Die Rose der Highlands
Munroy, deinem
UrgroÃvater, herum.«
Rose brach in ihr mitreiÃendes Lachen aus. »Auch gut, dann werde ich
ihn nett grüÃen, wenn ich ihm mal begegnen sollte.«
»Du freches Gör«, kicherte Fiona. Sie hatte sich Roses ansteckendem
Lachen nicht entziehen können, doch sie fügte mahnend hinzu: »Versprich mir,
dass du diesen Teufelsgaul nicht reitest.«
»Ich verspreche es!«
Rose hob die eine Hand zum Schwur, während sie ihn mit der anderen
Hand hinter ihrem Rücken wieder auflöste.
»So, und nun husch husch, umziehen. In zehn Minuten serviert Bonnie
die Suppe«, bemerkte Fiona unwirsch.
Lachend verlieà Rose die Küche und eilte die Treppe hinauf. Sie
nahm, wie immer, gleich zwei Stufen auf einmal. Auf dem Treppenabsatz unter
einem Ãlgemälde des streng dreinblickenden Angus Munroy wäre sie fast mit
Isobel zusammengestoÃen. Sie erwartete das übliche Donnerwetter, wenn sie
ungestüm durch das Haus tobte, aber Isobel rang sich sogar zu einem Lächeln
durch.
»Hoppla, unser kleiner Wirbelwind!«
Rose stutzte. Unser kleiner Wirbelwind? So hatte sie die
Stiefschwester ja noch nie tituliert. Rose war sich sicher. Es war etwas
geschehen mit Isobel, aber was?
Es fiel ihr schwer, sich bis zum spätnachmittäglichen
Weihnachtsessen zu gedulden, aber, wenn sie Fiona Glauben schenken durfte,
würde ihre Neugier sehr bald befriedigt werden.
»Wir sehen uns gleich. Ich bin ja sehr gespannt auf die diesjährigen
Weihnachtsüberraschungen«, flötete Rose vieldeutig, bevor sie weitereilte.
Kritisch blickte sie in ihren Kleiderschrank. Sie hatte nichts
anzuziehen. Jedenfalls nichts, was ihrem Alter gemäà war. Das waren alles Kinderkleider,
wie sie fand. Voller Neid dachte sie an ihre beste Freundin Caitronia. Deren
Mutter war extra nach Edinburgh gekommen, um ihre Tochter vor Ferienbeginn neu
einzukleiden. Damit du für die Ballsaison genug zum Anziehen besitzt, hatte
Lady Ainsley geflötet. Und sie hatten Rose mit auf den Einkaufsbummel genommen.
Sie war kein missgünstiger Mensch, aber ihre Freundin in den schönsten Roben zu
bewundern, war ihr mächtig schwergefallen. Netterweise hatten sie Rose dann mit
in die Highlands genommen. Warum konnte ihre Mutter nicht auch in die Schule
kommen, um sie in die Ferien abzuholen? Sie behauptete immer, das würde zu
viele alte Erinnerungen aufreiÃen. Dabei fragte Moiselle Larange stets nach dem
Befinden ihrer Mutter. SchlieÃlich waren sie vor vielen Jahren einmal so etwas
wie Lieblingskolleginnen gewesen. Und warum kaufte sie ihr kein Kleid für die
Ballsaison? Wenn sie sich vorstellte, dass Caitronia wie eine Prinzessin zu
ihrem Fest an Hogmanay erscheinen würde und sie hingegen im Kinderkleid â¦
Um das sonstige gesellige Leben, das Caitronia in Inverness
erwartete, beneidete Rose sie allerdings weniger. Auf all diesen Bällen ging es
nämlich nur um das eine: den richtigen Mann zu finden. Wir sind doch noch viel
zu jung, an so etwas zu denken, pflegte Rose jedes Mal zu stöhnen, wenn ihre
Freundin mit dem Thema anfing. Doch Caitronia war der Auffassung, man könne gar
nicht früh genug anfangen, und sie setzte jedes Mal verschwörerisch hinzu: Die
Konkurrenz schläft nicht!
So ein dummes Geschwätz hatte es bei ihnen auf Scatwell Castle nicht
gegeben. Ihre Eltern wären niemals auf den Gedanken gekommen, sie auf Bällen
herumzureichen. Sie musste sich nicht mit potenziellen Heiratskandidaten herumschlagen.
Es war ja schon schlimm genug, dass einige der jungen Männer aus Inverness,
auch ohne dass sie sich in der sogenannten Gesellschaft zeigte, gelegentlich
»rein zufällig« in Scatwell Castle vorbeikamen. Besonders hartnäckig war
Padruig, der groÃe Bruder einer Mitschülerin, der ihr sogar Liebesbriefe nach
St.â¯Georges schickte. Sie mochte den kräftigen jungen Mann, der etwas von einem
Bären an sich hatte. Doch nichts von dem, was sie in den Schmökern von Barbara
Cartland, die in St.â¯Georges von Hand zu Hand gingen, über Liebe lesen konnte,
traf auf sie zu. Weder pochte ihr Herz noch zitterten die Knie. Padruig war
nett, so nett, dass sie sich nicht traute, ihm ehrlich zu sagen, dass es
vergebliche Liebesmüh war und er lieber eine andere umwerben sollte.
Ihr Vorsatz für das neue Jahr war allerdings, an Hogmanay allen Mut
zusammenzunehmen und ihm die schonungslose Wahrheit zu sagen.
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