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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Ohren wie Flügel hin und her bewegten, um die Fliegen zu vertreiben, prusteten sie übermütig und schienen sich zu freuen, dass es wieder auf die Straße ging.
    Konrads Laune stieg wieder, und während er in Gedanken ein wenig über sich selbst und sein Reittier spottete, dachte er daran, dass er zum ersten Mal seit Roncesvalles wieder sein eigener Herr war.
    Das Wäldchen, in dem er sich mit Ermengilda und Maite treffen wollte, lag weiter entfernt, als er es sich vorgestellt hatte.Die Sonne versank schon hinter dem Horizont, und ihn packte die Angst, er würde die Frauen in der hereinbrechenden Dunkelheit verfehlen.
    »Ich hätte sie mitnehmen müssen, gleichgültig, was Maite gesagt hat!«, sagte er zu sich selbst und hielt unter den ersten Bäumen angestrengt Ausschau. Da schälte sich nicht weit vor ihm eine düstere Gestalt aus dem Gebüsch.
    Er griff zum Dolch, erkannte dann aber Maite. »Da bist du ja! Ich habe mir schon Sorgen um euch gemacht!«
    »Wir uns auch um dich! Du bist lange ausgeblieben. Wenigstens hast du die Esel bekommen. Hast du auch an etwas zu essen gedacht? Ermengilda und ich haben seit dem Morgen nichts mehr zu uns genommen.«
    Konrad zeigte auf den Beutel und fragte sie, wo Ermengilda sei.
    »Wir haben ein gutes Versteck gefunden, eine kleine Schlucht, in der eine Quelle entspringt, die selbst um diese Jahreszeit noch Wasser spendet. Komm mit!« Maite nahm einen der Esel am Zügel und führte ihn in das Dunkel des Waldes hinein. Konrad, der ihr mit dem anderen Tier folgte, war in Gedanken schon bei Ermengilda und freute sich, sie gleich wiederzusehen.
    Als sie das Versteck erreichten, begann die Dämmerung der Nacht zu weichen, aber auf dem letzten Stück wies ihnen ein kleiner Lichtpunkt den Weg. Maite war es gelungen, mit etwas Zunder aus einem Baumschwamm und zwei Holzstücken ein Feuer zu entzünden. Die Flamme brannte niedrig, um keine ungebetenen Gäste anzulocken, spendete aber genug Helligkeit, dass Konrad in ihrem Licht die Lebensmittel auspacken konnte, die er von Simeon Ben Jakob erhalten hatte.
    Ermengilda starrte einen Augenblick hungrig auf das Fladenbrot, den Käse und die Oliven und griff dann eifrig zu. Unterdessenbrachte Maite die Esel zu einer Stelle, an der sie ein wenig Gras fressen konnten, und band sie dort fest. Als sie zurückkam, setzte sie sich zu den anderen und begann ebenfalls zu essen. Schließlich aber hob sie den Kopf und sah Konrad durchdringend an.
    »Ich hoffe, du hast keinen Fehler gemacht, der unsere Feinde auf uns aufmerksam machen könnte!« Sie wusste selbst nicht, weshalb sie ihn so barsch anfuhr. Es mochte an den Blicken liegen, mit denen er Ermengilda verschlang.
    Die Asturierin tat aber auch das Ihre, seine Aufmerksamkeit zu fesseln, indem sie ihm ein schmelzendes bewunderndes Lächeln schenkte. Offensichtlich sah sie in ihm ihren Helden, der sie nun zum dritten Mal vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt hatte.
    Maite war Konrad ebenfalls dankbar, weil er sie vor dem Bären gerettet hatte, aber das hatte sie in der Schlucht von Roncesvalles gutgemacht. Nun hatte sie mindestens ebenso viel wie Konrad zu der erfolgreichen Flucht beigetragen, doch die beiden taten so, als wäre sie nicht vorhanden, und bezogen sie auch nicht in ihr Gespräch ein. Daher stand sie auf, sobald sie sich satt gegessen hatte.
    »Ich schaue noch einmal nach den Eseln«, sagte sie und ging, ohne sich noch einmal zu den beiden umzudrehen. In ihrer Wut achtete sie zunächst nicht auf die Richtung, die sie einschlug, und musste daher suchen, bis sie die Tiere wiederfand. Da die beiden Esel noch an dem trockenen Gras auf der kleinen Lichtung rupften, setzte Maite sich in die Nähe, verschränkte die Arme vor den Knien und starrte vor sich hin.
    Sie war zwar frei, doch ihre Zukunft erschien ihr so düster, als führe ihr Weg unweigerlich ins Verderben. Okins Intrigen hatten sie ihrem Stamm so sehr entfremdet, dass sie wahrscheinlich auch dann keine Unterstützung bekam, wenn sie ihn des Mordes an ihrem Vater anklagte. Sie schüttelte diesen Gedanken ab und versuchte, sich mit Näherliegendem zu beschäftigen.Das aber brachte sie wieder zu ihren Begleitern, und sie fragte sich, was die beiden wohl machten.

2.
     
    E
rmengilda und Konrad bemerkten durchaus, dass Maite grußlos davongegangen war, und saßen nun eine Weile stumm nebeneinander. Dann atmete der junge Mann tief durch und schüttelte den Kopf.
    »Was hast du?«, fragte Ermengilda leise.
    »Ach nichts! Ich …«

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