Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake

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Wachen auf der Palisade – sie mussten alle auf die gleiche Weise wie Hornsby lautlos getötet worden sein –, aber Männer kamen aus ihren Zelten gerannt, brüllten und schrien. Schnell war die Luft von Schussgeräuschen erfüllt. Al-Wazir ließ die Pistole nicht los und krabbelte zu dem Bronzeschwert hinüber, das der geflügelte Wilde im Sterben hatte fallen lassen.
    Mit der Klinge in der einen und einer Schusswaffe in der anderen Hand stand er auf, um sich der nächsten Angriffswelle zu erwehren.
    Sobald das Lager erwacht war, gab es so viele Handfeuerwaffen, dass die Engländer für sich selbst genauso sehr eine Gefahr darstellten wie für die geflügelten Wilden. Al-Wazir tötete zwei weitere Angreifer, als sie über ihm auf der Palisade entlangflogen, und sprang dann etwa vier Meter auf den Boden hinunter, um nicht von weiteren fliegenden Engeln überwältigt zu werden. Danach schien seine Aufgabe darauf begrenzt zu sein, die Männer in vernünftige Reihen zu bringen, damit sie ihre Schüsse gezielt abgeben konnten, anstatt sie planlos in die heiße, schwüle Nacht zu jagen.
    Im Lager befanden sich zehnmal so viele Männer wie auf der Bassett mitgeflogen waren. Ein Trupp aus mehreren Dutzend geflügelten Wilden hatte die Verteidigungslinien des Luftschiffs damals von allen Seiten angegriffen. Obwohl sie festen Boden unter ihren englischen Füßen hatten, wurden sie dieses Mal noch härter bedrängt. Daraus gab es etwas zu lernen, aber in der momentanen heiklen Situation fiel es ihm nicht auf.
    Nach einigen Minuten holte jemand die schwere Artillerie hervor. Sie fingen an, in die Nacht zu feuern. Der Krach der Kanonen erweckte den Dschungel – al-Wazir hörte das und bemühte sich, die Männer mit lautem Brüllen in Formation zu bringen, während der Tod mit großen Flügeln über sie hinweghuschte.
    Er hörte jemanden brüllen ›Messing!‹, aber er wusste nicht, ob das auf Boas bezogen war oder ob es sich um eine zweite Angriffsfront handelte, die zu Land durchgeführt wurde.
    Er erhielt seine Antwort, als das Tor durch eine Explosion zusammenbrach.
    Der Kampf wurde schlimmer.
    Eine Stunde später war al-Wazir damit beschäftigt, eine Gruppe erschöpfter Männer zu befehligen, die zersplitterte Holzklötze und Eisenbahnschwellen vor dem leeren Tor zu einer Barrikade aufstapelten. Egal was, Hauptsache eine Verteidigungslinie. Boas war bei ihnen und hob, ohne auch nur zu murren, das Dreifache dessen hoch, was der stärkste Mann gerade noch anheben konnte. Die anderen starrten ihn an, flüsterten miteinander, setzten ihre Arbeit aber fort.
    »Ihr glaubt, er ist hier die Gefahr, weil er ein Messing ist?«, schrie al-Wazir, den das plötzlich wütend machte. »Wenn ihr jemals mit einem Waliser gekämpft habt, sind sie dann alle eure erklärten Feinde? Ihr seid doch alles Idioten.« Er wuchtete das eine Ende eines Holzklotzes hoch, dessen Ende plötzlich zersplitterte, sodass seine Helfer zurückwichen.
    »Ist doch nur ein Mann«, sagte einer von ihnen. »Wenn ich auch nicht weiß, was für einer.«
    »Eindeutig nicht.« Al-Wazir schob den Holzklotz ohne Hilfe an den richtigen Platz. »Ihr Riesenhaufen hässlicher Einfaltspinsel. Kennt nicht mal eure eigenen Kameraden.«
    »Das reicht«, sagte Boas leise. »Sie haben mit eigenen Augen gesehen, wie Männer durch Messing getötet wurden, deren Aussehen sich nicht von meinem unterscheidet.
    Al-Wazir nickte und verkniff sich seine nächsten Worte. Er atmete tief durch und sagte: »Herr Messing ist Anführer der Mannschaft. Ich muss die Toten zählen gehen.«
    Er stolzierte von dannen, wütend auf sich selbst, weil er seine Männer vernachlässigt hatte.
    Der Abend brachte keine besseren Nachrichten. Einer der Mediziner dieser Expedition, war im Kampf getötet worden. Der andere hatte sich nach einer Panikattacke blind gesoffen. Ihre Jungs flickten die zusammen, die man noch zusammenflicken konnte, und gaben denen Opium, die an ihren Verwundungen sterben würden. Ottweill arbeitete mit ihnen zusammen, säuberte Wunden und sprach leise mit den Patienten. Er nickte dem Bootsmann kurz zu, ohne die geringste Spur von Verbitterung, und machte weiter.
    Das war das erste Mal, dass al-Wazir an diesem Mann eine menschenfreundliche Ader entdeckte.
    Er kauerte sich neben ihn.
    »Meiner Rechnung nach haben wir mindestens siebzehn Tote«, sagte al-Wazir leise. »Einschließlich Hornsby und Dr. Marino.«
    »Weitere sechs werden es nicht überstehen.« Ottweills Stimme war genauso