sie die Tür öffnete. »Was willst du?«
    Bederman wirkte gereizt. »Ahm, kann ich reinkommen, bitte?«
    Blitzschnell wog Cindy die Möglichkeiten ab. Wenn sie Furcht zeigte, verlor sie nicht nur Ansehen als Cop, sondern präsentierte sich auch noch als Opfer. Das konnte sie nicht zulassen. Also nahm sie die Kette ab, versuchte, gleichzeitig verärgert und gleichgültig zu wirken. »Was machst du hier?« Bedermans Blick fiel auf Cindys Waffe. »Willst du jemanden erschießen?«
    »Ich hoffe nicht.« Sie trat von der Türschwelle zurück. »Komm rein.«
    Bederman betrat das Wohnzimmer, den Blick immer noch auf den Revolver gerichtet. Schließlich sah er sich um, bemerkte die Sprungfeder, die aus der Sofapolsterung ragte. »Ich glaube, du brauchst neue Möbel.«
    »Meine Möbel waren in Ordnung, bis jemand dieses Wochenende meine Wohnung verwüstet hat.« Bederman riß die Augen auf. »Du machst Witze!«
    »Nein. Setz dich.«
    »Läufst du deswegen mit der Kanone rum?«
    »Kann sein. Momentan bin ich nicht sehr vertrauensvoll.«
    »Du hast mir die Tür geöffnet.«
    »Gibt's einen Grund, warum ich das nicht hätte tun sollen?«
    Bederman lächelte. Er trug ein Tweedjackett, ein weißes Hemd und Jeans, dazu Cowboystiefel. »Beruhige dich. Du klingst sehr angespannt.«
    »Ich würde es geschäftsmäßig nennen. Was kann ich für Sie tun, Officer Bederman? Du kannst dich trotzdem setzen.«
    Bederman zögerte, setzte sich dann auf einen Sessel. Er verschränkte die Hände unter dem Kinn, spreizte die Beine, als erwartete er, daß ihm einer geblasen wurde. Aber sein Gesicht war angespannt. »Denk bloß nicht, ich will dich anmachen.«
    Schweigen. Cindy wartete auf eine Erklärung.
    »Eigentlich bin ich hier, um dich von der Idee ... na ja, abzubringen.« Abbringen? dachte Cindy. Oder wollte er sie umbringen? Sie schwieg weiter.
    Bederman beugte sich vor,

Weitere Kostenlose Bücher