Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
uns Unsterblichen?«
»Gibt es bei euch denn keine männlichen Engel?«
»Doch, selbstverständlich.«
»Verliebt ihr euch nicht?«
»Natürlich nicht. Unsere Gedanken sind auf das Paradies gerichtet und die guten Taten, mit denen wir den Menschen helfen wollen. Wir gehen ganz darin auf, Promenthas zu dienen. Ihm gilt unsere ganze Liebe, eine reine Liebe, die nicht durch die verhängnisvolle körperliche Lust verunreinigt wird, mit der die Menschen sich so plagen. Gilt das denn nicht auch für dich?«
»Nein«, sagte Pukah und fühlte sich unter dem Blick der kühlen, unschuldigen Augen etwas unbehaglich. »Wir sind nicht ganz frei von körperlicher Lust, fürchte ich. Und ich kann mir das Paradies ohne Lust kaum vorstellen. Verzeih mir, daß ich diese Dinge zur Sprache brachte.«
»Das kommt davon, wenn man soviel mit Menschen zu tun hat«, bemerkte Asrial.
»Also, was das betrifft«, fügte Pukah leicht verärgert wegen ihres überheblichen Tonfalls hinzu, »habe ich festgestellt, daß die Art und Weise, wie du über ›deinen Mathew‹ sprichst, ahnen läßt, daß du mehr als nur die Aufgaben eines Leibwächters erfüllst.«
»Was willst du damit sagen?«
»Ich meine, daß du vielleicht mehr im Sinn hast, als nur seinen Körper zu beschützen… «
»Wie kannst du es wagen!« Hastig sprang sie auf, und vor lauter Empörung spreizten sich ihre Flügel. Ihr Gesicht lief tief rot an, und ihre Augen funkelten wütend. Die gespreizten Flügel fächelten nervös die Abendluft, wobei der süße Duft heiligen Weihrauchs in Pukahs Nase drang. Noch einmal warf er sich ehrfürchtig zu Boden.
»Ich habe es gewagt, weil ich eine Schande für die Dschinnen bin, ein Schuft, der es nicht einmal wert ist, daß man auf ihn spuckt!« rief er jämmerlich. »Bitte, vergib mir!«
»Wirst du mich mitnehmen?«
»Verlange das bitte nicht von mir, Asrial!« bettelte Pukah und sah sie flehentlich an. »Es ist gefährlich. Gefährlicher, als du es dir wahrscheinlich vorstellen kannst. Selbst Sond habe ich nicht gesagt, wie groß die Gefahren wirklich sind«, gab er mit beschämtem Gesicht zu. »Wenn du unbedingt die Wahrheit wissen willst, auch ich gehe nur, weil ich hier alles so gründlich verpfuscht habe, daß ich befürchte, mein Gebieter wird mich zur Strafe an Akhran ausliefern. Nach allem, was ich weiß, hat der Wandernde Gott viele Fehler, aber Gnade zu gewähren, gehört nicht dazu. Durch die Suche nach den Verlorenen hoffe ich, das Unglück, das ich über meinen ahnungslosen Gebieter gebracht habe, wieder gutmachen zu können.«
»Du hast doch nicht vorgehabt, ihm Schaden zuzufügen, oder?«
»Nein, überhaupt nicht!« wehrte Pukah ab. »Das kann ich dir versichern, sofern ich überhaupt etwas zu meinen Gunsten sagen kann. Ich hatte die ganze Zeit nichts anderes im Sinn, als ihm zu helfen.« Er wischte sich über die Augen, schluckte verstohlen und murmelte etwas von Sand, der ihm in den Mund geraten sei.
»Dann«, sagte Asrial scheu und reichte ihm die Hand, »können wir gemeinsam versuchen, deinem Gebieter und meinem Mathew zu helfen und sie vor den Schwierigkeiten zu bewahren, die wir beide ungewollt verursacht haben. Wirst du mit mir zurechtkommen?«
»Wenn du es mit mir aushalten kannst!« sagte Pukah kleinlaut.
»Dann darf ich mitkommen?«
»Ja«, seufzte Pukah. »Obwohl es mir einen Stich versetzt. Oh, sieh mal. Dort kommt Sond! Vermutlich mit guten Nachrichten – bei dem dummen Grinsen auf seinem Gesicht. Am besten erzähle ich dir die ganze Geschichte. Und… du sagst Sond doch nichts von dem… was ich dir gerade erzählt habe? Er würde es nicht verstehen! Der Grund für unsere Reise ist Sonds geliebte Dschinnia Nedjma, die von einem Teufel in Gestalt eines Ifriten entführt wurde. Dieser Ifrit, der auf den Namen Kaug hört, wohnt an einem äußerst furchterregenden Ort unter der Kurdinischen See. Dort müssen wir mit unserer Suche nach den Verlorenen Unsterblichen beginnen.«
»Ah, Sond! Gerade noch rechtzeitig. Wir sprechen gerade über dich. Das ist Asrial. Sie kommt mit uns… Ja, sie hat Flügel. Sie ist ein Engel… Stell bitte keine weiteren Fragen, denn wir haben keine Zeit. Ich werde dir alles unterwegs erklären!«
23
Inzwischen befand sich Zeid nicht mehr als einen Tagesritt vom Tel entfernt. Jaafar, Khardan und sein Vater waren an diesem Morgen schon früh auf den Beinen und beobachteten aufmerksam den südlichen Horizont. Die Sonne hatte sich über dem Sonnenamboß erhoben und brannte
Weitere Kostenlose Bücher