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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ich kann mehr Macht beherrschen als du. Ich bin immer noch der Meinung, ich... « Egwene schnitt ihr das Wort ab.
    »Du bist nur dann stärker, wenn du wütend bist. Kannst du sicher sein, daß du im Traum wütend wirst? Hast du Zeit genug, um dich in Rage zu steigern, bevor du die Macht benützt? Licht, wir wissen ja noch nicht einmal, ob jemand im Traum die Macht verwenden kann. Wenn eine von uns das tun muß - und falls du recht hast, ist das unsere einzige Verbindung -, sollte ich es sein. Vielleicht gehöre ich wirklich zu den Träumern? Außerdem hat ihn Verin mir gegeben.«
    Nynaeve sah sie an, als wolle sie Einspruch erheben, aber schließlich nickte sie unwillig. »Also gut. Aber Elayne und ich sind dabei. Ich weiß nicht, was wir tun können, aber falls etwas schiefgeht, können wir dich vielleicht aufwecken, oder... Wir werden dabeisein.« Elayne nickte ebenfalls.
    Jetzt waren sie sich einig, und Egwene hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Ich habe sie dazu überredet. Und jetzt würde ich mir das am liebsten wieder ausreden lassen. Ihr wurde plötzlich bewußt, daß eine Frau in der Tür stand, eine Frau im Weiß der Novizinnen, deren Haar zu langen Zöpfen geflochten war.
    »Hat dir niemand beigebracht, anzuklopfen, Else?« fragte Nynaeve.
    Egwene schloß die Faust um den Ring, damit sie ihn nicht sehen konnte. Sie hatte das dumme Gefühl, daß Else ihn angestarrt habe.
    »Ich habe eine Nachricht für euch«, sagte Else ruhig. Sie betrachtete den Tisch, auf dem die Papiere verstreut lagen und dann die drei Frauen, die ihn umstanden. »Von der Amyrlin.«
    Egwene tauschte verblüffte Blicke mit Elayne und Nynaeve.
    »Also, was ist?« wollte Nynaeve wissen.
    Else zog amüsiert die Augenbrauen hoch. »Die von Liandrin und den anderen zurückgelassenen Besitztümer wurden in dem dritten Lagerraum auf der rechten Seite von der Haupttreppe aus im zweiten Keller unter der Bibliothek untergebracht.« Sie blickte noch einmal zu den Papieren auf dem Tisch hinüber und ging. Sie bewegte sich weder hastig noch langsam.
    Egwene raubte es den Atem. Wir haben Angst, uns irgend jemand anzuvertrauen, und die Amyrlin traut Else Grinwell vor allen Frauen?
    »Diesem närrischen Mädchen kann man zutrauen, jedem alles zu erzählen, der sie danach fragt!« Nynaeve ging zur Tür.
    Egwene raffte ihren Rock hoch und schoß an ihr vorbei. Ihre Schuhe glitten auf den Kacheln der Galerie fast aus, aber sie sah gerade noch einen weißen Schimmer von der nächstgelegenen Rampe verschwinden und hetzte hinterher. Sie rennt bestimmt auch, sonst wäre sie nicht so weit voraus. Warum rennt sie? Das weiße Aufblitzen zeigte sich bereits wieder ein Stück weiter unten. Egwene folgte ihr.
    Eine Frau wandte sich am Fuß der Rampe zu ihr um, und Egwene blieb verwirrt stehen. Wer das auch war, Else war es bestimmt nicht. Ganz in Silber und weißer Seide erregte sie Gefühle in Egwene, die diese nicht von sich kannte. Sie war größer und viel schöner, und unter dem Blick aus ihren schwarzen Augen fühlte sich Egwene ganz klein, schäbig und unsauber. Sie kann vermutlich viel mehr an Macht beherrschen als ich. Licht, sie ist möglicherweise klüger als wir drei zusammen. Es ist nicht fair, daß eine Frau so... Plötzlich wurde ihr klar, wohin ihre Gedanken führten. Ihre Wangen liefen rot an, und sie schüttelte sich schnell. Sie hatte sich niemals einer anderen Frau so... unterlegen... gefühlt, und damit sollte sie erst gar nicht anfangen.
    »Kühn«, sagte die Frau. »Ihr seid kühn, so allein hier herumzurennen, wo so viele Morde geschehen sind.« Es klang beinahe erfreut.
    Egwene richtete sich auf und strich ihr Kleid glatt. Sie hoffte, die andere Frau würde es nicht bemerken, was sie aber doch tat, und sie wünschte, die andere hätte sie nicht wie ein Kind rennen gesehen. Hör auf damit! »Verzeiht, aber ich suche eine Novizin, die hier durchkam, wie ich glaube. Sie hat große, dunkle Augen und dunkles Haar. Sie trägt Zöpfe. Sie ist mollig und durchaus hübsch. Habt Ihr gesehen, wohin sie ging?«
    Die hochgewachsene Frau musterte sie amüsiert von oben bis unten. Egwene war nicht sicher, aber sie hatte das Gefühl, die Frau habe ganz kurz ihre geballte Faust betrachtet, in der der Steinring noch steckte. »Ich glaube nicht, daß Ihr sie einholen werdet. Ich habe sie gesehen, und sie rannte ziemlich schnell. Ich schätze, mittlerweile ist sie weit weg.«
    »Aes Sedai«, begann Egwene, aber sie bekam keine Chance, zu fragen, in welche

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