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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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ehrlichen und gottesfürchtigen Glauben unserer Vorväter pflegen, für ehrlose Verräter hält, für Hunde, die an die Kette gelegt und geknebelt werden müssen. Ich schreibe Ihnen jetzt, weil ich endlich weiß, was ich Ihnen sagen soll: Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Die Korrespondenz zwischen unseren Familien, die Sie zu eröffnen für angebracht hielten, sollte von nun an nicht mehr fortgeführt werden. Niemals wieder.
     
    Seufzend legte sie den Brief beiseite. Sie konnte ihm schreiben, was sie wollte: Hercules würde es bestimmt mit seiner nächsten beleidigenden Rede wieder zunichte machen. Sie fragte sich, ob sie den Laws irgendwie helfen konnte, da sie wahrscheinlich in finanziellen Schwierigkeiten steckten. Aber sie gestand sich ein, dass sie jedes Angebot von ihr wahrscheinlich strikt ablehnen würden. Also legte sie den Brief zu dem aus Philadelphia in ihren Sekretär und betete um bessere Zeiten.
    Bald danach bot sich ihr jedoch die Gelegenheit, einem anderen Mann etwas Gutes zu tun.
    Sie war auf dem Weg vom St. Stephen’s Green zum Parlament, als sie mitten auf der sanft geschwungenen Grafton Street den jungen Patrick auf sich zukommen sah, begleitet von einem sympathisch wirkenden, etwas größeren Mann, der leicht hinkte. Sie begrüßte Patrick und bat ihn, ihr doch seinen Freund vorzustellen.
    »Ah, ja«, sagte er nach einem kurzen Zögern. »Dies ist Mr John Mac-Gowan. Lady Mountwalsh.«
    Der größere Mann verbeugte sich höflich und sagte »Zu Diensten«, aber sie sah, dass bei der Nennung ihres Namens das Lächeln auf seinem Gesicht erstorben war. Die meisten Menschen wären wahrscheinlich weitergegangen, ohne dem Vorfall große Bedeutung zuzumessen, aber Georgianas Neugier gewann wie immer die Oberhand. Da die Gebote der Höflichkeit die beiden Männer an sie fesselten, bis sie das Gespräch beendete, begann sie eine Unterhaltung mit ihnen. Sie erfuhr bald, dass John MacGowan wie Patrick Katholik war, und dass sein Lebensmittelgeschäft in den letzten sieben Jahren einen ungeheuren Aufschwung erlebt hatte. »Er hat sich auf gepökelte Lebensmittel spezialisiert«, informierte Patrick sie, »und obwohl er zu bescheiden ist, um sich damit zu brüsten, exportieren nur zwei Kaufleute in Dublin mehr Salzrindfleisch als er. Aber ich muss Sie warnen, er ist im Gegensatz zu mir kein Freund der Regierung«, fügte er lachend hinzu.
    Die Regierung hatte mit eiserner Entschlossenheit dafür gesorgt, dass die Iren mit den rebellischen Amerikanern keinen Handel mehr betrieben. Und nun, da Frankreich in den Krieg eingetreten war, waren die Regierungsbeamten geradezu besessen von der Idee, irische Kaufleute wie MacGowan könnten die französische Armee und Marine mit den für sie unverzichtbaren Pökelwaren beliefern. Es hatte also neue Handelsrestriktionen gegeben. Und die wurden nicht gerade erfreut aufgenommen.
    »Die Restriktionen sind Ihnen bestimmt zuwider«, sagte Georgiana lächelnd.
    »Das ist wahr, Mylady«, erwiderte er, nachdem er Patrick einen skeptischen Blick zugeworfen hatte.
    »Keine Sorge, John«, lachte Patrick. »Vor Lady Mountwalsh kannst du offen sprechen. Bei meinem Onkel bekommt sie viel Schlimmeres zu hören.«
    »Um ehrlich zu sein, Lady Mountwalsh«, gestand der Lebensmittelhändler, »habe ich meine Sympathie für die protestantischen Herrscher an dem Tag verloren, als sie mich aus dem Fenster warfen und mir dadurch das Bein brachen.«
    »Oh, Mr MacGowan. Das tut mir so leid.«
    »In gewisser Weise«, fuhr er ruhig fort, »sollte ich ihnen wahrscheinlich sogar dankbar sein. Denn nach diesem Vorfall hinkte ich zwar, war aber so wütend und entschlossen, mich nicht unterkriegen zu lassen, dass ich mich mit all meiner Kraft darum bemüht habe, mein Geschäft auszubauen. Ohne ihre Grausamkeit wäre ich heute nicht so erfolgreich, wie ich es bin.«
    »Es wäre doch eine gute Idee«, sagte Patrick mit einem Grinsen, »ihn mit zu Onkel Fortunatus zu nehmen. Besonders, weil die Patrioten im Augenblick ein so reges Interesse an uns Katholiken zeigen.«
    Er sprach über die neueste Kehrtwende in der turbulenten irischen Politik, eine Kehrtwende, die Grattan zu verdanken war.
    Die Patrioten konnten im Parlament zwar immer noch nicht die Mehrheit erlangen, aber sie konnten außerhalb des Parlaments wenigstens den Druck verstärken. Sie wussten den größten Teil der protestantischen Kaufleute auf ihrer Seite, und dazu noch viele kleinere Grundbesitzer. Aber nun galt es, die größte Gruppe

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