Die Rose von Asturien
anders als mit Widerwillen hingeben konnte. Ermengilda schien jedoch unersättlich zu sein, denn als Konrad erschöpft innehielt, flehte sie ihn an, sie noch einmal zu nehmen.
Der Franke brauchte eine Weile, bis er dazu wieder in der Lage war. Die nachfolgende Vereinigung der beiden war nicht so wild und heftig wie die erste, sondern sanft und harmonisch.
Das Ganze blieb nicht ohne Wirkung auf Maite. Ein Ziehen machte sich in ihrem Unterleib breit, und sie spürte die Sehnsucht, selbst einmal so sanft geliebt zu werden. Sofort kämpfte sie gegen dieses Gefühl an, und als Konrad diesmal zum Ende gekommen war, packte sie ihren Mantel, wickelte sich ein und legte sich so, dass sie dem Paar den Rücken zukehrte. In dieser Nacht fühlte sie die Einsamkeit, die sie seit dem Tod ihres Vaters nie mehr verlassen hatte, doppelt so stark von ihr Besitz ergreifen.
3.
A
m nächsten Morgen sprach keiner über das, was in der Nacht geschehen war. Ermengilda schenkte Konrad zwar ein schmelzendes Lächeln, dachte aber mehr an ihr ungeborenes Kind als daran, noch einmal das Lager mit ihm zu teilen. Konrad hatte Ermengilda im Traum die ganze Nacht hindurch geliebt und erbebte noch unter dem Widerhall der dabei erlebten Lust. Sein Drang, sich als Mann zu beweisen, war jedoch fürs Erste gestillt, und er wollte warten, bis Ermengilda erneut für ihn bereit war.
Maite richtete derweil ihre Gedanken auf den nächsten Schritt und breitete die Gewänder auf dem Boden aus, die Konrad aus Eleasars Haus mitgenommen hatte. Es handelte sich um die derbe Tracht eines reisenden Juden mit langem Hemd, Kaftan, Mantel und einer Mütze. Daneben gab es ein weites Hemd von blauer Farbe, ein besticktes Mieder, ein Überkleid mit kurzer, ebenfalls bestickter Schürze sowie ein Käppchen mit Schleier. Diese Kleidung war einer wohlhabenden Jüdin angemessen. Maite gefiel diese Gewandung, und sie hätte sie gerne getragen, zumal die zweite Frauentracht nur aus einem langen, bräunlichen Hemd und einemärmellosen, kittelartigen Überkleid bestand, wie eine Dienerin sie auf Reisen tragen mochte.
Leider passte die bessere Kleidung ihr nicht, und sie musste sich mit dem einfachen Gewand begnügen. Während sie die Sachen sortierte, fiel ihr auch die Flasche mit dem Färbemittel in die Hände.
»Was ist das?«, fragte sie Konrad.
Dieser sah sie grinsend an. »In dieser Flasche ist ein Saft, mit dem einer von uns Haut und Haare färben kann, so dass er wie ein Mohr aussieht.«
»Hoffentlich nicht für immer«, spottete Maite und wollte die Flasche beiseitelegen. Dann aber wog sie sie nachdenklich in der Hand. »Das werde wohl ich machen müssen. Du kannst als Jude nicht gleichzeitig als Mohr auftreten, und Ermengilda nähme man diese Verwandlung nicht ab, weil die hellen Augen sie verraten würden.« Maite öffnete den Verschluss der Flasche und ließ etwas von der Flüssigkeit in ihre zur Schale geformte linke Hand fließen. Das Elixier sah aus wie Tinte und war geruchlos. Als sie vorsichtig ein wenig davon auf ihrem Arm verstrich, zeigte die Haut an der Stelle einen mattschwarzen Schimmer, der tatsächlich der Hautfarbe eines Mohren glich.
»Du wirst mir helfen müssen!«, sagte sie zu Ermengilda und berührte mit den von der Tinktur feuchten Fingern deren Haare. Sofort erlosch an dieser Stelle der goldene Glanz.
»Wir sollten deine Haare ebenfalls färben. Eine Mohrin und eine Jüdin mit schwarzen Haaren wird kein Maure für die beiden Frauen halten, die dem Emir und dessen Blutsäufer Fadl entkommen sind.« Maite freute sich darauf, das Haar ihrer Freundin umzufärben, so dass Ermengilda eine Weile schlicht und unauffällig umherlaufen musste. Dann aber dachte sie daran, wie sie selbst als Mohrin aussehen würde, und schüttelte sich.
Sie wandte sich an Konrad. »Kümmerst du dich um die Esel und tränkst sie? Lass sie noch ein wenig fressen, denn sie haben einen langen Weg vor sich!«
Er nickte, schlüpfte in seine jüdische Tracht und ging dann zu den beiden Grautieren.
»Jetzt frisch ans Werk!«, forderte Maite ihre Freundin auf und zog sich bis auf die Haut aus. Dann begann sie, sich Busen und Leib mit der Tinktur einzureiben.
»Was machst du da?«, rief Ermengilda erschrocken. Sie hatte gedacht, Maite werde sich damit begnügen, das Gesicht, die Arme und die Füße zu färben.
Maite lachte leise auf. »Wenn ich als schwarze Dienerin gelten soll, darf kein Fleckchen heller Haut zu sehen sein. Was meinst du, was die Leute sagen würden,
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