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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich fertig bin? Ja, das ist das Best’. Die Weiber müss’n hinab! da können sie net plaudern, und ich fahr’ zum Schwäher, der mir den Hof abkauft. Er hat ihn längst begehrt und kann ihn gleich bezahl’n, wenn ich mit ihm Abrechnung halt’. Morg’n bring ich ihn mit; wir versammeln die Leut’, wozu ich den Zettel gleich nachher leg’, er übernimmt das ganz’ Geschäft und mag dann thun, was er will. Dann geh ich in die Welt und lach der klugen Leut’, die all’ Finger nach mir streck’n und doch nix greif’n als die Luft.«
    Er begann sich umzuziehen.
    »Der Webel mag steck’n, bis ich zurückkehr; vielleicht darf er gar nimmer wieder heraus. Und der Bachfrieder, ja, mit dem hab’ ich noch eine Furch zu ackern, bei der ihm Hör’n und Seh’n vergehen soll. Was geht ihn der Waldkönig an? Was hat er nach ihm zu spionir’n? Ist er Soldat oder Jäger oder Grenzer? Er hat ein unberufen Amt übernommen, und ich werd ihm dafür die Löhnung zahl’n bis zum letzt’n Heller. Ich weich’ net eher aus dem Ort, bis er dasselb’ Gesicht hat wie der Goliath; das bin ich mir und dem Nachfolger schuldig!«
    Jetzt brachte Martha die Mutter geführt. Beide blieben unter der Thür stehen und sprachen kein Wort.
    »Wir verreis’n. Macht Euch fertig und nehmt Speis’ mit für einen Tag oder zwei. In einer Viertelstund’ wird angespannt.«
    »Wohin, Vater?« frug Martha.
    »Das geht Euch nix an; das ist meine Sach’!«
    »Auf zwei Tag? Und wir all’ Drei? Willst den Hof so verwaist zurücklass’n?«
    »Halt’ den Mund und thu, was ich befehl’,« herrschte er sie an, »’hast die Supp’ eingebrockt und kannst sie nun auch auslöffeln!«
    Sie gingen.
    »Was hat er vor, Mutter?«
    »Ich weiß net, aber nix Gut’s, das ist sicher. Mir ist’s auch gleich, mit mir ists all’, er mag thun was er will!«
    »So darfst’ net sprech’n, Mutter! Weg’n ihm darf’st Dich net vergrämen und verjammern; er ist’s net werth. Sei stark, thu’ mir’s zu Lieb’! Weißt net, was der Bachbauer gesagt hat? Der Vater mag verreis’n, wohin er will; ich pack’ meine Sach’ und geh zum Bachhof. Kommst’ mit?«
    »Nein. Das gäb’ einen Skandal, wie er net größer gedacht werden kann. Harr’ aus bei mir, Marthe; vielleicht hilft Gott, daß All’s noch gut wird!«
    »So will ich bei Dir bleiben; aber das thu’ ich: ich schicke zum Frieder und laß’ ihm sag’n, daß der Vater uns wegzwingt und net sagt, wohin. Darf ich?«
    »Ja, thu es; doch laß’ nix davon merk’n!«
    Martha ertheilte ihren Auftrag einem Tagelöhner, der nicht so leicht wie das Hausgesinde vermißt werden konnte. Der alte Mann konnte sich trotz ihrer Mahnung nicht sofort von seiner Arbeit trennen und machte sich dann nur langsam auf den Weg. Er traf Frieder im Hofe des Bachgutes beschäftigt.
    »Recht, daß ich Dich gleich find’. Die Marth’ läßt Dir schnell sag’n, daß der Bauer sie mit der Mutter auf den Wag’n packt und fortschaff’n will.«
    »Wohin?«
    »Das hat er net gesagt. Sie müss’n Speis’ für zwei Tag’ mitnehmen.«
    »Und wenn gehts fort?«
    »Sogleich. Das Geschirr stand schon bereit, als ich ging.«
    »Jetzt sogleich, wo es bereits dunkelt?«
    Er eilte hinaus auf die Straße und schritt eine Strecke auf ihr hin, bis er den Feldhof erblicken konnte. Aus dem geöffneten Thore desselben rollte in diesem Augenblicke der Wagen mit dem Bauer vorn auf dem Bocke und den Frauen auf dem Innensitz. Der Erstere hatte sein Augenmerk auf die muthigen Pferde gerichtet, welche ihm zu schaffen machten, und hielt das Gesicht von dem Dorfe abgewandt. Frieder benutzte dies, trat hinter dem Straßenbaume, der ihn verbarg, hervor und winkte. Sein Zeichen wurde von Martha, welche ihr Taschentuch erhob, beantwortet. Er eilte zurück und gebot dem Knechte, schleunigst zu satteln, dann ging er zu den Eltern.
    »Soeb’n schleppt der Feldbauer die Martha mit ihrer Mutter fort. Sie wiss’n net, wohin und hab’n zu mir gesandt. Ich muß sehn, was er mit ihnen thut, und reit’ ihm nach!«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte er auf sein Zimmer, warf sich in andere Kleider und lenkte schon nach wenigen Augenblicken zum Thore hinaus. Die Geliebte sollte ihm entrissen werden; er mußte ihr folgen und gab dem Braunen die Sporen. Im Galopp flog dieser die Straße dahin; der Wald war in kaum einer Minute erreicht, und hier, wo die Chaussee in schnurgerader Richtung allmählig bergan stieg, sah er trotz der hereinbrechenden Dunkelheit das

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