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Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Titel: Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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Aufflackern in seinen Augen, als er erkannte, wo mein wunder Punkt lag.
    »Tu es für mich, geh wieder zurück zu dem Empfang. Solange du mit deinen Eltern unter einem Dach lebst, hat dein Vater die Entscheidungsgewalt. Deshalb darf dir seine Meinung nicht egal sein. Noch nicht.«
    Ich biss die Zähne zusammen, um nicht weiter mit ihm zu streiten, denn schließlich hatte er recht.
    Stattdessen drehte ich mich ohne ein Wort um und marschierte zurück in Richtung des Kongresshotels. Der Wind war kühl und ich schlang mir die Arme um die Brust. Ich sah meinen Vater vor mir, wie er sich im Saal immer noch als Held feiern ließ. Dabei überkam mich eine solche Wut, wie ich sie noch nie gespürt hatte, und ich erschrak über mich selbst. Aus dem dunstigen Sprühregen von vorhin war inzwischen so dicker Nebel geworden, dass man geradezu hindurchschwamm. Ein Schauer überlief meine Haut und im gleichen Augenblick streifte etwas meinen Arm. Es war Justin, der mir seine Anzugjacke entgegenhielt. Ich nahm sie, ohne ihn anzuschauen, und schlüpfte in den warmen, seidigen Stoff. Als wir weitergingen, fühlte ich seinen Blick auf mir ruhen. Ich merkte es immer, wenn er mich ansah.
    Endlich hatten wir die weißen Säulen am Hoteleingang erreicht. Ich warf die Flügeltür auf und Justin folgte mir. Am Eingang zum Festsaal blieb ich abrupt stehen. Der Wettbewerb im Digitaltanz hatte schon angefangen. Schwarze Sensormatten lagen überall in der riesigen Halle verteilt und die Wandschirme zeigten Ballsaalszenen. Die Teilnehmer des Wettbewerbs tanzten auf den Matten zusammen mit überirdisch schönen Digitalpartnern, die sich auf Bildschirmen vor ihnen bewegten. Jeder hatte nur Augen für sein eigenes Pixelleben. Walzermusik rauschte durch den Raum, erreichte aber niemanden, denn die Tänzer waren zu sehr damit beschäftigt, ihr künstlich aufgepepptes Ich anzuhimmeln. Auf den Bildschirmen sahen sie sich selbst als schöne, junge, schlanke Supertalente in den Armen des perfekten Partners.
    Ich schaute zu, wie die Leute mit den virtuellen Fremden flirteten und lachten, während ihre Scheinkörper sich geschmeidig über den Bildschirm bewegten. Mein Blick glitt zu meinen Eltern hinüber. Auf Dads Bildschirm sah man ihn mit einer eleganten Blondine tanzen, während meine Mutter unbemerkt danebenstand, klatschte und ihn lachend anfeuerte. Während ich die Szene anstarrte, wurde mir innerlich ganz kalt. Merkten die Leute nicht, dass sie nur Luft in den Armen hielten und allein in der Leere tanzten? Vor mir lag ein ganzer Saal voller verheirateter Paare, die ihre Sinnlichkeit mit einer Simulation auslebten und den Menschen, den sie liebten, dabei völlig ignorierten.
    Ich spürte Übelkeit in mir hochsteigen, und mir wurde ganz schwindelig, während ich so dastand. Zum zweiten Mal an diesem Abend erlebte ich in meinem überreizten Zustand eine Offenbarung: Wie unnatürlich war der Lebensstil, den unsere technologischen Errungenschaften uns aufzwangen! Wie krampfhaft versuchten wir, uns den Computern anzupassen. Doch sobald wir ihre Welt betraten, ließen wir unsere menschliche Natur hinter uns zurück.
    Ich spürte, wie mir die Knie schwach wurden.
    »Bring mich hier raus«, hörte ich mich selbst mit erstickter Stimme sagen, als müsse ich aus einem Alptraum geweckt werden.
    Mit Justins Hilfe schaffte ich es zurück in die Eingangshalle, wo er mich auf einer Bank absetzte, die an der Wand stand. Ich erwartete, dass er mich gleich wieder zurück in den Saal schicken würde, weil das zu meinem eigenen Besten war. Gewisse Leute hatten immer nur mein Bestes im Sinn, wenn sie mich herumkommandierten.
    Zu meiner Überraschung holte er stattdessen mein Handy aus der Handtasche, reichte es mir und sagte, ich solle meine Mom antexten. »Richte ihr aus, dass du früher nach Hause fährst«, sagte er. »Ich bringe dich hin.«
    Sprachlos starrte ich auf das Handy. »Aber ich will nicht nachHause.« Ich schaute flehend zu ihm hoch. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war alleine herumzusitzen. »Bleibst du bei mir?«
    Es war merkwürdig, wie natürlich mir diese Worte vorkamen. Ganz unbemerkt war Justin mir vertrauter geworden als jeder andere und er schien mich besser zu kennen als meine eigenen Eltern. Wenn sie mich ansahen, projizierten sie alle möglichen Wünsche und Hoffnungen in mich hinein, aber Justin sah einfach nur mich. Und deshalb hatte ich allmählich begonnen, den schützenden Vorhang zu lüften, der mich von der restlichen Welt

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