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Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Titel: Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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Bürgersteig entlang bis zur Tür. Justin öffnete sie und dahinter führte eine lange Treppe nach unten, die nur von einer einzigen Glühbirne schwach beleuchtet war. Alles roch alt und moderig. Ein Treppengeländer gab es auch nicht und ich hielt mich automatisch an Justins Arm fest. Er stützte mich, damit ich nicht das Gleichgewicht verlor. Die Treppe führte zu einer weiteren geschlossenen Tür. Schwach hörte ich Musik durch dieWände dringen. Ich drehte mich zu Justin um, als wir das Ende der Treppe erreicht hatten.
    »Ein Tanzclub?«, fragte ich und er lächelte mich an.
    »Gar nicht so gefährlich, oder?«
    Er hielt die Tür für mich auf, und kaum war ich hindurchgegangen, wurde ich von der Energie im Raum fast umgeworfen wie von einem Orkanwind. Der Anblick machte mich ganz schwindelig, besonders weil man sich keinen größeren Kontrast zu dem Ort hätte denken können, an dem wir uns gerade noch befunden hatten. Der ganze Raum war voller Menschen, vor allem junge Leute, die an Tischen, auf Sofas und Barstühlen hockten, sich unterhielten, miteinander lachten und einfach nur da waren. Es gab keine Fernsehschirme, keine Computer, keine Flipscreens oder Ohrstöpsel. Vor meinen Augen spielte sich das echte Leben ab.
    Dann drang die Musik in mein Bewusstsein und warf mich fast um. Auf einer kleinen Eckbühne hinten im Raum sang eine Frau mit grau gesträhnten Haaren in ein Mikrofon. Sie hatte die Augen geschlossen und wiegte ihre Hüften im Rhythmus. Mit zurückgeworfenem Kopf trug sie ihren Song vor, und ihre Stimme war so dunkel und verführerisch, dass ich sie fast körperlich auf meiner Haut spüren konnte. Die Band bestand aus drei Männern, die mit ihr die Bühne teilten. Neben ihr stand ein Gitarrist, dessen Gesicht halb von einer braunen Mütze verborgen war und der rhythmisch mit dem Fuß wippte. Ein Schlagzeuger hockte auf der anderen Seite, von dem nur ein Vollbart und eine Sonnenbrille zu sehen waren. Er grinste das Publikum an. Neben ihm stand ein Bassist und nickte im Takt mit dem Kopf.
    Die Melodie zog mich näher zur Bühne. Mein ganzes Leben lang hatte ich Musik gehört, aber ich war noch nie so nah dabei gewesen, während sie entstand. Ich hatte noch nie live ein Konzert besucht. Deshalb stand ich nun wie angewurzelt da und sah den Fingern des Gitarristen zu, die über den Instrumentenhals flogen. Fast konnte ich die dicken, straff gespannten Saiten untermeinen eigenen Fingerspitzen fühlen. Zwischen mir und der Bühne bewegten sich Menschen im Takt zu der Musik. Sie tanzten in Paaren, die Arme umeinander geschlungen, oder hielten sich an den Händen und der Taille. Während ich ihnen zusah, fühlte ich einen zunehmenden dumpfen Schmerz in der Brust. Ich wollte zu ihnen gehören. Jemand sollte mir beibringen, mich so zu bewegen. Die Musik zog mich in ihren Bann und bezauberte meine Sinne. Erst als sich eine Hand auf meinen Rücken legte, wurde ich aus meiner Trance gerissen.
    »Was hältst du davon?« Justin beugte sich nah zu mir herunter, damit ich ihn über die Musik hinweg hören konnte, und unsere Blicke trafen sich. Ich stellte mir vor, dass er beide Hände benutzte und mit den Fingern meine Taille entlangstrich. Doch stattdessen trat er einen Schritt zurück, und sein Blick wurde zurückhaltend, als habe er etwas in meinen Augen gelesen.
    »Beim ersten Mal wird man leicht überwältigt«, sagte er.
    Ich schaute wieder auf die tanzende Menge. »Das alles ist fantastisch. Wie lange gibt es diesen Club schon?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Seit Ewigkeiten. Die menschliche Natur lässt sich nicht so einfach unterdrücken. Wir sind kreativ, wir sind soziale Wesen, wir sind wie Wasser. Wenn man versucht, uns in eine Form zu pressen, finden wir unter dem Druck immer einen Weg hinaus.«
    Ich starrte die Sängerin hingerissen an.
    »Sie ist wunderschön«, sagte ich. Dabei sah sie nach den üblichen Maßstäben eigentlich nicht besonders gut aus. Sie hatte Übergewicht, ihr Gesicht zeigte deutliche Altersspuren und war mit Falten übersät. Die Wangen waren von dunklen Sommersprossen verfärbt. Aber nichts hätte schöner sein können als die Leidenschaft in ihrer Stimme und ihre sinnlichen Bewegungen.
    Jemand rief Justins Namen, er wandte sich ab und ließ mich allein, aber ich merkte es kaum. Die Musik wurde schneller und derTrommelrhythmus pulste durch den Raum wie ein hämmernder Herzschlag. Ich bewegte mich weiter in die Menschenmenge hinein, um an die Band heranzukommen. Heiße,

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