Die riskante Affaere
Toilette und nimmt ihre Handtasche mit. Wenn sie ihren Lippenstift herausholt und dabei feststellt, dass Brieftasche oder Hausschlüssel fehlen, wird sie sofort Alarm schlagen. Wenn alles an seinem Platz ist, gibt es keinen Grund, argwöhnisch zu werden. Und so sind die Einbrecher längst wieder weg, bevor das Opfer nach Hause kommt.«
Ally drehte der Tafel den Rücken zu. »Es könnte durchaus möglich sein, dass eine Verbindungsperson im Club den Einbrechern Bescheid gibt, sobald die Zielperson die Rechnung verlangt. Ein Angestellter, vielleicht auch ein Stammgast. Im ›Blackhawk‹ vergehen normalerweise zwischen Bestellung und Bezahlung der Rechnung zwanzig Minuten.«
»Außer dem ›Blackhawk‹ sind noch zwei weitere Clubs verwickelt.« Kiniki runzelte die Stirn. »Wir werden sie beobachten müssen.«
»Jawohl, Sir. Doch am Ende wird alles beim ›Blackhawk‹ zusammenlaufen. Das ist die Schaltstelle.«
»Dann finden Sie jetzt einen Weg, sie auszuhebeln, Fletcher.« Kiniki stand auf. »Und nehmen Sie sich heute mal ein paar Stunden früher frei. Mir scheint, Sie brauchen dringend Schlaf.«
Ally befolgte den Rat ihres Vorgesetzten – sie legte sich auf das schmale Sofa im Aufenthaltsraum. Nicht ohne vorher darum gebeten zu haben, sofort geweckt zu werden, sobald die Berichte hereinkamen.
Als Hickman sie nicht gerade besonders sanft wachrüttelte, hatte sie neunzig Minuten geschlafen und fühlte sich schon fast wieder wie ein Mensch.
»Hast du meinen Käsebagel geklaut?«
»Was?« Ally richtete sich auf und schob sich die Haare aus dem Gesicht.
»Ich weiß, wie gern du Käsebagel isst. Ich hatte einen, und jetzt ist er weg.«
Verschlafen kramte sie in ihrer Tasche nach ihrer Haarspange. Als sie fündig geworden war, fasste sie ihr Haar im Nacken zusammen. »Da stand nicht dein Name drauf.«
»Und ob!«
Sie rollte die Schultern. »Heißt du ›Pineview Bakery‹? Davon abgesehen habe ich nur die Hälfte gegessen.« Sie schaute auf ihre Armbanduhr. »Ist der Bericht von der Spurensicherung schon gekommen?«
»Ja, und dein Durchsuchungsbefehl auch.«
»Gut.« Ally schwang die Beine von der Couch, sprang auf und legte ihr Schulterhalfter an. »So, jetzt bin ich wieder voll da.«
»Ich erwarte, am Ende der Schicht in dieser Tüte einen Käsebagel vorzufinden.«
»Ich habe aber nur die Hälfte davon gegessen«, rief sie, schon auf dem Weg zu ihrem Schreibtisch. Sie griff nach dem Bericht, den man ihr in ihrer Abwesenheit hingelegt hatte, und überflog die Seiten, wobei sie versuchte, den sie umgebenden Lärm zu ignorieren. Nachdem sie fertig gelesen hatte, rückte sie ihr Halfter gerade und schlüpfte in ihre Jacke.
Als es plötzlich still wurde, schaute Ally auf. Ihr Vater war hereingekommen. Genau wie Blackhawk war auch er ein Mann, der überall Beachtung erregte.
Ihr war bekannt, dass einige ihrer Kollegen ihr den rasanten Aufstieg neideten. Obwohl es ab und zu Gemurmel gab, wagte niemand, laut von Begünstigung oder Vetternwirtschaft zu reden.
Davon konnte auch keine Rede sein. Ally hatte sich ihre Dienstmarke hart verdient. Außerdem war sie zu stolz auf ihren Vater und sich ihrer eigenen Fähigkeiten zu sicher, um sich von dem Gerede verunsichern zu lassen.
»Commissioner.«
»Detective. Hast du mal eine Minute Zeit?«
»Sogar zwei.« Sie holte ihre Umhängetasche aus der unteren Schublade ihres Schreibtischs. »Können wir unterwegs reden? Ich wollte eben gehen. Ich habe einen Durchsuchungsbefehl für das ›Blackhawk‹.«
»Aha. Das ging ja schnell.« Er trat einen Schritt beiseite, um sie durchzulassen.
»Ist es okay, wenn wir die Treppe nehmen?«, fragte sie. »Ich hatte heute früh keine Zeit zu trainieren.«
»Kein Problem. Was hat es denn mit diesem Durchsuchungsbefehl auf sich?«
»Ich möchte mir Blackhawks Überwachungsvideos ansehen. Als ich ihn gestern darauf ansprach, hat er empfindlich reagiert. Ich scheine ihn ständig irgendwie auf die Palme zu bringen.«
Boyd hielt seiner Tochter die Tür zum Treppenaufgang auf und taxierte sie mit schräg gelegtem Kopf. »Und ich scheine da bei dir ein gesträubtes Fell zu entdecken.«
»Okay, zugegeben. Wir bringen uns ständig gegenseitig auf die Palme.«
»Das dachte ich mir. Weil jeder von euch die Dinge gern auf seine Art macht.«
»Warum sollte ich es so machen, wie es jemand anders will?«
»Ganz recht.« Boyd fuhr ihr mit einer Hand über den glänzenden Pferdeschwanz. Sein kleines Mädchen hatte schon immer einen
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