Die Regeln der Arbeit
Gemeinschaft leisten. Ist Ihr Beitrag ein positiver, nützlicher, gesundheitlich wertvoller? Oder ist er negativ, nachteilig, schädlich für andere? Was macht Ihre Branche genau? Wie stark identifizieren Sie sich mit ihr? Haben Sie schon einmal über die moralische Verantwortung Ihrer Branche nachgedacht?
Was ich mit moralischer Verantwortung meine? Ich meine, die moralischen Werte Ihres Gewerbes-Vor- und Nachteile, Gutes und Schlechtes. Ist Ihr Gewerbe moralisch gut oder schlecht? Ist es schädlich oder heilsam? Trägt es etwas Positives zur Gesellschaft bei, oder hält es bloß die Hand auf?
Nun, Sie müssen nicht gleich kündigen, wenn Sie plötzlich bemerkt haben, dass Ihre Branche, moralisch gesehen, fragwürdig ist. Was Sie tun können, ist, von innen her daran zu arbeiten, die Dinge zu verändern. Es geht mir hier nicht nur um Umweltfragen, obwohl auch die für viele von uns sehr wichtig sind. Stattdessen möchte ich, dass Sie sich darauf konzentrieren, was Ihre Branche in moralischer Hinsicht leistet.
Wenn Sie natürlich für sich zu der Entscheidung gelangen, dass Ihre Branche von Grund auf anrüchig ist - das war bei mir der Fall, und deshalb bin ich gegangen - und dass Sie damit nicht mehr leben können, dann müssen Sie Ihren Hut nehmen. Das ist gut für Ihr Karma und nützlich für Sie, auch wenn diese Entscheidung Ihnen vorübergehend finanzielle Nachteile einbringt.
Vermutlich gibt es in Ihrem Gewerbe gute und schlechte Seiten. Gelegentlich kann es vorkommen, dass man Sie fragt, ob Sie nicht die Seiten wechseln und schlechte Dinge tun wollen. Natürlich werden Sie sich dann an Regel 43 erinnern („Setzen Sie sich persönliche Standards"), aber hier geht es nicht um persönliche Standards, sondern um die Ihrer Branche. Sie müssen darauf hinweisen, dass das, worum man Sie bittet, moralisch schlecht für Ihr Unternehmen ist. Fragen Sie nur: „Was würde die Presse dazu sagen, wenn sie davon Wind bekäme?" und bieten Sie eine passende Überschrift an, etwa: „Geiz und Co ersetzen entlassene Mitarbeiter durch asiatische Ausbeutung."
Sie können so beharrlich sein, wie Sie wollen und den Wechsel ablehnen, aber Sie werden dann natürlich schnell als Feigling abgestempelt, der sich die Hände nicht schmutzig machen möchte, keinen Mumm in den Knochen hat, und so weiter. Nein, Sie müssen die Konsequenzen für die Firma klar benennen. Seien Sie der besorgte Warner und Mahner, der sein Unternehmen vor Schlimmerem bewahren möchte. Auf diese Weise bleiben Sie der anständige Kollege, auch wenn Sie den moralischen Zeigefinger erheben. So sind Sie gleichzeitig einer von uns und einer von „ihnen".
Um all dies zu tun, müssen Sie die moralischen Werte und den moralischen Stellenwert Ihrer Branche kennen. Informieren Sie sich, recherchieren Sie.
Verstößt Ihr Unternehmen, bei dem Sie arbeiten, gegen irgendwelche Gesetze? Verstoßen Sie gegen irgendwelche Gesetze? Wissen Sie um die rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen Ihre Branche tätig ist? Ich habe einmal für eine Firma gearbeitet, die ursprünglich einwandfrei war. Die Leute waren stolz darauf, dass sie die Standards setzen konnten, etwas Neues in der Branche. Nach ein paarjahren jedoch änderte sich die Führung, und aus Dr.Jekyll wurde Mr. Hyde. Es war sehr seltsam, und ich verstand gar nicht, wie das passieren konnte. Weder hatte es im Aufsichtsrat des Unternehmens einen bedeutenden Wechsel gegeben, noch hatten sich die Umstände so verschärft, dass man es verstanden hätte-wir mussten nicht um unser Überleben kämpfen. Aufjeden Falls wurden plötzlich Gesetze gebrochen - existierende Gesetze. Plötzlich musste ich feststellen, dass ich für eine betrügerische, korrupte Firma arbeitete. Was sollte ich tun? Eine Zeitlang drückte ich ein Auge zu und tat so, als merkte ich nichts, aber schließlich bat man auch mich persönlich, mich an Gesetzesübertretungen zu beteiligen. Nun war der Punkt gekommen, an dem ich es vorzog, die Firma zu verlassen. Ich behielt meine Ehre und meinen guten Ruf und wechselte zur Konkurrenz. Dort wollte man natürlich von mirwissen, was neuerdings mit meinem früheren Arbeitgeber los sei, aber ich gab meinen neuen Chefs keine Informationen preis, die es ihnen erlaubt hätten, etwas gegen die andere Firma zu unternehmen. Ich weiß nicht, warum ich es tat, aber es erschien mir besser, mein Insiderwissen für mich zu behalten. Ich sprach ohne Scheu über ihre Geschäftspraktiken, aber die illegalen Bereiche
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