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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wenn ich mich irgendwo erleichterte und ihnen dabei einen weißen Hintern zeige?«
    Ermengilda musste lachen. Sie trennte einen Stofffetzen von ihrem alten Gewand ab, tränkte ihn mit dem Mittel und begann, den Rücken und den genannten Körperteil ihrer Freundin einzufärben.
    Da kam Konrad zurück und starrte die nackte Frau, die weiß und schwarz gefleckt dastand, verblüfft an. Als Maite ihn entdeckte, fauchte sie wie eine Katze, der jemand auf den Schwanz gestiegen war.
    »Mach, dass du verschwindest! Oder hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass du keine fremden Frauen anstarren sollst, besonders, wenn sie unbekleidet sind?«
    Konrad wandte sich ab, weniger jedoch wegen Maites Schelten, sondern weil ihr Anblick nicht ohne Wirkung auf ihn geblieben war. Trotz ihrer gescheckten Haut hatte ihn das Verlangen gepackt. Bisher hatte er sie für unansehnlich gehalten, zumindest im Vergleich zu Ermengilda, aber als er sie noch einmal heimlich betrachtete, fand er sie sogar recht reizvoll, obwohl die schwarze Farbe nun beinahe ihren gesamten Körper bedeckte.
    »Ich sattle die Esel«, sagte er und verließ die beiden Frauen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Viel zu tun hatte er nicht, denn außer dem Strick als Zügel und einer um den Bauch geschlungenen Schnur, mit der er den Packen mit dem Essen und das eingewickelte Schwert festbinden konnte, war nichts an Sattel- und Zaumzeug vorhanden.
    Kurz darauf waren auch die beiden Frauen fertig. Konrad schluckte, als er Maite als Mohrin sah. Hätte er sie nicht bereits gekannt, wäre ihm nie der Verdacht gekommen, ihre Haut wäre in Wahrheit weiß. Der Anblick von Ermengildas Haar machte ihn ein wenig traurig. Der goldene Glanz war einem matten Schwarz gewichen, und er war froh um die Kappe und den Schleier, mit denen sie ihre Locken nun verbarg.
    Ein Problem galt es jedoch noch zu lösen. Da sie einen Esel zu wenig besaßen, würde einer von ihnen zu Fuß gehen müssen. Eleasar, der Jude, hatte geglaubt, Konrad würde neben Maite seinen Landsmann Ermo mitnehmen und diesen als Mohren ausgeben. Einen solchen aber ließ man zu Fuß gehen und die Tiere führen.
    Konrad hob Ermengilda auf den kräftigeren Esel und forderte Maite auf, sich auf den anderen zu setzen.
    »Glaubst du nicht, dass es seltsam aussieht, wenn der Herr zu Fuß geht und die Magd reitet?«, fragte Maite spöttisch.
    »Aber ich kann dich doch nicht die ganze Strecke laufen lassen!« Für die Dauer mehrerer Herzschläge überlegte Konrad, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er sich schwarz hätte anmalen lassen. Doch nur mit ihm als schwarzen Knecht hätten die beiden Frauen nicht reisen können.
    »Du reitest, und ich laufe! Es geht wirklich nicht anders«, beharrte Maite.
    Konrad nickte grimmig und stieg auf den zweiten Esel.
    Maite fasste nach dem Strick von Ermengildas Reittier und führte es aus dem Wald heraus. Konrad stieß seinem Esel dieFersen in die Weichen und brachte ihn dazu, seinem Gefährten im Zuckeltrab zu folgen.
    »Was habt ihr mit den Gewändern gemacht, die wir zurücklassen mussten?«, fragte er, als er Maite und Ermengilda eingeholt hatte.
    »Was wir nicht brauchen konnten, hat Maite mit Hilfe eines Stockes vergraben«, antwortete Ermengilda und hielt sich dabei krampfhaft an der dünnen Mähne des Esels fest. Im Sattel fühlte sie sich sicher, und sie hätte die Strecke bis zur Grenze auf einem feurigen Renner in weniger als drei Wochen zurückgelegt. Aber sie war noch nie auf dem blanken Rücken eines Esels geritten und daher froh, dass Maite das Tier am Zügel führte.
    Als sie sich zu Konrad umwandte, musste sie lächeln. Auch er wirkte nicht gerade wie ein stolzer Reiter.

4.
     
    E
s zeigte sich rasch, dass Ermengilda und Konrad sich nicht zu orientieren vermochten und nur sagen konnten, dass sie nach Norden ziehen mussten, um bekannte Gebiete zu erreichen. Anders als sie hatte Maite auf der Reise nach Córdoba achtgegeben und sich die Namen und den Anblick der Städte auf ihrem Weg eingeprägt. Daher waren die beiden anderen von ihr abhängig. Die Situation gefiel ihr, denn es machte sie zur eigentlichen Anführerin der kleinen Gruppe.
    Für die Reisenden aber, auf die sie unterwegs trafen, war sie nicht einmal eine Person, sondern nur eine schwarze Sklavin, die ihren Herrn und ihre Herrin begleitete. Die beiden alten Esel und das geringe Gepäck trugen ein Übriges dazu bei, dass sie etliche Tage unbehelligt über die Landstraßen ziehen konnten. Juden, die auf eine

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