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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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die sich immer stärker zeigten, ermutigend.
    »Wer sind die Welfen eigentlich?«, fragte Rodericus plötzlich.
    Gerald sah ihn überrascht an. »Wie meinst du das?«
    »Eckhard hat gesagt, dass es für dich gefährlich ist, ihr Land zu betreten.« Er hob verlegen die Schultern. »Nicht alles dringt bis zu uns an den Neckar, weißt du.«
    »Ach so, du bist ja fremd hier! Die Welfen sind Feinde meines Herrn. Sie haben versucht, sein Land zu stehlen, als er bei den Ungarn gefangen war.«
    Eckhard zügelte sein Pferd und wartete, bis die beiden zu ihm aufgeschlossen hatten. Auf seinem Gesicht lag ein leichtes Lächeln. »Sehr vereinfacht stimmt diese Darstellung sogar«, erklärte er. »Es gibt Rivalitäten zwischen den beiden Geschlechtern, und wie immer geht es um Land. Die Welfen wollen ihre Besitztümer zurück, die sie wiederum durch Enteignung anderer erhalten hatten. Diese Gebiete waren ein Hochzeitsgeschenk des damaligen Königs, Ludwigs des Frommen, an seine Frau, eine Welfin. Sein Nachfolger gab die Gebiete wieder an die vormaligen Besitzer zurück. Du kannst dir denken, wie erzürnt die Welfen über diesen Machtverlust waren. Graf Heinrich soll …« Er brach ab, als ihnen ein Fuhrwerk entgegenrumpelte, auf dessen Ladefläche sich sorgfältig festgezurrte Weinfässer türmten.
    Der Kutscher musterte die drei Kuttenträger auf ihren Pferden neugierig. »Wohin des Wegs, Brüder?«, rief er.
    »Gott zum Gruß!« Eckhard lenkte sein Tier neben den Karren. »Kommst du aus Altdorf?«
    »Das will ich meinen«, antwortete der Mann und zeigte beim Lachen ein schiefes Gebiss. »Und guten Handel habe ich da getrieben. Seid Ihr auch auf dem Weg dorthin?«
    »Das sind wir. Sag, kannst du uns eine Unterkunft empfehlen?«
    Der Kutscher wiegte den Kopf. »Noch haben wir kein Kloster, Bruder, das Euch aufnehmen könnte. Natürlich könnt Ihr es beim Pfaffen versuchen, aber der ist, wenn Ihr mir die Freiheit verzeiht, nicht der großzügigste. Allerdings«, er betrachtete die Pferde der drei mit Kennerblick, »wenn Ihr zahlen könnt, schlage ich die Weinrebe vor, da könnt Ihr Eure Pferde unterstellen, und die Speisen sind gut. Ihr solltet Euch übrigens beeilen. Die Straße ist nicht sicher. Seit einiger Zeit treibt hier eine Bande Wegelagerer ihr Unwesen.«
    »Habt Dank!« Eckhard lenkte sein Pferd zurück, und der Mann trieb unter freundlichem Winken sein eigenes Tier an.
    Bald war das Quietschen der Karrenräder hinter ihnen verhallt, und die Geräusche des Waldes nahmen sie von Neuem auf. Irgendwann begann Rodericus leise zu beten. Gerald empfand die Worte inmitten der Einsamkeit als seltsam tröstlich, dennoch war er froh, als sie auf einem der Hügel den Stammsitz der Welfen erkannten. Er machte eine Bewegung, als wolle er sich strecken, doch die krachenden Nähte der Kutte mahnten ihn zur Vorsicht. Mit einem Seufzer sackte er wieder zusammen. »Wie groß ist Altdorf eigentlich?«
    »Etwas größer als Buchhorn«, antwortete Eckhard prompt. »Ich nehme an, dass die Siedlung im Lauf der Zeit zu einer ansehnlichen Ortschaft herangewachsen ist. Ihr befindet euch auf einer der wichtigsten Fernstraßen in der Gegend. Das zieht die Menschen an.«
    Missmutig blickte Gerald auf den Matsch zu seinen Füßen. »Dann hoffe ich nur, dass der Mann vorhin mit der Weinrebe nicht übertrieben hat. Ich hab nämlich Hunger.«
    »Aber sollten wir nicht lieber zum Pfaffen?«, wandte Rodericus ein. »Wir sind Mönche.«
    »Er nicht«, bemerkte Eckhard mit einem nüchternen Blick auf Gerald. »Und du glaubst doch nicht, dass er auch nur einer flüchtigen Prüfung durch einen echten Geistlichen standhält. Nein, wir suchen die Weinrebe.« Mit diesen Worten glitt er vom Rücken seines Pferdes und gab den anderen einen Wink, seinem Beispiel zu folgen. Sie führten ihre Tiere durch die belebten Gassen des kleinen Ortes. Überall grüßten die Menschen die Ordensbrüder mit ihren prächtigen Tieren ehrerbietig, wenn auch neugierig, und es dauerte nicht lange, bis sie vor der Weinrebe standen.
    »Hätte ich gar nicht gedacht, dass Welfen so freundlich sind«, raunte Gerald Eckhard zu.
    Der lächelte spöttisch. »Hast du etwa mit Menschenfressern und Dämonen gerechnet? Du musst noch viel lernen, Bruder«, er zwinkerte. »Und jetzt halt dich im Hintergrund. Da kommt schon der Stallknecht.«
    Nach kurzem Feilschen wurden Eckhard und der Mann handelseinig, und die drei betraten die Weinrebe. Offensichtlich hatte der Wirt schon von der Ankunft der

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